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    CEO Perret im Gespräch  1589  1 Kommentar fox e-mobility: Aufbau eines Pioniers in der Elektromobilität

    Der „Börsenneuling“ fox e-mobility will in rund zwei Jahren ein neues E-Auto, die MIA 2.0, auf den Markt bringen. Im Interview berichtet Vorstandschef Philippe Perret über die Pläne und Ziele seiner Gesellschaft.

    Er spricht über mögliche Partner, beleuchtet die finanziellen Aspekte und erklärt, warum man sich zunächst auf Europa fokussiert. Auch das Thema Profitabilität wird von Perret nicht ausgeklammert. Hier hat er einen ambitionierten Zeitplan, bei dem ihm CO2-Credits helfen können.

    Der Name „fox e-mobility“ ist vielen Lesern noch kein Begriff. Bitte erläutern Sie kurz, was sich hinter dem Namen verbirgt und was ihre Pläne sind.

    Perret: Die fox e-mobility AG ist ein europäisches Elektrofahrzeugunternehmen. Wir haben uns auf die Produktion, Vermarktung und Weiterentwicklung kleiner Elektroautos für den individuellen Personenverkehr und logistische Anwendungen spezialisiert. Unser Elektroauto – die MIA 2.0 – soll bereits in etwa zwei Jahren für rund 16.000 Euro erhältlich sein. Das macht uns zu einem Vorreiter im unteren Preissegment, einem gewaltigen Wachstumsmarkt, und kann den Durchbruch der Massen-Elektromobilität bedeuten.

    Sie notieren seit wenigen Tagen an der Düsseldorfer Börse. Wieso haben sie ein Reverse-IPO vorgenommen statt einen „normalen“ Börsengang hinzulegen?

    Perret: Für uns ist nicht der Weg an die Börse entscheidend, sondern der Zugang zu Wachstumskapital. Ein klassischer IPO ist aufwendig und kostspielig. Mit dem Reverse-IPO haben wir einen schnellen und kostengünstigen Weg aufs Parkett gewählt. Durch diese Art des Börsengangs – ein sogenannter ‚cold IPO’ – machen wir uns auch unabhängig von der Stimmung an den Kapitalmärkten.

    Diese ist zwar momentan gut, aber wie wir alle wissen, kann sich das auch schnell ändern. Das Listing in Düsseldorf ermöglicht vielen interessierten Anlegern außerdem bereits zu einem relativ frühen Zeitpunkt, am Aufbau eines Pioniers in der Elektromobilität teilzuhaben – und das zu einer sehr günstigen Bewertung. Bei einem klassischen IPO hätten wir wohl eine höhere Bewertung erzielen können. So obliegt die Preisfindung dem Markt und den Anlegern. Wir sind zuversichtlich, dass die Investoren schnell realisieren werden, welches Potenzial in der fox e-mobility AG steckt. Wir genießen ein großes Vertrauen unserer Investoren, die diesen Weg unterstützen.

    Wer sind die bisherigen Anteilseigner von fox e-mobility und wie sieht der Streubesitz aktuell aus?

    Perret: Wir haben eine starke und stabile Aktionärsbasis. Die größten Aktionäre sind die Gründer mit Anteilen von insgesamt knapp 40 Prozent. Der Streubesitz liegt bei mehr als 60 Prozent. Dies beinhaltet Anteile des Management-Teams von über 11 Prozent.

    Sie wollen mit der Serienproduktion bereits im ersten Quartal 2023 starten. Wo stehen Sie auf dem Weg dahin und was bleibt für Sie zu tun?

    Perret: Wir verfügen über verschiedene entscheidende Vorteil gegenüber der Konkurrenz: Das Konzept der MIA 2.0 basiert auf der MIA 1.0, die bereits von 2011 bis 2013 produziert wurde. Diese MIA 1.0-Fahrzeuge fahren zum Teil noch heute sicher auf den Straßen. Daher ist für uns der Weg zur Serienproduktion deutlich kürzer als für andere Anbieter. Wir führen eine Art „umfassendes technisches Facelift“ durch, um die MIA auf den neuesten Stand bezüglich Batterien, Antrieb, Assistenzsystemen, Multimedia-Anschlüssen und Design zu bringen. Andere müssen bei „Null“ anfangen. Damit sparen wir viel Zeit und Ressourcen. Der verbleibende Finanzbedarf ist relativ gering. Das reduziert das Risiko für Anleger deutlich.

    Wo soll der Wagen gebaut werden und mit welchen Produktionszahlen rechnen Sie aktuell?

    Perret: Wir planen die Produktion mit erfahrenen internationalen Partnern aufzubauen und befinden uns in konkreten Gesprächen. Dabei wird die Produktion in Europa stattfinden. Wir rechnen mit Stückzahlen von mindestens 50.000 MIA im Jahr 2023 und bis zu 100.000 in den darauffolgenden Jahren.

    Sind sie nach dem Reverse-IPO ausreichend finanziert für dieses Vorhaben oder wird es weitere Kapitalmaßnahmen geben?

    Perret: Der Reverse-IPO ist für uns ein wichtiger Zwischenschritt. Wir planen für Anfang nächsten Jahres eine Kapitalerhöhung um 10 Prozent. In unseren Gesprächen mit internationalen Investoren verzeichnen wir ein großes Interesse an unserem Unternehmen. Diese wollen wir ins Boot holen. Daher streben wir im Jahr 2021 ein Uplisting in ein höheres Marktsegment an und wollen in diesem Zusammenhang eine weitere Kapitalerhöhung durchführen. Zudem ist auch das Thema Fremdfinanzierung für uns interessant. Insgesamt benötigen wir etwa 160 Millionen Euro, also im Branchenvergleich sehr wenig, für ein völlig neues Fahrzeugkonzept.

    Ihr geplantes Auto geht auf Murat Guenak zurück, den früheren Chef-Designer von Volkswagen und Daimler. Warum wird der E-Wagen nun in einer eigenen Gesellschaft gebaut statt von einem der Branchenriesen?

    Perret: Auch Murat Guenak entwickelte die erste Variante der MIA nicht für einen großen Konzern. Er war damals der Zeit deutlich voraus. Im Jahr 2011 waren Elektroautos noch nicht in der Gesellschaft verankert und das Umweltbewusstsein war nicht so ausgeprägt. Dieses Bild hat sich grundlegend gewandelt. Heute ist Klima- und Umweltschutz eines der drängendsten gesellschaftlichen Themen. Menschen in allen Bevölkerungsschichten vereint dieses Ziel.

    Der Markt ist nun bereit für die neue MIA 2.0. Als reiner Anbieter von Elektrofahrzeugen ohne die Strukturen eines Großkonzerns können wir flexibler und schneller agieren. Zudem sind die großen Anbieter mit größeren Elektrofahrzeugen gestartet. Eine Plattform für kleine Elektrofahrzeuge aufzubauen, ist daher für sie zeitaufwendig und kostenintensiv. Wir erzielen demgegenüber wichtige Wettbewerbsvorteile. Mit uns kann die Vision von Murat Guenak schneller Realität werden.

    Bei der neuen MIA wird nur der Fahrer vorne in der Mitte sitzen. Hat das Auto weitere Besonderheiten?

    Perret: Das ist in der Tat eine wichtige Innovation, die nicht zu unterschätzen ist. Der Fahrer hat dadurch einen optimalen Rundumblick. Zudem kann er über die platzsparenden Schiebetüren auf beiden Seiten komfortabel ein- und aussteigen. Auch das Sicherheitskonzept schützt den Fahrer gut. Mit einem Wendekreis von nur 4,3 Metern ist die MIA für enge Situationen bestens geeignet. Die Plattform ist dabei speziell für Elektroautos konzipiert und entspricht deren Anforderungen. So hat man trotz der kleinen Außenmaße innen viel Platz. Die MIA wird es sowohl als 3- oder 4-Sitzer für Familien als auch in der Variante eines Lieferfahrzeugs geben. Die Mitfahrer können über die Schiebetüren bequem einsteigen und haben eine gute Sicht.

    Bitte erläutern Sie das Mobilitätskonzept, das hinter der MIA steckt. Welche Distanz kann das Auto zurücklegen?

    Perret: MIA haben wir primär als Fahrzeug für die Metropolregionen und Ballungsräume konzipiert. Sie eignet sich bestens für die Letzte Meile Logistik im urbanen Lieferverkehr. Als kleines Auto nimmt sie in den überfüllten Städten wenig Platz ein und trägt so zur Entspannung der knapper werdenden Verkehrsflächen in den Städten bei. Trotz ihrer geringen Außenmaße hat der Kofferraum ein Fassungsvermögen von 1.600 Litern und damit so viel wie ein Mittelklasse SUV. Mit einer Reichweite von 200 Kilometern ist sie zudem für Fahrten zur Arbeit, zum Einkaufen oder zum Familienfest optimal geeignet.

    Sie wollen die MIA für 16.000 Euro anbieten. Wie schafft man das? Perret: Wir gehören zu den Ersten, die ein kleines Elektroauto für den Massenmarkt anbieten werden und somit neue Kundengruppen erschließen. Die Kosten für die Batterien sind in den letzten Jahren deutlich gesunken. Das ist ein nicht unerheblicher Kostenfaktor, der günstigen Elektroautos bislang im Weg stand. Zudem sind unsere Fixkosten vergleichsweise niedrig, da wir die Produktion an Partner vergeben.

    Als reiner Anbieter von Elektrofahrzeugen besteht die Möglichkeit, sogenannte CO2-Credits zu erhalten, da wir keine CO2-Emissionen haben und damit die Emissionsgrenzwerte der EU unterschreiten. Das könnten ca. 3.500 Euro bis 4.000 Euro für jedes verkaufte Auto sein. Damit überzeugt unser Geschäftsmodell nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch.

    Welche Verkaufsziele haben sie für die MIA und wie soll der Vertrieb erfolgen?

    Perret: Wir planen mit einem Verkaufsstart bereits im Jahr 2023. Im ersten Jahr des Verkaufs peilen wir etwa 50.000 verkaufte MIA an. In den darauffolgenden Jahren könnte die Zahl auf etwa 100.000 Fahrzeuge steigen. Dabei konzentrieren wir uns komplett auf den europäischen Markt. Außerhalb Europas vergeben wir Lizenzen, sodass dort andere Autobauer die MIA produzieren und vertreiben können.

    Sie rechnen 2023 mit dem Breakeven. Wie kommen sie zu dieser Annahme?

    Perret: Wir sind ein schlankes Unternehmen mit effizienten Strukturen. Keine eigenen Fabriken – die Produktion wird an bewährte und erfahrene Auftragshersteller ausgelagert. Batterie, Antrieb und andere Teile sind in Top-Qualität bei Zulieferern erhältlich. Das reduziert die Kosten und Qualitätsrisiken. Mit unserem Geschäftsmodell erreichen wir bereits bei vergleichsweise niedrigen Stückzahlen die Gewinnzone. Das wird daher voraussichtlich schon im Jahr der Markteinführung sein.

    Wird der Breakeven eher aufgrund der Autogeschäfte zustande kommen oder aufgrund des Verkaufs von CO2-Zertifikaten?

    Perret: Wir erzielen Umsätze in drei Geschäftsbereichen: dem Vertrieb der MIA in Europa, dem Lizenzprogramm für Länder außerhalb Europas und dem Verkauf von CO2-Credits an andere Fahrzeugbauer. In jedem dieser Bereiche werden wir über die Laufzeit der MIA Gewinne erzielen.

    Ist eine Übernahme durch einen etablierten Autobauer für sie ein Thema? Gibt es von dort schon Reaktionen?

    Perret: Wir entwickeln zurzeit die MIA 2.0-Serie, mit der wir Vorreiter im Markt für Elektrofahrzeuge im niedrigen Marktsegment sein werden. Darauf konzentrieren wir uns. Eine Übernahme ist für uns zurzeit kein Thema.

    Die neue MIA soll von Ihnen nur in Europa angeboten werden. Ist China für Sie kein interessanter Markt?

    Perret: Der europäische Markt ist unser Heimatmarkt. Als neuer Anbieter konzentrieren wir uns auf diesen Markt. Natürlich sind auch der chinesische, der südostasiatische und der amerikanische Markt für uns sehr interessant. Auch hier befindet sich Elektromobilität auf dem Vormarsch. Wir prüfen verschiedene Optionen, wie wir diese Märkte über Lizenzkonzepte erschließen können.

    Wird die neue MIA der VW Käfer der E-Autos?

    Perret: Der Vergleich ehrt uns, aber die Konzepte sind grundverschieden. Wir bieten mit der MIA ein Elektroauto für die Stadt an. Darauf ist das Konzept ausgerichtet. Als kleines Auto mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten ist es insbesondere in den vielen engen Stadtgebieten optimal geeignet. Wir sind sicher, dass auch die Autofahrer dieses zu schätzen wissen. Die MIA leistet so einen Beitrag, um die ökologischen Probleme zu lösen (Stichwort Green Deal), aber auch um den Verkehrskollaps in den großen Metropolregionen zu verhindern. Die MIA wird daher in unseren Städten und Ballungsräumen präsent sein.

    Dieses Interview ist eine Kooperation von wallstreet-online mit der Redaktion von www.4investors.de.





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