Value Investing
Kaufe einen Euro für 50 Cents!
Value-Investing ist in den letzten Jahren aus der Mode gekommen. Kein Wunder. Während des großen Bullenmarktes Ende des letzten Jahrtausends war es relativ leicht mit Aktien Geld zu verdienen.
Es bestand keine Notwendigkeit Titel nach strengen fundamentalen Bewertungskriterien zu analysieren. Technologiewerte wurden von euphorischen Zukunftsszenarien einer hysterischen Schar von Anlegern
in die Höhe getrieben. Die meisten Aktien notierten weit über ihrem fairen inneren Wert. Die weite Verbreitung der technischen Analyse Ende der 90iger Jahre mag mit einigen ihrer Kernaussagen (die
wir für absoluten Unsinn halten) ebenfalls dazu beigetragen haben. Ein Börsianer der ständig von effizienten Märkten liest, die sämtliche Fakten im Aktienkurs sofort eskomptieren, gelangt schnell zu
der Einschätzung Value-Investing würde keinen Sinn ergeben. "Ich wäre ein Tippelbruder auf der Landstraße mit einem Blechnapf in der Hand, wenn der Markt effizient wäre", sagt Warren Buffet zu diesem
Thema.
Es liegt auf der Hand, dass der Erfolg langfristig orientierter Anlagestrategien mit der Methodik des antizyklischen Kaufens eng verbunden ist. Value-Investoren nutzen
Marktirrationalitäten. Die meisten Anleger tendieren dazu kurzfristig Phänomene stark überzubewerten. Auf der einen Seite werden in bullischen Marktphasen die jüngsten Gewinnsteigerungen von
Unternehmen zu stark in die Zukunft projiziert. Ganze Sektoren werden mit Preisaufschlägen bedacht, weil man Aktien einer besonders aussichtsreichen Boombranche zuordnet. Die Hypes von Aktien mit
Bezug zu Internet, Biotech, Nanotech, .. sind gute Beispiele dafür. Auf der anderen Seite lässt sich in Baisse-Phasen regelmäßig übertriebener Pessimismus beobachten. Anleger reaigeren panisch auf
negative Nachrichten. Fonds klagen über Mittelabflüsse und müssen undifferenziert Positionen abstoßen. Das führt insbesondere bei Small-Caps zu ineffizienten Kursbildungen. Deutliche Unterbewertungen
werden aufgrund emotionaler Aspekte nicht erkannt. Die starken Kursverluste entfalten erneut eine rückgekoppelte Wirkung auf die Wirklichkeits-Wahrnehmung der Marktteilnehmer. Der Verkaufdruck
verschärft sich nochmals. Ein Crash ist geboren. Genau hier wird Value-Investing attraktiv, indem ohne emotionale Beeinflussung Börsenwerte mit den tatsächlichen Unternehmenswerten verglichen
werden. Der schlichte Ansatz Vermögenswerte in der Höhe von 10 Euro dann zu kaufen, wenn der Preis gerade 8 Euro beträgt, wird von einer Mehrzahl aller Marktakteure ignoriert.