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     1148  0 Kommentare Aktienmarkt Brasilien: „Wir erwarten in den nächsten Jahren hohe Renditen“

    Die Amtsübernahme von Präsident Jair Bolsonaro löste vor rund einem halben Jahr einen Kursanstieg auf Brasiliens Aktienmarkt aus. Rogerio Poppe, Senior Portfoliomanager des BNY Mellon Brazil Equity Fund, im Interview über seine Strategie und die Perspektiven.DAS INVESTMENT.com: In den vergangenen drei Jahren schnitten brasilianische Aktien wieder besser ab. Wo lagen die Ursachen? Setzt sich der Auswärtstrend fort?
    Rogerio Poppe: Schon mit dem Präsidentschaftswechsel im Jahr 2016 wandelte sich die Steuer- und Wirtschaftspolitik in Brasilien grundlegend und brachte eine Reihe von Reformen auf den Weg. Heute sind wir der Meinung, dass brasilianische Aktien im Vergleich zu anderen lokalen Anlageklassen das größte Aufwärtspotenzial haben. In den nächsten Quartalen könnten sich eine Reihe von staatlichen Reformmaßnahmen auf die Gewinnerwartungen der Unternehmen auswirken: Infrastrukturkonzessionen, Privatisierungen, Senkung der Importzölle und die Steuerreform.


    Wie optimistisch sind Sie für die konjunkturelle Entwicklung? Wie ordnen Sie die politische Lage ein?
    Poppe: Wir sind zuversichtlich, dass die aktuelle Regierung in der Lage sein wird, ihre Steuer- und Sozialreform sowie Privatisierungen durchzusetzen. Die Brasilianer verstehen, dass dies notwendig ist
    Was spricht generell für Brasilien? Warum sollten private Anleger einsteigen? 
    Poppe: Unserer Ansicht nach wird die brasilianische Regierung eine wirtschaftsliberale Agenda vorantreiben und damit die Chance erhöhen, das Bruttosozialprodukt zu steigern. Brasilien hat einen großen Verbrauchermarkt und reichlich natürliche Ressourcen, so dass wir in den nächsten Jahren hohe Renditen erwarten – zumal die Realzinsen voraussichtlich auf niedrigem Niveau bleiben werden.
    Welche wirtschaftlichen Entwicklungen wie Handelskriege, Ölpreis, Notenbanken etcetera sollten Investoren im Blick behalten? 
    Poppe: Der Handelskrieg, die Abschwächung der chinesischen Wirtschaft und das Ende der Konjunkturanreize in den großen Volkswirtschaften werden die wichtigsten Faktoren für Kursschwankungen in den nächsten Jahren sein. Wenn es Brasilien jedoch gelingt, die notwendigen Reformen umzusetzen und seine wirtschaftlichen Fundamentaldaten zu verbessern, wird es den internationalen Einflüssen besser als andere Schwellenländer begegnen können.

    Ihr Fonds hat in den letzten Jahren zum Teil deutlich besser, aber auch schwächer als der Markt abgeschnitten. Warum?
    Poppe: Ausgehend von der bevorstehenden Amtsenthebung von Präsidentin Dilma Rousseff haben wir Anfang 2016 unser Portfolio umgeschichtet, um von einem optimistischeren Szenario für das brasilianische Wirtschaftswachstum zu profitieren. Dieses Szenario trat einige Monate später ein und wurde vom brasilianischen Aktienmarkt schnell eingepreist. Im Mai 2017 wurde allerdings aufgrund des Korruptionsskandals um Präsident Temer die Genehmigung von Steuerreformen verschoben. Das wirkte sich auf den zuvor erwarteten Anstieg der Binnenkonjunktur aus. Aus diesem Grund entwickelte sich der Fonds 2017 zwar absolut gesehen stark, aber leicht unter seiner Benchmark, da sich das Portfolio auf Sektoren konzentrierte, die vom inländischen Wachstum profitieren sollte.
    Wie hat sich der Fonds im vergangenen Jahr geschlagen?
    Poppe: 2018 hat der Fonds seine Benchmark weitgehend übertroffen. Die Performance entsprach unseren Erwartungen, da sowohl unser Basisszenario zu greifen begann, als auch einige unserer ausgewählten Titel sich positiv entwickelten.
    Und welche Titel, Branchen und Regionen haben zuletzt am meisten zur Performance beigetragen?
    Poppe: Der Fonds investiert ausschließlich in Aktien brasilianischer Unternehmen. Die Performancetreiber im Jahr 2018 im Vergleich zur Benchmark waren sowohl die Übergewichtung des E-Commerce- und Energieversorgersektors als auch die Titelselektion bei Energieversorgern und Verbrauchsgütern.
    Im E-Commerce Sektor zahlte sich insbesondere unser Investment bei B2W Digital aus – dem größten Alpha-Treiber im Jahr 2018. B2W profitierte vom wachsenden E-Commerce-Geschäft im Einzelhandelsmarkt und baute seinen Online-Marktplatz stärker aus.
    Welche werden dies in Zukunft leisten?
    Poppe: Wir sind für die brasilianische Binnenkonjunktur aus drei Gründen positiv gestimmt: die niedrige Kapazitätsauslastung der Industrie – Brasilien hat gerade die schwerste Rezession seiner Geschichte durchlebt –, das steigende Vertrauen von Unternehmen und Verbrauchern in Politik und Wirtschaft sowie die Reformvorhaben der neuen wirtschaftsliberalen Regierung. Insofern haben wir das Portfolio auf die Sektoren Energieversorger, Stahl und Gebrauchsgüter ausgerichtet.

    Was spricht konkret für den Stahlsektor?
    Poppe: Wir sind der Ansicht, dass die produzierten Stahlmengen immer noch unter dem normalen Niveau liegen. Der brasilianische Stahlkonzern Gerdau beispielsweise verfügt über ungenutzte Kapazitäten. Sobald die Nachfrage vor allem in der Investitionsgüter- und Infrastrukturbranche anzieht, erwarten wir hohe Erträge und auch einen steigenden Aktienkurs. Gleichzeitig hält die chinesische Nachfrage nach Stahl die Preise auf hohem Niveau und unterstützt die Umsätze der Unternehmen.
    Und welche Vorteile versprechen Sie sich vom Energiesektor?
    Poppe: Der Energieversorgersektor dürfte vom Wirtschaftswachstum profitieren, wenn neue Auktionen für Erzeugungs- und Transmissionsprojekte durchgeführt werden, der Energieabsatz von Unternehmen mit Verteilernetz wächst, die Energiepreise langfristig steigen und sich die Branche konsolidiert.
    Wo sehen Sie im Segment Gebrauchsgüter Chancen?
    Poppe: Im Bereich Gebrauchsgüter optimiert und digitalisiert etwa Carrefour die operativen Prozesse in seinen Supermärkten. Ziel ist es, die Ausgaben der Verbraucher zu steigern und die eigenen Kosten zu senken. Das könnte die Verschlechterung der Margen stoppen und damit Investmentchancen schaffen.
    Wo weicht Ihre Anlagestrategie vom Markt beziehungsweise den Wettbewerbern ab?
    Poppe: Seit 1999 verfolgen wir den Ansatz, unterbewertete Titel auf Basis einer Fundamentalanalyse zu selektieren. Der Fonds konzentriert sich dabei auf den Erhalt von Kapital und Erträgen. In den letzten Jahren hat Brasilien verschiedene Investitionszyklen durchlaufen und den Boom und die Krise der lokalen und globalen Aktienmärkte überwunden. Die vergangenen Zyklen haben Chancen für diejenigen Investoren mit lokaler Expertise und einem disziplinierten Investment- und Fundamentalansatz eröffnet.

    Was zeichnet Ihre Anlagestrategie generell aus? Wie finden Sie Ihre Investments?
    Poppe: Viele Investoren bevorzugen die sicheren Qualitätsunternehmen, und das trotz oft hoher Preise. Dabei übersehen sie häufig Unternehmen mit kurz- bis mittelfristigen Schwierigkeiten. Unser Anlageprozess folgt einem konträren Ansatz, da wir uns auf Aktien konzentrieren, die im Vergleich zu den Fundamentaldaten billig erscheinen.
    Wie können Sie in Ihrem Portfolio auf Abschwünge reagieren und diese dämpfen? 
    Poppe: Zum Schutz der Portfoliorendite setzen wir Diversifikations- und Risikokontrollen ein. Der Fonds darf maximal zehn Prozent in dieselbe Gesellschaft und maximal 30 Prozent in dieselbe Branche investieren. Zudem dürfen nur höchstens 40 Prozent des gesamten Fondsnettovermögens in einzelne Titel, die mehr als fünf Prozent ausmachen, investiert werden.
    Darüber hinaus reduzieren wir die Risiken, indem wir einen langfristigen Ansatz verfolgen und das Portfolio durch Titel von Unternehmen diversifizieren, die an unterschiedlichen Positionen im Geschäftszyklus stehen. Außerdem investieren wir in Unternehmen mit Dividendenausschüttung, die Abschwungphasen gut abpuffern können.

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