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    Börsen-Zeitung  532  0 Kommentare Revival der Industriepolitik, Kommentar zu Siemens von Michael Flämig

    Frankfurt (ots) - Siemens befindet sich mit Alstom auf
    Konfrontationskurs zu den europäischen Wettbewerbshütern. Denn die
    Kartellbehörden signalisieren auf allen Kanälen, dass die
    Zugeständnisse der Bahntechnikhersteller nicht ausreichen für die
    Genehmigung eines Zusammenschlusses. Das Zug-Duo verweigert aber die
    Abgabe weiterer Konzernteile. Wenn keiner der Kontrahenten eine
    Kehrtwende hinlegt, erleidet das Fusionsprojekt einen Totalschaden.

    Ob Siemens und Alstom nun gemeinsam Hochgeschwindigkeitszüge bauen
    oder eben nicht, wird den Lauf der Welt nicht verändern. Die
    Diskussion über das Projekt aber sehr wohl. Denn der Fall weist über
    die ökonomische Sphäre hinaus in den gesellschaftlichen Raum. Dort
    zeigen die Stellungnahmen der Politiker, dass ein Paradigmenwechsel
    bevorsteht. Künftige Ökonomie-Lehrbücher werden das Fusionsprojekt
    daher als Wendepunkt in der europäischen Industriepolitik
    kennzeichnen.

    Die Ausgangslage ist klar: Das Kartellrecht verbietet eine
    Genehmigung, weil das Duo auf einzelnen Märkten eine beherrschende
    Position erobert. Die Forderung der Wettbewerbshüter, große
    Unternehmensteile zu verkaufen, ist eine logische Folge. In den
    vergangenen Jahrzehnten deckten die Regierungen in der Regel implizit
    derartige Positionen, indem sie sich heraushielten. Nun aber zieht
    die Politik in Berlin und Paris nicht mehr mit, der Protest gegen
    eine Ablehnung der Fusion ist überall zu vernehmen.

    Was hat sich geändert?

    Erstens: die Lage in der Welt. In China ist eine Konkurrenz
    erwachsen, die planmäßig die globalen Märkte aufrollt - und zwar mit
    strategischer Unterstützung der Regierung und zur Not sogar mit ihrem
    Kapital. Auch in der Bahntechnik kommt der weltweit größte Hersteller
    der Welt aus China. Wer glaubt, er werde sich nicht mit
    Dumpingpreisen in die Weltmärkte hineinkämpfen, ist blauäugig. Denn
    er ignoriert die Vorgaben der Kommunistischen Partei.

    Zweitens: die Lage an den Wahlurnen. Die Ängste in Europa wachsen,
    daher wählen die Menschen populistische Parteien. Eine Quelle der
    Unsicherheit ist die Globalisierung. Regierungen, die sich an der
    Macht behaupten wollen, müssen ihre Bürger schützen - vor
    US-Datenkraken, dem Ausverkauf der Technologie oder eben vor dem
    Bedeutungsverlust der Industrie wie im Fall der Bahntechnik.

    Dies bedeutet: Die Industriepolitik steht vor einem Revival. Sie
    wird auch das Kartellrecht neu fassen. Doch dies alles wirkt erst in
    der Zukunft. Der Fehler von Siemens und Alstom war, schon heute auf
    die Karte Industriepolitik zu setzen.

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