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     2314  0 Kommentare Schon wieder eine falsche Prognose!

    Liebe Leser,

    Manche Ausreden sind so blöd, dass man am gesunden Menschenverstand derjenigen zweifelt, die sie äußern! Als Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Bank of America gefragt wurde warum die Wachstumsprognosen für die Volkswirtschaften in den letzten Jahren ständig katastrophal daneben lagen, gab er ein amüsante Antwort: “Wir hatten erst den Aktiencrash, dann den 11. September, dann den Irak-Krieg und nun Ölpreisschock und Euro-Aufwertung!” Zusammengefasst waren die Prognosen also falsch, weil genau die Faktoren, die eigentlich prognostiziert werden sollten, falsch prognostiziert wurden. Ich schlage vor diese Art der Ausrede auch auf andere Branche auszudehnen. Dann könnten Fondsmanager endlich glaubhaft vermitteln warum ihre Performance in den negativen Bereich abgedriftet ist: “Leider hat unser Fonds ein negatives Ergebnis erzielt, weil Aktien dazu tendierten nach unseren Käufen zu fallen und nach unseren Verkäufen zu steigen”! Klingt doch plausibel, oder?

    Egal ob man sich mit Wachstumsprognosen oder dem Aktienmarkt beschäftigt. Es kommt nicht darauf an die Zukunft zu kennen, sondern hauptsächlich darauf, auf gegebene Entwicklungen richtig zu reagieren. Nicht umsonst schließt sich der Tenor der amerikanischen Wirtschaftselite dem Harvard-Professor Gregory Mankiv an, der gleich in seiner Einführung zur Volkswirtschaftslehre feststellt: “Wirtschaftliche Schwankungen sind unregelmäßig und nicht prognostizierbar!”. Wir sind unwissend. Aber genau diese fehlende Erkenntnis ist das Problem der heutigen Zeit, in der höhere Bildung fast schon zum Allgemeingut geworden ist. Ein Fachidiot steht neben dem anderen und ist ein solcher, weil er sich auf Dogmen versteift, die es unmöglich machen in gegenseitiger Diskussion zu einem Konsens zu finden. Karl Raimund Popper, einer der größten Philosophen des letzten Jahrhunderts, hat sich mit genau diesen Fragen beschäftigt. Wie kann dogmatisches Denken verhindert werden? Nur indem man sich klar macht, dass fast alle wissenschaftlichen Erkenntnisse durch Versuch und Irrtum entstehen. Der Glaube durch induktive Schlüsse eine Gesetzmäßigkeit zu entdecken, führt gerade in den Bereichen Wirtschaft und Börse zu falschen Verallgemeinerungen und hat etwas Dogmatisches an sich. Vielleicht wäre Holger Schmieding mit einem Zitat von Popper der Wahrheit näher gekommen: “Wir wissen nicht, sondern wir raten!”

    Viel Erfolg wünscht
    Simon Betschinger
    Kontakt: webmaster@tradecentre.de




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    Schon wieder eine falsche Prognose! Liebe Leser, Manche Ausreden sind so blöd, dass man am gesunden Menschenverstand derjenigen zweifelt, die sie äußern! Als Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Bank of America gefragt wurde warum die Wachstumsprognosen für die …