Tourismus erwartet tektonische Verschiebungen - Seite 2
Regionale Stärken gekonnt ausspielen
Probleme mit der Zukunft seiner Lebensgrundlagen habe er nicht, entgegnete Slow-Food-Pionier Herwig Ertl. "Speziell hier in Kärnten geht es darum, dass wir uns das bewahren, was andere vergessen haben." Innovationen gibt es seiner Ansicht nach genug. Was zählt ist, wie der Mensch damit umgeht. "Städter zieht es von jeher zum Urlaub machen aufs Land." Das liege an der Wahrung erfolgreicher Konzepte, Gäste zufriedenzustellen. Trendforscherin Gebhardt sieht hier große Chancen durch den zunehmenden Tourismus aus Fernost: Es sei ein Trend zu erkennen, dass beispielsweise Chinesen Bräuche aus bereisten Regionen annehmen und imitieren.
Dass lokale Stärken allein nicht ausreichend sind, um Reisende anzulocken, weiß Georg Overs, Geschäftsführer der Region Villach Tourismus: Gerade erst wurde sein "Bahnhofsshuttle", der Radfahrer oder Wanderer ohne eigenes Auto von Bahnhöfen zum Reiseziel weiterbefördert, mit dem Österreichischen Tourismus-Innovationspreis ausgezeichnet. "Wir müssen den Spagat zwischen Innovation und altbewährtem Umgarnen der Gäste schaffen", gab Overs die Marschroute vor. "Dann brauchen wir uns nicht zu fürchten."
Beiderseitige Wertschätzung gefordert
Der Zuspruch zum lokalen Tourismusgewerbe hängt laut Michael Berndl von den Romantikhotels jedenfalls mit dem Ansehen der Beschäftigten im Tourismus zusammen. "Der Mangel an Fachkräften ist auch auf mangelnde Wertschätzung zurückzuführen", sagte der Familienvater, dessen Söhne irgendwann sein Geschäft übernehmen sollen. "Doch das geht nicht ohne Spaß an der Arbeit, und wenn ihnen niemand dafür dankt, dass sie hart arbeiten", so Berndl. Letztlich, so schloss Herwig Ertl, muss die Tourismusbranche bei zukünftigen Aufgaben zusammenhalten. Dafür hat er zum Abschluss der Diskussion auch einen treffenden Merksatz parat: "Wenn wir nicht untereinander neidisch sind, haben wir alle genug!"
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