EZB hat lediglich die Türe für eine zukünftige Zinssenkung geöffnet
Der ifo-Geschäftsklimaindex hat gestern die Einkaufsmanagerdaten von vorgestern bestätigt. Der vom Münchner ifo-Institut erhobene Frühindikator für die Wirtschaft in Deutschland ist im Juli von 97,5 auf 95,7 Punkte gefallen. Es war der vierte Rückgang in Folge. Und dieser führte den Index auf den niedrigsten Stand seit April 2013.
Da sich Lageeinschätzung und Geschäftserwartungen bei den etwa 9.000 befragten Unternehmen nahezu gleichmäßig eingetrübt haben, bewegt sich der Zeiger der ifo-Uhr deutlich im Abschwung-Quadranten und in Richtung des Rezessions-Quadranten.
Das verarbeitende Gewerbe befindet sich laut dem ifo-Institut sogar „im freien Fall“. Einen stärkeren Rückgang beim entsprechenden Lageindex wurde hier zuletzt im Februar 2009 beobachtet. Aber auch im Dienstleistungssektor hat sich das Geschäftsklima eingetrübt, womit auch in diesem Bereich die Einkaufsmanager bestätigt wurden. Allein die Bauwirtschaft befindet sich aktuell noch im Boom.
EZB hat die Türe für eine Zinssenkung geöffnet
Vor diesem Hintergrund verwundert es fast ein wenig, dass die Europäische Zentralbank (EZB) gestern noch keine Leitzinssenkung beschlossen hat. Doch im Grunde hatte sich die EZB die Tür für einen Zinsschritt selbst zugemacht. Denn am 8. Juni 2017 wurden die drei Worte „oder“, „einem“ und „niedrigeren“ aus den geldpolitischen Beschlüssen gestrichen. Daher musste erst wieder mit einer erneut adjustierten Forward Guidance der Weg für sinkende Zinsen geebnet werden. So sollen die EZB-Leitzinsen nun „mindestens über die erste Hälfte des Jahres 2020 und in jedem Fall so lange wie erforderlich auf ihrem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben“. Natürlich hätte die EZB bei einer dringenden Notwendigkeit die Zinsen auch ohne die vorherige Anpassung der Forward Guidance senken können. Aber anscheinend hielt sie es gestern noch nicht für zwingend erforderlich.
EZB ändert Inflationsziel
Neben den drei Worten wurde jedenfalls noch eine andere wichtige Änderung im Wortlaut vorgenommen. Bislang war es das Ziel des EZB-Rats, „eine fortgesetzte nachhaltige Annäherung der Inflation an ein Niveau von unter, aber nahe 2 % auf mittlere Sicht sicherzustellen“. Nun werden die Leitzinsen vom Rat niedrig gehalten, um „eine fortgesetzte nachhaltige Annäherung der Inflation an sein Ziel auf mittlere Sicht sicherzustellen“.
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