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    Gründer und CEO von Northern Data im Interview  8684  0 Kommentare Aroosh Thillainathan: „Beste Chancen, einer der globalen Marktführer zu werden“

    Northern Data ist in diesem Jahr einer der Highflyer am deutschen Börsenhimmel. Der Kurs ist seit Anfang des Jahres um fast 300 Prozent von 20 Euro auf aktuell ca. 75 Euro gestiegen. Ein solch kometenhafter Anstieg wirft natürlich Fragen auf. Vor allem: Ist erst einmal das Ende der Fahnenstange erreicht? Oder hat die Aktie noch Potenzial? Unsere Redaktion hat mit dem CEO und Gründer Aroosh Thillainathan gesprochen.

    Sie bauen in Texas das nach eigenen Angaben größte Rechenzentrum der Welt für High Performance Computing. Wie kommt es, dass ein vergleichsweise unbekanntes börsennotiertes Unternehmen aus Deutschland die IT-Giganten in ihrem Heimatmarkt herausfordert?

    Thillainathan: Unser Holdingsitz ist in der Tat in Deutschland, aber wir sind schon seit längerer Zeit ein internationaler Player. Wir haben vor sieben Jahren in Frankfurt mit 50 Computern angefangen, Rechenkapazitäten für Bitcoin-Mining zur Verfügung zu stellen. Schon damals wurden wir mit Herausforderungen konfrontiert, für die wir innovative Lösungen entwickeln mussten, da die von uns eingesetzten Chips extreme Anforderungen hinsichtlich des Energiebedarfs und der Kühlung hatten.

    Mit der Zeit entwickelten wir uns dann über Standorte in den Niederlanden und Skandinavien in Richtung USA. Dabei haben wir es über die Jahre wie kein zweiter auf der Welt geschafft, die für den Bereich „hochvolumiges High-Performance-Computing“ relevanten Herausforderungen in den Griff zu bekommen.

    Was versteht man unter High-Performance Computing?

    Thillainathan: Beim High-Performance-Computing (HPC) wird ein Vielfaches der Rechenleistung eingesetzt, die normale Desktop-PCs generieren könnten. Wir sprechen hier von tausenden Hochleistungscomputern, die in Echtzeit Milliarden von Daten verarbeiten. Dadurch kann man HPC für Aufgaben einsetzen, die mit normalen Computern überhaupt nicht oder nur mit einem unverhältnismäßig hohen Zeitaufwand gelöst werden können.

    Eines der ersten Anwendungsfelder war und ist Bitcoin-Mining, und Stand heute nutzen unsere Kunden unsere HPC-Kapazitäten überwiegend für diese Aufgabe. Über die nächsten Jahre werden immer mehr Anwendungsfelder dazukommen, die HPC unausweichlich zu einem massiven Wachstumsmarkt machen. Die Vielzahl der Einsatzgebiete explodiert förmlich.

    Welche anderen Sektoren neben Bitcoin-Mining benötigen HPC-Lösungen?

    Thillainathan: Unter anderem künstliche Intelligenz, Videorendering und immer mehr auch der ganze Life-Science-Sektor. Das Labor wird bei vielen Biotechfirmen gerade durch den Computer ersetzt.

    Einer Ihrer Hauptvorteile am Standort Texas ist der besonders günstige Strom. Können Sie etwas zu Ihren Kalkulationsgrundlagen sagen? Also wie verhalten sich Ihre Energie-Einkaufspreise zu den Preisen, die Sie Ihren Kunden berechnen können?

    Thillainathan: Bezüglich unserer Energiepreise und Kundenkonditionen kursieren ja schon seit längerem ein paar wilde Spekulationen und es gibt einige, die uns da liebend gerne in die Karten schauen würden. Transparente Kommunikation ist uns wichtig, aber haben Sie bitte Verständnis, wenn wir unsere Konditionen – sowohl auf der Einkaufs- als auch auf der Kundenseite – vertraulich behandeln.

    Das sind Informationen, die Teil unseres strategischen Wettbewerbsvorteils sind. Vielleicht nur so viel: Unsere Services gegenüber unseren Kunden beinhalten nicht nur die sichere Stromversorgung zu sehr günstigen Konditionen, sondern ein ganzes Bündel weiterer Serviceleistungen. Der Umstand, dass wir einen Großkunden nach dem anderen gewinnen, und einige Kunden sogar so zufrieden sind, dass sie selbst Aktionäre werden, spricht, glaube ich, für sich.

    Sie prognostizieren eine förmliche Explosion von Umsatz und Gewinn. Während letztes Jahr nur ein Umsatz von 10 Millionen Euro und ein Fehlbetrag von 5 Millionen Euro zu Buche standen, haben Sie für das laufende Jahr eine Prognose von 120 Millionen Euro bis 140 Millionen Euro Umsatz bei einem EBITDA zwischen 45 Millionen Euro und 60 Millionen Euro ausgegeben. Fast zu schön, um wahr zu sein?

    Thillainathan: Sie dürfen nicht vergessen, dass die Northern Data 2019 noch eine ganz andere Firma war. Sie hieß Northern Bitcoin und bestand nur aus dem Norwegen-Geschäft. Ende letzten Jahres haben wir dann die Fusion mit meiner Firma Whinstone unter Dach und Fach gebracht und Anfang dieses Jahres gesellschaftsrechtlich umgesetzt. Schon allein deshalb sind die 2019er-Zahlen mit den 2020er-Zahlen überhaupt nicht vergleichbar.

    In diesem Jahr sind wir Anfang des zweiten Quartals mit den ersten beiden Großkunden in Texas live gegangen. In der Folge werden unsere Aktionäre in unseren Halbjahreszahlen 2020 das erste Mal die Kraft unseres Geschäftsmodells sehen. Seit Mai steigen unsere Umsätze planmäßig und kontinuierlich an und richtig aussagekräftig werden dann die Zahlen des zweiten Halbjahres.

    Und sind Sie hinsichtlich Ihrer Prognose on track?

    Thillainathan: Wir sind voll und ganz im Plan.

    Ein wichtiger Meilenstein, den Sie sich selbst gesetzt haben, ist, dass Sie das Volumen von einem Gigawatt (GW) in Ihrem Rechenzentrum in Texas erreichen. Wie schnell kann dies Wirklichkeit werden?

    Thillainathan: Wir gehen spätestens bis Ende dieses Jahres von einer verkauften Kapazität von einem Gigawatt aus. Ein guter Teil davon ist bereits heute verkauft und für den Rest sind wir in finalen Verhandlungen. Vom Zeitpunkt der Unterschrift eines Kunden bis zum „Going Live“ vergehen ca. sechs Monate. Daher erwarte ich, dass wir spätestens im zweiten Quartal 2021 das ganze Gigawatt im vollen Betrieb haben werden.

    Es ist ein positives Zeichen, dass ein Kunde wie SBI in den letzten Wochen auch in die Aktie investiert hat. Allerdings zu besonders günstigen Konditionen, weil SBI über die Wandlung einer Wandelanleihe Aktionär geworden ist.

    Thillainathan: Das ist richtig, aber man darf dabei nicht die Historie der Wandelanleihe ausblenden. Diese wurde Ende letzten Jahres noch vor dem Merger zwischen Northern Bitcoin und Whinstone ausgegeben. Alle damaligen Aktionäre hatten ein Bezugsrecht. Nicht-bezogene Aktien wurden dann verschiedenen Investoren – und darunter eben auch SBI, die damals schon Kunde bei Whinstone waren – angeboten.

    Jeder, der damals Aktionär war, konnte über seine Bezugsrechte voll und ganz zu gleichen Konditionen partizipieren. SBI hat sich also zu einer Zeit, als der Kurs der Northern-Data-Aktie noch nicht annähernd in den Regionen war, in denen wir heute sind, positioniert. Sie haben früh an uns geglaubt, weil sie die Qualität unserer Dienstleistungen erlebt haben, und wir freuen uns, SBI jetzt auch als starken, langfristigen Gesellschafter bei uns begrüßen zu dürfen.

    Sie sind momentan noch im m:access notiert. Denken Sie über ein Uplisting in den Prime Standard nach?

    Thillainathan: In 2020 fokussieren wir uns zunächst darauf, alle abgeschlossenen Kundenverträge der letzten Monate umzusetzen. Auch personell verstärken wir uns gerade in vielen Bereichen, um mit dem Wachstum gut Schritt zu halten. Für 2021 könnte ich mir ein Uplisting in den Prime Standard, eventuell verbunden mit dem Dual Listing an einer amerikanischen Börse, durchaus vorstellen.

    Bitcoin wird immer wieder als sehr risikoreiche und volatile Assetklasse eingestuft. Heißt das, dass auch Ihre Einnahmen und Gewinne damit sehr volatil sind?

    Thillainathan: Wer so etwas behauptet, hat unser Geschäftsmodell nicht verstanden. Unsere Einnahmen sind nicht volatil, denn wir haben mit unseren Kunden langfristige Verträge mit festen Basispreisen für unseren Service vereinbart, unabhängig vom Bitcoin-Kurs. Für uns sind eigentlich nur drei Dinge wichtig: Die Bonität des Kunden, die vereinbarten Konditionen sowie die Vertragslaufzeit.

    Unsere Kunden sind Großkunden, die gemeinhin über sehr gute Bonitäten verfügen. SBI beispielsweise ist börsennotiert und hat aktuell eine Marktkapitalisierung von ca. 5 Milliarden Euro. Daher machen wir uns weder um den Bitcoin-Kurs noch über mögliche Zahlungsausfälle Sorgen. Wie unsere Kunden ihre Rechnerkapazitäten nutzen, ist für uns im Prinzip irrelevant.

    Wie ist denn Ihre private Meinung zum Bitcoin?

    Thillainathan: Ich bin sehr bullish für Bitcoin und denke daher, unsere Kunden haben eine sehr kluge Entscheidung getroffen, gerade jetzt in das Mining-Geschäft einzusteigen. Die ganze Welt druckt Geld. Über kurz oder lang werden Anleger Assetklassen suchen, in denen ihr Vermögen vor staatlicher Entwertung geschützt ist. Und hier kommt man an Bitcoin nicht vorbei. Und übrigens, wenn ich mir den Ölpreis oder auch die Volatilität einiger Aktien anschaue, dann ist Bitcoin keine sonderlich volatile Anlage mehr. Die ganze Welt ist gerade volatil.

    Wo steht Northern Data in fünf Jahren?

    Thillainathan: HPC wird in den nächsten Jahren in fast allen Wachstumsmärkten benötigt. Mit unserer langjährigen Erfahrung und unserem Know-how-Vorsprung haben wir beste Chancen, einer der globalen Marktführer zu werden. Wir haben ein fantastisches Team, zufriedene Kunden und eine sehr solide Bilanz. Unsere Voraussetzungen, den weltweiten Marktführer zu bauen, könnten nicht besser sein – und unsere Aktionäre werden entsprechend profitieren.

    Dieses Interview ist eine Kooperation von wallstreet:online mit der Redaktion von www.4investors.de.




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