checkAd

     1337  0 Kommentare Risikomanager und Schnäppchenjäger - so wird der Sell-Off getradet

    Über sieben Prozent hat der DAX in der Spitze in den vergangenen zwei Wochen an Wert verloren. Nach dem Bruch der lange Zeit stabilen Unterstützung bei ca. 11.700 Punkten fürchten Charttechniker mittelfristig weiter fallende Kurse. Die Experten bei HSBC zum Beispiel haben eine so genannte „Schulter-Kopf-Schulter (SKS)-Formation“ beim DAX ausgemacht. Das rechnerische Abschlagspotential dieser potenziellen Trendumkehrformation wird auf rund 1800 Punkte taxiert. Damit würde der Index unter die Marke von 10.000 Punkten rutschen.

    So günstig wie seit Jahren nicht

    Die auf Basis fundamentaler Daten argumentierenden Analysten sehen nicht ganz so schwarz. Zwar werden auch hier weitere Abschläge nicht ausgeschlossen. Da sich das Umfeld an den Börsen aber nicht grundlegend geändert habe, sollten Anleger ihrer Meinung nach jetzt nicht in Panik verfallen. Die Anlagestrategen der Deutschen Bank etwa rechnen damit, dass der DAX bis Jahresende zumindest wieder über 12.000 Punkten steigen sollte. Die Aussichten an der Börse seien weiterhin positiv, weshalb aktuell ein günstiger Zeitpunkt für einen Einstieg sein könnte. Auch bei der Commerzbank geht man davon aus, dass mit der aktuellen Korrektur die letzte Phase des Kursabschwungs eingeläutet sein dürfte und zum Jahresende hin wahrscheinlich wieder eine Erholung anstehe.

    Außerdem ist der DAX mittlerweile deutlich unterbewertet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt nach dem Kursrutsch bei 12,4 - so günstig waren die deutschen Blue Chips zuletzt vor sechs Jahren. Solange Deutschland und die Weltwirtschaft nicht in eine neue Rezession geraten – wofür es derzeit keinerlei Hinweise gibt – sind die derzeitigen Kurse fundamental nicht zu rechtfertigen, urteilt Carsten Klude, Chefvolkswirt von M.M. Warburg gegenüber dem Handelsblatt.

    Börsenampeln generieren Warnsignale

    Die Trader bei wikifolio.com sind tendenziell trotzdem erst einmal etwas vorsichtiger geworden. Lag die durchschnittliche Cash-Quote aller Portfolios zu Jahresbeginn noch bei 15 Prozent, ist dieser Wert in den vergangenen Wochen sukzessive auf aktuell gut 23 Prozent gestiegen. In vielen Fällen ist das eine Folge des Risikomanagements, das viele Trader in ihre Handelsidee implementiert haben. Die Experten der GFA Vermögensverwaltung haben in dem zuvor voll investierten wikifolio „Dt. Aktien-Momentum-Protect“ am Freitag alle Werte verkauft, nachdem ihre selbst entworfene Börsenampel ein Ausstiegssignal generiert hatte.

     „In so einer Phase ist Cash die beste Position, die man halten kann. Und das wird auch vorerst in unserem wikifolio so bleiben. Risk Management first“!
    wikifolio-Trader Christoph Klar („SystematiCK“)

    Im wikifolio „PLATOW Trend & Sentiment 2.0“ des Börsenbriefes „PLATOW Derivate“ wurde solch ein Warnsignal bereits vor knapp zwei Wochen generiert, weshalb der Ausstieg hier noch bei einem DAX-Stand von 12.260 Punkten erfolgte. Im Anschluss war der Index um sechs Prozent eingebrochen. Auch Christoph Klar („SystematiCK“) setzt in seinem wikifolio „Trendfollowing Deutschland” aktuell voll auf Liquidität, weil sich die Märkte nach seiner Einschätzung „klar in einem mittelfristigen Abwärtstrend“ befinden: „In so einer Phase ist Cash die beste Position, die man halten kann. Und das wird auch vorerst in unserem wikifolio so bleiben. Risk Management first“! Spannendes Detail am Rande: Auf Klars Aktien-Watchlist befinden sich in der laufenden Woche aufgrund der ausgeprägten Marktschwäche lediglich drei Titel, die durch relative Stärke überzeugt haben. Die Versorger Innogy und 2G Energy sowie der Fußballverein Borussia Dortmund. Mehr dazu auf Christophs Klar Instagram-Account stock.trendfollowing

    „Das Risikomanagement hat mich dazu veranlasst, sehr viele Positionen zu verkaufen, denn es wäre grob fahrlässig auf diese Entwicklungen als Trader nicht zu reagieren.”
    wikifolio-Trader Axel Albietz („TraderOnkel“)

    Günstige Einkaufstour nach dem Abverkauf 

    Im wikifolio „AA+ Master-Trading ohne Hebel” von Axel Albietz („TraderOnkel“) wurde die Cash-Quote zumindest auf 50 Prozent hochgefahren. Gleichzeitig hat der Trader als zusätzliche Absicherung gegen fallende Kurse noch zwei moderat gehebelte ETFs auf den Short DAX eingebaut. Er besitze zwar keine Glaskugel und könne keine Bewegungen vorhersagen, habe jedoch gelernt auf Entwicklungen richtig zu reagieren: „Mein Risikomanagement hat mich dazu veranlasst sehr viele Positionen zu verkaufen“, schreibt der Trader, der alles andere als „grob fahrlässig“ bezeichnet, in seinem Blog. Schließlich könne man bei weiter fallenden Kursen nur dann auf günstige Einkaufstour an den Börsen gehen, „wenn man sein Kapital zusammen hält und nicht vollinvestiert die Verluste aussitzt“.

    Am schlimmsten getroffen hat es an den Aktienmärkten zuletzt die Hightech- und Nebenwerte, die zuvor allerdings auch besonders stark gelaufen waren. Der TecDAX etwa ist prozentual fast doppelt so stark eingebrochen wie der DAX. Bei einzelnen Werten fielen die Abschläge noch wesentlich heftiger aus, wobei das nicht selten mit Gewinnwarnungen der Unternehmen verbunden war. Aber selbst grundsätzlich positiv zu bewertende Nachrichten konnten die Verkaufswelle oftmals nicht verhindern. Ein gutes Beispiel dafür ist die Aktie von Evotec, die trotz mehrerer Erfolgsmeldungen (u.a. eine Erweiterung der Zusammenarbeit mit dem französischen Pharmakonzern Sanofi) seit Anfang September in der Spitze mehr als ein Drittel ihres Börsenwertes eingebüßt hat.

    „Aktuell sehen wir Kurse, bei denen man sich später fragen wird: Weshalb habe ich nicht stärker zugegriffen?“
    wikifolio-Trader Volker Thiel („AlltagsTrader“)

    Zahlreiche Trader haben in den vergangenen Tagen aufgrund dieser für viele als Übertreibung angesehenen Kursentwicklung bei dem TecDAX-Wert zugegriffen. Stephan Bauer von der Zeitschrift „Euro am Sonntag“ hat seine Position in dem wikifolio „€uro am Sonntag Offensiv” aufgestockt, weil seiner Meinung nach viel dafür spricht, dass es sich grundsätzlich bei den aktuellen Turbulenzen am Markt nicht um eine Trendumkehr, sondern nur um eine ganz normale Korrektur handelt.

    Michael Flender („GoldeselTrading“), der die Cash-Quote in seinem wikifolio „Goldesel-Investing” zwischenzeitlich deutlich erhöht hatte, ist bei Evotec am Donnerstag mit einer Abstauber-Order (Limit-Kauf) zum Zuge gekommen. Er sieht die grundlosen Abverkäufe vieler Werte als klare Übertreibung an, wie er am Tag zuvor noch einmal bestätigte: „Ein Wahnsinn alles. Ich werde auf diesem Niveau jetzt keine größeren Verkäufe mehr tätigen, weil die Werte aufs Extremste verprügelt wurden. Eine mehrtägige Erholung wird kommen.“

    Eine ähnliche Strategie wie sein Trader-Kollege wollte auch Christian Scheid („Scheid“) bei Evotec fahren: „Ich sehe in dem Rücksetzer eine Kaufgelegenheit.“ Sein für das wikifolio „Special Situations” aufgegebenes Kauflimit bei 15 Euro wurde aber ganz knapp verfehlt. Er hat die Order mittlerweile aus dem Markt genommen, die Aktie bleibt aber weiter auf seiner Watchlist. Bei relativ hohem Cash-Bestand versucht er momentan, bei vielen Werten möglichst günstig einzusteigen und in Erholungen hinein die Bestände wieder abzubauen.

    Ruhe bewahren - Chancen erkennen

    Volker Thiel („AlltagsTrader“) hat die Aktien-Quote in seinem wikifolio „Alltags-Trader (Spezial)” in den vergangenen Tagen deutlich auf fast 90 Prozent hochgefahren und ist bereit, dies noch weiter fortzusetzen: „Es liegen viele Kauflimits im Markt. Sehen wir wieder fallende Kurse, werde ich erneut ‚zuschlagen‘. Bei fallenden Kursen zuzugreifen fällt vielen Marktteilnehmern schwer, da sie Angst vor Buchverlusten haben, diese Art von Trading (Swing-Trade) ist aber vermutlich die profitabelste Strategie.“

    Diese Angst scheint der Vollzeit-Trader tatsächlich nicht zu kennen, denn der Großteil seiner Depotwerte liegt aktuell im Minus. Gleichzeitig zeigt die Trade-Historie jedoch, dass es ihm gelingt, die Trades am Ende mehrheitlich mit einem Gewinn abzuschließen. Für Investoren hat er zudem noch einen gut gemeinten Ratschlag: „Bleiben Sie ruhig, aktuell sehen wir Kurse bei denen man sich später fragen wird: Weshalb habe ich nicht stärker zugegriffen?“ Die kommenden Wochen werden zeigen, ob der Trader auch diesmal Recht behält oder sich der Kursrutsch doch noch weiter fortsetzt.

    Die 10 Aktien mit den meisten Trades (08.10. - 15.10.2018):

    # Name ISIN Handelsvolumen Alle Trades Käufe
    1 Wirecard DE0007472060   3.259.221 1590 59%
    2 Amazon US0231351067   1.403.377 537 55%
    3 Evotec DE0005664809   1.646.436 430 61%
    4 SAP DE0007164600   1.849.089 340 68%
    5 Apple US0378331005   120.906 325 62%
    6 BASF DE000BASF111   1.231.466 313 80%
    7 Alibaba US01609W1027   130.065 306 67%
    8 Microsoft US5949181045   3.521.322 301 57%
    9 Metro DE0007257503   496.692 273 66%
    10 Netflix US64110L1061   181.956 272 61%

     

    Alle wikifolios mit Evotec (ISIN: DE0005664809) im Depot.




    Verfasst von wikifolio
    Risikomanager und Schnäppchenjäger - so wird der Sell-Off getradet Die Stolpersteine an den Aktienmärkten sind sicher nicht zu unterschätzen. Doch bei all der schlechten Stimmung wird oft übersehen, was für Investoren entscheidend ist: Ein funktionierendes Risikomanagement und der Aktienkauf, wenn Aktien günstig sind. Gesagt, getan.

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer