Fakten über IPOs:
Und sofort erstirbt das Gelächter - Seite 2
Wettbewerber Uber dürfte in den kommenden Wochen die Börsengänge von Verlustunternehmen (vorläufig?) krönen. Obwohl das Unternehmen noch nie Gewinne erzielte und wohl auf absehbare Zeit nicht erzielen wird, dürfte die Börse das Unternehmen mit mehr als 100 Milliarden US-Dollar bewerten. Wenn es noch eines Zeichens für die Exzesse billigen Geldes bedurft hätte, das ist es – ungeachtet erheblichen Wettbewerbsdrucks, zunehmender Probleme mit der Regulierung und sich häufenden Skandalen.
Wagniskapital im Überschuss
Dabei machen die Börsianer nur verspätet das mit, was schon eine Stufe vorher bei den Wagniskapitalgebern passiert. Denn auch dort gibt es eine Entwicklung, die stark an die Jahre vor dem Platzen der New-Economy-Blase erinnert. Damals stieg der US-Technologieindex NASDAQ zwischen 1995 und 2000 von 1000 auf mehr als 5000 Punkte. Diesmal hat sich der Wert der Einhörner – also der Start-ups, die in Finanzierungsrunden mit einer Milliarde oder mehr bewertet werden –, innerhalb von fünf Jahren von 100 auf über 500 Milliarden US-Dollar erhöht. Insgesamt werden in den USA seit 2006 138 solcher Einhörner gezählt. Pro Jahr kommen rund 30 weitere hinzu. Immer mehr solcher Unternehmen können sich in privaten Finanzierungsrunden 100 Millionen US-Dollar und mehr an frischem Kapital besorgen.
Dahinter steht nicht so sehr die Brillanz der Geschäftsideen, sondern vermutlich mehr der enorme Anlagedruck der Wagniskapitalgeber. Die Venture-Capital-Fonds haben so viel Geld eingesammelt wie noch nie. Sequoia Capital, eine der bekanntesten und erfolgreichsten Risikokapital-Beteiligungsgesellschaften, hat kürzlich mit acht Milliarden US-Dollar den größten je aufgelegten Fonds einer Wagniskapitalgesellschaft platziert. Geld, das investiert werden will.
So wundert es nicht, dass die oben beschriebenen Start-ups immer schneller den Einhornstatus erlangen. An dieser Stelle drei Beispiele:
- Bird, ein Rollerverleih-Unternehmen mit Sitz in Santa Monica, Kalifornien, das Elektroroller in Städten in ganz Nordamerika betreibt, wurde erst im April 2017 gegründet. Innerhalb von zwölf Monaten konnte das Unternehmen vier Finanzierungsrunden abschließen und mehr als 300 Millionen Dollar Kapital einsammeln.
- DoorDash, ein 2013 gegründeter Lieferservice für Essen, hat seine Bewertung innerhalb von zwölf Monaten von 1,4 auf 7,1 Milliarden US-Dollar gesteigert. Zu den Investoren gehören unter anderem Softbank und Sequoia Capital, die mehrere hundert Millionen US-Dollar investiert haben.
- Robinhood, eine Smartphone-App, mit der Investoren Aktien und Exchange Traded Fonds günstig handeln können, steigerte die Bewertung in kürzester Zeit von 1,3 auf 5,6 Milliarden.
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Nicht alle Profis sehen die Entwicklung positiv. Zwar führt Investorenlegende Peter Thiel vor allem das einseitige und seiner Meinung nach intolerante politische Klima im Silicon Valley als Grund für seinen Umzug nach Hollywood an, doch stört ihn auch der zunehmende Mangel an kritischem Diskurs. „There’s a trend of monoculture and closed-mindedness“, lässt er sich zitieren. Kein gutes Umfeld für dauerhaft gute Investitionsentscheidungen.