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    ROUNDUP  465  0 Kommentare US-Zinsen steigen auf höchsten Stand seit 2011

    WASHINGTON/FRANKFURT (dpa-AFX) - Starke Konjunkturdaten und Äußerungen von US-Notenbankchef Jerome Powell haben die Kapitalmarktzinsen in den USA stark steigen lassen. Nach einem deutlichen Zuwachs am Mittwoch stieg der Zins für zehnjährige amerikanische Staatsanleihen am Donnerstag über die Marke von 3,2 Prozent. Es ist das erste Mal seit dem Jahr 2011, dass dieses Niveau überschritten wird. Die Entwicklung ist wegen der großen Relevanz der USA für die globale Konjunktur und das Finanzsystems von hoher Bedeutung.

    Der Zinsanstieg erfasste am Donnerstag Asien und Europa. In vielen Industrie- und Schwellenländern stiegen die Kapitalmarktzinsen ebenfalls kräftig an. In Deutschland rentierten zehnjährige Bundesanleihen mit bis zu 0,54 Prozent und damit 0,07 Prozentpunkte höher als am Mittwoch. Der nach wie vor große Zinsabstand zwischen Deutschland und den USA von etwa 2,6 Prozentpunkten hat seine Ursache in der unterschiedlichen Ausrichtung der Geldpolitik, die in den USA wesentlich straffer ist als in Europa.

    Am Mittwoch hatten amerikanische Konjunkturdaten einmal mehr überzeugt. So war die Beschäftigung in der Privatwirtschaft nach Zahlen des Dienstleisters ADP im September deutlich angestiegen. Zudem hellte sich die Stimmung unter amerikanischen Dienstleistern gemäß dem ISM-Einkaufsmanagerindex kräftig auf. Die US-Wirtschaft befindet sich seit längerem in einem stabilen Aufschwung mit moderaten Inflationsraten in der Nähe des Notenbankziels. Die Löhne und Gehälter der Arbeiter und Angestellten ziehen aber langsam an. Über eine höhere Güternachfrage könnte dies zu höheren Inflationsraten und weiter steigenden Zinsen führen.

    Die Aussicht auf weiter steigende Zinsen bestätigte am späten Mittwochabend US-Notenbankchef Powell. Womöglich könnten die Leitzinsen der Federal Reserve sogar stärker steigen als bislang vermutet. Powell sagte, das Zinsniveau unterstütze zwar immer noch die Konjunktur, es bewege sich aber allmählich auf neutrales Niveau zu. "Wir könnten über Neutral gehen. Aber aktuell sind wir wahrscheinlich noch weit von diesem Punkt entfernt."

    Die Fed veranschlagt das neutrale Zinsniveau gegenwärtig bei etwa drei Prozent. Dieser Punkt kennzeichnet das Zinsniveau, auf dem die Wirtschaft weder gebremst noch angeschoben wird. Derzeit liegen die Leitzinsen der Fed in einer Spanne zwischen 2,0 und 2,25 Prozent. Viele Beobachter waren bisher davon ausgegangen, dass die Fed ihren Straffungskurs im Laufe des kommenden Jahres beenden wird, weil dann das neutrale Niveau erreicht sein dürfte. Dieses Szenario wird durch Powells Bemerkungen in Frage gestellt.

    Powell hob zudem den aus seiner Sicht sehr guten Zustand der US-Wirtschaft hervor. Die USA befänden sich in "außergewöhnlichen Zeiten" mit einer niedrigen Inflation und sehr geringer Arbeitslosigkeit. Die Vereinigten Staaten durchlebten eine "bemerkenswert positive Wirtschaftslage". "Es gibt wirklich keinen Grund zu der Annahme, dass dieser Zyklus nicht noch einige Zeit fortgesetzt werden kann."

    Entscheidend an der Zinsentwicklung in den USA ist nicht nur das steigende Zinsniveau. Zudem ist die derzeit sehr flache Zinskurve, also der geringe Unterschied zwischen Kurz- und Langfristzinsen, zuletzt etwas steiler geworden. Diese Entwicklung kommt insbesondere Banken zugute, die sich zumeist kurzfristig Geld leihen, um es langfristig als Kredit auszureichen. Die Branche gehörte in Europa am Donnerstag an der Börse zu den Gewinnern.

    Die flache Zinskurve hatte zuletzt immer wieder Ängste vor einer nahenden Rezession in den USA geschürt. Eine inverse Zinsstruktur, also höhere Kurzfrist- als Langfristzinsen, war in der Vergangenheit häufig ein Auslöser oder eine Begleiterscheinung eines wirtschaftlichen Abschwungs gewesen. Einige Beobachter meinen jedoch, dass es diesmal anders sei - wie sich nach der Finanzkrise so vieles an den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geändert habe./bgf/jkr/jha/





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