Konkrete Beispiele für gestörte Lieferketten - Seite 2
Erneuter Short-Squeeze?
Dennoch holten die Aktienmärkte ihre Verluste im Verlauf der Pressekonferenz vollständig auf. Der Dow Jones kletterte um fast 800 Zähler bzw. mehr als 2,3 % zu. Einige Medien begründeten dies damit, dass Powell wiederholt auf die Stärke der US-Wirtschaft verwies, die ein solches Tempo an Zinserhöhungen verkraften könne.
Es liegt aber auch die Vermutung nahe, dass viele Anleger im Vorfeld des Zinsentscheides auf negative Marktreaktionen gewettet hatten. Und weil die meisten Anleger somit schon in diese Richtung positioniert waren, kam kein weiterer Verkaufsdruck auf. Stattdessen mussten sie ihre Short-Positionen auflösen, als es mit Beginn der Pressekonferenz in die entgegengesetzte Richtung ging. Das trieb den Kursanstieg zusätzlich an. Ähnliches hatten wir am Mittwoch vergangener Woche gesehen, als es einen mächtigen Short-Squeeze gab (siehe dazu Börse-Intern vom 10. März).
Kann es jetzt nur noch nach oben gehen?
Die nur noch kurze negative Marktreaktion von vorgestern passt auch zu meinen jüngsten Aussagen, wonach negative Nachrichten inzwischen eingepreist scheinen und man daher eher mit plötzlichen Kurssprüngen rechnen sollte. Kann es also jetzt nur noch nach oben gehen?
Zur Beantwortung dieser Frage möchte ich noch einmal auf die Probleme der Lieferketten zurückkommen, die ich bereits in der vorgestrigen Börse-Intern besprochen habe und auf die auch Jerome Powell vorgestern hinwies. Was bedeutet dies nun konkret für die Unternehmen?
Wie aus einer gestern veröffentlichten Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) hervorgeht, melden rund 60 % der Unternehmen zusätzliche Störungen in der Lieferkette und Logistik als Folge des Ukraine-Krieges. Die russische Invasion verschärft also die bereits bestehenden Probleme. Denn schon in der IHK-Konjunkturumfrage vom Jahresbeginn, also vor Beginn des Ukraine-Krieges, hatten 84 % der Unternehmen in Deutschland mittlere bis erhebliche Lieferschwierigkeiten beklagt.
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Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) hat vor diesem Hintergrund seine Wachstumsprognose für Deutschland nahezu halbiert. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte in diesem Jahr nur noch um 2,1 % zulegen, wie das IfW nun vorhersagt. Noch im Dezember waren die Forscher von 4,0 % ausgegangen. Auch das in Essen ansässige RWI-Institut senkte seine Wachstumsprognose für dieses Jahr, von bislang 3,9 auf nun 2,5 %.