Gewinnwarnung - Lucents CEO gibt auf
Der CEO von Lucent Technologies (LU), Richard McGinn, wird durch den früheren Verwaltungsratvorsitzenden Henry Schacht ersetzt. Das Unternehmen habe auf einer Sitzung am letzten Wochenende festgestellt, dass eine sofortige Änderung der Führungsposition nötig ist, wird gemeldet. Nachdem es vor einigen Tagen noch so aussah, dass McGinn Köpfe rollen lässt 120558, rollt jetzt sein eigener.
Gleichzeitig wird die Tradition der Gewinnwarnungen fortgesetzt und der Ausblick auf Umsatz und Gewinn im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2001 gesenkt. Lucent erwartet für das erste Quartal
einen Rückgang der Umsätze um 7 Prozent. Der Gewinn je Aktie soll sich um die Nullinie einpendeln. Analysten hatten mit 23 Cents gerechnet. Im Vorjahreszeitraum waren es 33 gewesen.
Damit haben sich Gerüchte bestätigt, die schon länger davon sprachen, dass McGinn nicht zu halten ist. Beobachter halten umfassende Änderungen in der Führungsstruktur erforderlich, um das Vertrauen
der Investoren zurückzugewinnen. McGinn hatte die Probleme von Lucent immer für lösbar gehalten. Das war von den meisten Analysten nicht bezweifelt worden. Die Frage war nur immer wieder, wie viel
Zeit dem aus dem alten Telefongeschäft kommenden McGinn dafür bewilligt werden sollte. 118941
Die Finanzwelt wartet jetzt gespannt auf die Bekanntgabe der Ergebnisse für das vierte Quartal, die heute nach Börsenschluss erfolgen soll.
Der 66-jährige Schacht kehrt nun wieder zeitweise in die Rolle zurück, die er 1995 bis 1997 inne hatte. Er wird auch die Suche nach einem neuen CEO und Verwaltungsratsvorsitzenden einleiten.
Lucent wird die Pläne hinsichtlich des Spin-off der Microelectronics Division weiter treiben und auch dabei bleiben, das Stromversorgungsgeschäft verkaufen.
Lucents Probleme sind vielschichtig: Zuerst blieb man zu lange bei traditionellen Telefon-orientierten Vermittlungsnetzen stehen, sprang dann zu spät auf den Zug zu Fiber-optischer Übertragung auf
und lief so den Wettbewerbern hinterher. Die bereit gestellten Produktionskapazitäten waren zu gering, man konnte nicht liefern und verprellte Kunden. Hoffnungen, diese Probleme bis Mitte des
Jahres in den Griff zu bekommen, haben sich nicht erfüllt.
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Nach dem nochmals schlechten ersten Quartal 2001 will Lucent aber schrittweise besser werden. Details wurden noch nicht bekannt. Restrukturierungsaufwendungen wurden in der heutigen Gewinnwarnung
nicht benannt. Beobachter gehen davon aus, dass Lucent Personal entlassen, die Bürokratie verschlanken und die Entwicklungszeiten beschleunigen muss. Das könnte neue Phantasie bei den
OEM-Lieferanten von Lucent wecken.
Nachdem der Kurs der LU-Aktie im frühen Handel einbrach, kann er sich mittlerweile bei 22-1/4 US-Dollar stabilisieren. Das ist immer noch ein Minus von 1,7 Prozent. 52-Wochen Bereich zwischen 20
und 84-3/16 US-Dollar.