Ein Rezept gegen Lieferengpässe bei Arzneimitteln
Dr. Sabine Nikolaus (Boehringer Ingelheim) im Interview - Seite 2
Ursache für Lieferengpässe sehen...
Nikolaus: Wie gesagt: Für den einzelnen Hersteller mag das die
Produktionssicherheit erhöhen, wenn denn das betreffende Arzneimittel inklusive
aller seiner Ausgangsstoffe auch verfügbar ist. Ist das aber nicht der Fall,
dann wird es zum Problem. Gleichzeitig wäre eine recht einfache und schnelle
Alternative denkbar: Wieso nicht die Rabattverträge mit zwei oder drei
Herstellern abschließen, damit eine gewisse Liefersicherheit gegeben ist? Und
darüber hinaus könnte dabei noch festgelegt werden, dass mindestens einer der
Hersteller in Europa produzieren muss.
Damit läge der Ball bei der Politik - die müsste das regeln, oder?
Nikolaus: Ich denke, das ist eine Zusammenarbeit von verschiedenen Seiten.
Sicher wäre die Politik stark daran beteiligt, aber auch die Krankenkassen und
wir Hersteller. Übrigens hören wir ja auch von Seiten der Ärzte und Apotheker
immer mehr Stimmen, die die Stärkung der europäischen Arzneimittelproduktion
fordern.
Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang das Thema Preispolitik? Der
Gesundheitspolitiker Michael Hennrich, CDU, hat erst kürzlich erklärt: "Rigide
Preispolitik bei Arzneimitteln gefährdet die Basisversorgung: Da müssen wir
gegensteuern." Kein Widerspruch, oder?
Nikolaus: Aus der Sicht eines forschenden Pharmaunternehmens gesprochen: Unser
Ziel ist es, dass wir innovative Medikamente mit hohem therapeutischen Nutzen
auf den Markt bringen. Boehringer Ingelheim hat im vergangenen Jahr (2018) 1,4
Milliarden Euro in die Forschung allein in Deutschland investiert - das ist fast
die Hälfte unserer weltweiten Forschungsausgaben. Wir haben über 70 Prozent
unserer weltweiten Produktionsarbeitsplätze in Europa - und davon wiederum rund
zwei Drittel in Deutschland. Das ist ein klares Bekenntnis zu Europa und zum
Standort Deutschland. Gleichzeitig reduzieren wir mit unserem
Produktionsnetzwerk das Risiko von Lieferengpässen. All das hat natürlich seinen
Preis und muss bei der Preispolitik von Arzneimitteln berücksichtigt werden.
Arzneimittel, die immer billiger werden sollen, dabei aber qualitativ hochwertig
sind und immer zur Verfügung stehen müssen - das kann nicht funktionieren.
Was halten Sie von der Idee einer zentralen Arzneimittelreserve?
Nikolaus: Bei der zentralen Arzneimittelreserve bin ich eher skeptisch. Wer
stellt denn sicher, dass die Arzneimittel mit ihren unterschiedlichen
Anforderungen richtig gelagert werden? Wer haftet dafür, wenn das nicht
passiert? Ich schließe nicht aus, dass eine solche über die normal übliche
Bevorratung hinausgehende Reserve im Einzelfall helfen kann, aber insgesamt sehe
ich nicht, wie eine zentrale Arzneimittelreserve zur Effizienzsteigerung im
Arzneimittelwesen beitragen wird.
Sie sagen, die Politik könnte dem Thema relativ einfach entgegentreten: Was
wären Ihre Vorschläge?
Nikolaus: Da sind einmal die bereits erwähnten Rabattverträge: Mehrere Anbieter
und die Auflage, dass mindestens einer davon in Europa produziert - da sehe ich
schon eine deutliche Entlastung, wenn das verpflichtend geregelt wird. Ein
weiterer Punkt ist das Thema der Parallelimporte und Parallelexporte. Auch sie
können zu Lieferengpässen führen. Ein Beispiel: Es gibt die Möglichkeit von
Rabattverträgen mit Parallelimporteuren. Aber wie kann ein Importeur, der selbst
gar nicht produziert, garantieren, dass er die betreffenden Arzneimittel in
ausreichender Menge aus dem Ausland bekommen kann? Zusammenfassend glaube ich,
dass man gemeinsam mit den Krankenkassen vieles tun kann, um Lieferengpässe zu
vermeiden.
Das Interview finden Sie auch auf Pharma Fakten: http://ots.de/Y0UNab
Pressekontakt:
Redaktion Pharma Fakten
www.pharma-fakten.de
E-Mail: redaktion@pharma-fakten.de
http://twitter.com/pharmafakten
Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/114406/4462413
OTS: PHARMA FAKTEN
Sicher wäre die Politik stark daran beteiligt, aber auch die Krankenkassen und
wir Hersteller. Übrigens hören wir ja auch von Seiten der Ärzte und Apotheker
immer mehr Stimmen, die die Stärkung der europäischen Arzneimittelproduktion
fordern.
Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang das Thema Preispolitik? Der
Gesundheitspolitiker Michael Hennrich, CDU, hat erst kürzlich erklärt: "Rigide
Preispolitik bei Arzneimitteln gefährdet die Basisversorgung: Da müssen wir
gegensteuern." Kein Widerspruch, oder?
Nikolaus: Aus der Sicht eines forschenden Pharmaunternehmens gesprochen: Unser
Ziel ist es, dass wir innovative Medikamente mit hohem therapeutischen Nutzen
auf den Markt bringen. Boehringer Ingelheim hat im vergangenen Jahr (2018) 1,4
Milliarden Euro in die Forschung allein in Deutschland investiert - das ist fast
die Hälfte unserer weltweiten Forschungsausgaben. Wir haben über 70 Prozent
unserer weltweiten Produktionsarbeitsplätze in Europa - und davon wiederum rund
zwei Drittel in Deutschland. Das ist ein klares Bekenntnis zu Europa und zum
Standort Deutschland. Gleichzeitig reduzieren wir mit unserem
Produktionsnetzwerk das Risiko von Lieferengpässen. All das hat natürlich seinen
Preis und muss bei der Preispolitik von Arzneimitteln berücksichtigt werden.
Arzneimittel, die immer billiger werden sollen, dabei aber qualitativ hochwertig
sind und immer zur Verfügung stehen müssen - das kann nicht funktionieren.
Was halten Sie von der Idee einer zentralen Arzneimittelreserve?
Nikolaus: Bei der zentralen Arzneimittelreserve bin ich eher skeptisch. Wer
stellt denn sicher, dass die Arzneimittel mit ihren unterschiedlichen
Anforderungen richtig gelagert werden? Wer haftet dafür, wenn das nicht
passiert? Ich schließe nicht aus, dass eine solche über die normal übliche
Bevorratung hinausgehende Reserve im Einzelfall helfen kann, aber insgesamt sehe
ich nicht, wie eine zentrale Arzneimittelreserve zur Effizienzsteigerung im
Arzneimittelwesen beitragen wird.
Sie sagen, die Politik könnte dem Thema relativ einfach entgegentreten: Was
wären Ihre Vorschläge?
Nikolaus: Da sind einmal die bereits erwähnten Rabattverträge: Mehrere Anbieter
und die Auflage, dass mindestens einer davon in Europa produziert - da sehe ich
schon eine deutliche Entlastung, wenn das verpflichtend geregelt wird. Ein
weiterer Punkt ist das Thema der Parallelimporte und Parallelexporte. Auch sie
können zu Lieferengpässen führen. Ein Beispiel: Es gibt die Möglichkeit von
Rabattverträgen mit Parallelimporteuren. Aber wie kann ein Importeur, der selbst
gar nicht produziert, garantieren, dass er die betreffenden Arzneimittel in
ausreichender Menge aus dem Ausland bekommen kann? Zusammenfassend glaube ich,
dass man gemeinsam mit den Krankenkassen vieles tun kann, um Lieferengpässe zu
vermeiden.
Das Interview finden Sie auch auf Pharma Fakten: http://ots.de/Y0UNab
Pressekontakt:
Redaktion Pharma Fakten
www.pharma-fakten.de
E-Mail: redaktion@pharma-fakten.de
http://twitter.com/pharmafakten
Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/114406/4462413
OTS: PHARMA FAKTEN