Ein Rezept gegen Lieferengpässe bei Arzneimitteln
Dr. Sabine Nikolaus (Boehringer Ingelheim) im Interview
München (ots) - Lieferengpässe bei Arzneimitteln: Kein Tag, an dem nicht
irgendwo darüber berichtet wird. Die Deutschland-Chefin des Pharmaunternehmens
Boehringer Ingelheim Dr. Sabine Nikolaus sagt: Es wäre gar nicht so schwer,
Abhilfe zu schaffen. Ein Interview.
http://ots.de/h3S0vF
irgendwo darüber berichtet wird. Die Deutschland-Chefin des Pharmaunternehmens
Boehringer Ingelheim Dr. Sabine Nikolaus sagt: Es wäre gar nicht so schwer,
Abhilfe zu schaffen. Ein Interview.
http://ots.de/h3S0vF
Frau Nikolaus, kein Tag, an dem nicht über Lieferengpässe berichtet wird. Wie
schätzen Sie die Lage ein?
Dr. Sabine Nikolaus: Die Lieferengpässe sind in der Tat für viele Patientinnen
und Patienten ein Problem. Wir glauben, dass die Versorgungssicherheit mit
Arzneimitteln die höchste Priorität haben sollte und deshalb begrüße ich, dass
die Bundesregierung an einem Maßnahmenpaket arbeitet. Gleichzeitig ist es
wichtig zu verstehen, dass nicht alle Arzneimittel gleichermaßen von diesen
Lieferengpässen betroffen sind. Bei Boehringer Ingelheim haben wir aktuell
keinerlei Lieferengpässe. Das hat auch damit zu tun, dass wir unsere Medikamente
vorwiegend selbst produzieren - auch die klinischen Ausgangsstoffe - und das vor
allen Dingen in Deutschland und in Europa. Wir haben seit Jahrzehnten ein
starkes europäisches Produktionsnetzwerk und daraus ergeben sich für uns
schnelle Steuerungsmöglichkeiten, falls sich die Nachfrage nach einem
Arzneimittel kurzfristig ändert. Da sind wir recht flexibel.
Heißt: Mehr Produktion nach Europa holen als Königsweg aus der Misere?
Nikolaus: Ich glaube, dass es schon gut ist, in Europa ein starkes Standbein zu
haben. Aber man kann das eine tun, ohne das andere zu lassen. Boehringer
Ingelheim produziert weltweit. Einer Globalisierung der Arzneimittelproduktion
entgegenzutreten, wäre nicht der richtige Weg. Aber wir bekennen uns eben auch
ausdrücklich zum Produktionsstandort Europa.
Sehen Sie neben dem Globalisierungsthema noch weitere Ursachen für
Lieferengpässe?
Nikolaus: Es gibt viele Faktoren, die Lieferengpässe auslösen können. Aber einen
Punkt, den wir kritisch sehen, sind die Rabattverträge der Krankenkassen. Das
gilt vor allem für die, bei denen nur ein Hersteller den Zuschlag erhält - die
so genannten Exklusivverträge. Sie erhöhen möglicherweise die Planungssicherheit
dieses einzelnen Unternehmens. Gleichzeitig steigt aber das Risiko für das
Gesamtsystem und damit auch für die Patientinnen und Patienten. Denn wenn jetzt
der eine Produzent nicht in der Lage ist, in der erforderlichen Zeit die
erforderliche Menge zu liefern, kann das notfalls ein zweiter Produzent gar
nicht mehr auffangen, denn er ist gar nicht darauf eingestellt. Das kann dann
schnell zu Lieferengpässen führen.
Die Krankenkassen betonen allerdings, dass sie die Rabattverträge nicht als
schätzen Sie die Lage ein?
Dr. Sabine Nikolaus: Die Lieferengpässe sind in der Tat für viele Patientinnen
und Patienten ein Problem. Wir glauben, dass die Versorgungssicherheit mit
Arzneimitteln die höchste Priorität haben sollte und deshalb begrüße ich, dass
die Bundesregierung an einem Maßnahmenpaket arbeitet. Gleichzeitig ist es
wichtig zu verstehen, dass nicht alle Arzneimittel gleichermaßen von diesen
Lieferengpässen betroffen sind. Bei Boehringer Ingelheim haben wir aktuell
keinerlei Lieferengpässe. Das hat auch damit zu tun, dass wir unsere Medikamente
vorwiegend selbst produzieren - auch die klinischen Ausgangsstoffe - und das vor
allen Dingen in Deutschland und in Europa. Wir haben seit Jahrzehnten ein
starkes europäisches Produktionsnetzwerk und daraus ergeben sich für uns
schnelle Steuerungsmöglichkeiten, falls sich die Nachfrage nach einem
Arzneimittel kurzfristig ändert. Da sind wir recht flexibel.
Heißt: Mehr Produktion nach Europa holen als Königsweg aus der Misere?
Nikolaus: Ich glaube, dass es schon gut ist, in Europa ein starkes Standbein zu
haben. Aber man kann das eine tun, ohne das andere zu lassen. Boehringer
Ingelheim produziert weltweit. Einer Globalisierung der Arzneimittelproduktion
entgegenzutreten, wäre nicht der richtige Weg. Aber wir bekennen uns eben auch
ausdrücklich zum Produktionsstandort Europa.
Sehen Sie neben dem Globalisierungsthema noch weitere Ursachen für
Lieferengpässe?
Nikolaus: Es gibt viele Faktoren, die Lieferengpässe auslösen können. Aber einen
Punkt, den wir kritisch sehen, sind die Rabattverträge der Krankenkassen. Das
gilt vor allem für die, bei denen nur ein Hersteller den Zuschlag erhält - die
so genannten Exklusivverträge. Sie erhöhen möglicherweise die Planungssicherheit
dieses einzelnen Unternehmens. Gleichzeitig steigt aber das Risiko für das
Gesamtsystem und damit auch für die Patientinnen und Patienten. Denn wenn jetzt
der eine Produzent nicht in der Lage ist, in der erforderlichen Zeit die
erforderliche Menge zu liefern, kann das notfalls ein zweiter Produzent gar
nicht mehr auffangen, denn er ist gar nicht darauf eingestellt. Das kann dann
schnell zu Lieferengpässen führen.
Die Krankenkassen betonen allerdings, dass sie die Rabattverträge nicht als