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    Marktkommentar  872  0 Kommentare Dr. Andreas Busch (BANTLEON): Trump macht Ernst

    Auch wenn nach wie vor die Chance für eine »friedliche« Lösung der Konflikte besteht – das Eskalationspotential ist zweifellos gewachsen.

    Der Handelskrieg zwischen den USA und China ist doch noch nicht vom Tisch und die US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte aus der EU und den NAFTA-Partnern sind tatsächlich in Kraft gesetzt worden. Gegenwärtig scheint das für die USA kein Problem zu sein – die Wirtschaft brummt wie schon lange nicht mehr.


    Allerdings trüben sich die Perspektiven für das 2. Halbjahr ein, das BIP-Wachstum wird an Schwung verlieren, was den Risikoappetit an den Finanzmärkten dämpfen sollte – die Verunsicherungen durch die Handelsstreitigkeiten dürften zusätzliche Bauchschmerzen verursachen.

    Nun also doch. Liess Washington noch vor zwei Wochen nach intensiven Verhandlungen mit Peking verlauten, der drohende Handelskrieg sei auf Eis gelegt, folgte vergangenen Dienstag die 180-Grad-Wende. Das Weisse Haus gab überraschend bekannt, an den ins Auge gefassten 25%igen Zöllen auf chinesische Einfuhren im Umfang von 50 Mrd. USD festzuhalten. Am 15. Juni soll eine detaillierte Liste mit den betroffenen Gütern bekannt gegeben werden und »wenig später« würden die Einfuhrbeschränkungen umgesetzt.

    Die erste Reaktion aus China fiel zwar gelassen aus. Die Regierung werte die Aussagen als Be­standteil der gewohnten Verhandlungstaktik der USA, die nicht zuletzt aufgrund innen­politischer Zwänge verbal einen scharfen Kurs fahren müsse. Gleichwohl liess die chinesische Regierung nach den ergebnislosen Gesprächen von diesem Wochenende keinen Zweifel daran, dass Gegenmass­nahmen ergriffen werden, sollten die USA tatsächlich die angedrohten Zölle erheben.

    In den Auseinandersetzungen mit Europa und den NAFTA-Partnern ist man bereits einen – traurigen – Schritt weiter. Seit vergangenem Freitag sind die im März angekündigten 25%igen bzw. 10%igen Einfuhr­zölle auf Stahl und Aluminium tatsächlich in Kraft. Mexiko, Kanada und die EU haben darauf prompt reagiert und Importbeschränkungen in gleichem Umfang in Aussicht gestellt, die innerhalb der kommenden Wochen umgesetzt werden sollen.

    Wie alle beteiligten Parteien immer wieder betonen, besteht zweifelsohne nach wie vor Hand­lungs­spielraum, um die verhängten bzw. drohenden Sanktionen doch noch aufzuheben oder abzumildern. Gleichwohl zeigt die jüngste Entwicklung, dass das Eskalationspotential in Form sich gegenseitig aufschaukelnder Strafmass­nahmen zugenommen hat.

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    Für die US-Wirtschaft scheint das gegenwärtig keine nennenswerte Bedrohung darzustellen, läuft die Konjunktur derzeit doch so rund wie lange nicht mehr. Der Jobmotor brummt. Mit 3,75% ist die offizielle Arbeitslosenquote auf einen fast 50-jährigen Tiefststand gesunken. Gleichzeitig steuert das Wirtschafts­wachstum im laufenden Quartal – nach den vorübergehenden Belastungen vom Jahresanfang – auf einen Wert von rund 4,0% zu (annualisiert gegenüber dem Vorquartal), was das beste Ergebnis seit rund vier Jahren wäre.

    Die aktuell robuste Konjunkturdynamik darf indessen nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Perspek­tiven für das zweite Halbjahr eintrüben. Vor allem dürfte der kräftige Zinsanstieg der zurück­liegenden Quartale die Investitionsdynamik bremsen – nahezu ausnahmslos alle Geschäfts­klimaumfragen kündigen hier bereits eine langsamere Gangart an. In die gleiche Richtung deutet die schwächere Gewinn­dynamik. Die im Inland erzielten Gewinne von Nicht-Finanzunternehmen sind im vergangenen Quartal auf den tiefsten Stand seit sechs Jahren gesunken.

    Die US-Wirtschaft steuert somit ohnehin darauf zu, wieder kleinere Brötchen zu backen. Die Risiko­bereitschaft an den weltweiten Finanzmärkten sollte allein davon einen Dämpfer erhalten. Kommt dann aber auch noch eine wachsende Verunsicherung von eskalierenden Handels­streitigkeiten hinzu, trüben sich die Aussichten für Risikoassets zusätzlich ein. Wir halten daher an unserer defensiven Asset-Allocation fest.




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