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     138  0 Kommentare Und wieder schnappt die Falle zu, Kommentar zum Kampf um die Impfstoffe von Stefan Reccius

    Frankfurt (ots) - Es ist ein Déjà-vu der Kategorie Ablenkungsmanöver: Die
    EU-Kommission zwingt Impfstoffhersteller, Ausfuhrbegehren über ein neues
    Transparenzregister anzumelden. Was angesichts von Lieferengpässen samt
    Schlagabtausch mit AstraZeneca sinnvoll klingt, ist tatsächlich nur einen kurzen
    Griff vom schärfsten Schwert der Außenwirtschaftspolitik - Exportverboten -
    entfernt. In diesem Reflex sind Spahn und Co. geübt: Anfangs untersagte Brüssel
    den Export von Masken, Kitteln und Schutzbrillen, weil trotz Warnungen für den
    Fall einer Pandemie Notvorräte fehlten. Im Kampf um knappe Impfstoffe schnappt
    die Protektionismusfalle wieder zu.

    Das Blame Game für den langsamen Impfstart ist in vollem Gange. Berlin und
    Brüssel machen eine schlechte Figur. Alle säuseln von Solidarität untereinander
    und mit den Ärmsten der Welt, denen EU, USA und andere - das nur am Rande - eine
    Milliarde Impfdosen für 2021 versprochen haben. Die Bundesregierung setzt
    Maßstäbe in politischer Schizophrenie: Während Kanzlerin Angela Merkel "die
    Stunde des Mul­tilateralismus" beschwört und vor "Abschottung" warnt, redet ihr
    Gesundheitsminister einer "Pflicht zur Genehmigung von Impfstoffexporten auf
    EU-Ebene" das Wort. London erhebt, nicht zu Unrecht, den Vorwurf des
    Impfstoff-Nationalismus. Und ausgerechnet von Xi Jinping, dem Anführer jenes
    Landes, das via Kampagne in Staatsmedien den Biontech-Pfizer-Impfstoff zu
    diskreditieren zielt, muss die Welt sich belehren lassen, "die Zusammenarbeit
    bei der Produktion und Verteilung von Impfstoffen zu verstärken". Ein groteskes
    Schauspiel.

    Ebenso bizarr: Offenbar streuen Beamte aus Spahns Behörde gegen die offizielle
    Linie des Ministeriums nicht substanziierte Interna, wonach das britische Vakzin
    bei Senioren angeblich so gut wie nicht wirke. AstraZeneca-Chef Pascal Soriot,
    die kooperierende Universität Oxford und namhafte Epidemiologen protestieren.
    Etwas Licht ins Datendunkel dürfte das für Freitag angekündigte Urteil der
    EU-Arzneimittelagentur EMA bringen. Den Lieferstreit kann hingegen nur die
    Veröffentlichung des Vertrags nach dem Vorbild von Curevac klären. Auch darum
    ging es am Mittwochabend in einem Krisengespräch der EU-Kommission mit
    AstraZeneca. Einstweilen steht Aussage gegen Aussage. An einem Argument von
    Konzernchef Soriot kommt Brüssel allerdings nicht vorbei: London wird nicht
    zuletzt schneller beliefert, da es bei der Unterschrift drei Monate schneller
    war - auch weil Brüssel die Verhandlungen im Sommer an sich riss. Drohungen mit
    Exportverboten lenken davon nicht ab.

    Pressekontakt:

    Börsen-Zeitung
    Redaktion

    Telefon: 069--2732-0
    www.boersen-zeitung.de

    Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/30377/4823569
    OTS: Börsen-Zeitung




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