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     1809  0 Kommentare Bullen – Nach dem Hexensabbat

    Der S&P 500 überwand am vergangenen Freitag seine Aufwärtslinie aus März 2003. Solche Linien gibt es natürlich viele. Die aktuell relevante fing Ende Oktober 2004 den Index auf, wurde aber Mitte April durchbrochen. Seit Mitte Mai zieht sich der Index immer enger an diese Linie heran und hat am Freitag auch das Hoch vom Jahresende 2004 überwunden. Das Volumen sprang hoch, aber sowohl diese Tatsache, wie auch der Ausbruch des Index selbst sollte nicht überbewertet werden. Der Hexensabbat gibt oft ein verzerrtes Bild, zeichnet das der im Vorfeld bezogenen Positionen. So dürfte erst der Handel Anfang dieser Woche Klarheit über die kurzfristige weitere Richtung bringen.

    Das US-Leistungsbilanzdefizit stieg im ersten Quartal überraschend stark um 3.6 Prozent auf 195,1 Mrd. Dollar und macht nun 6,4 Prozent des BIP aus. Der Dollar beendete daraufhin seine Stärkebewegung, der Euro konnte deutlich zulegen. Ein Teil der Gewinne wurde jedoch aktuell schon wieder abgegeben. Aktien zeigten sich durch diese Negativnachricht nicht tangiert. Hier half auch der Consumer Sentiment Index der Universität Michigan, der auf 94,8 stieg. Nach 86,9 im Mai hatten Volkswirte im Vorfeld mit 88,6 gerechnet.

    Die Devisenmärkte geraten erneut ins Grübeln, wie lange Ausländer noch bereit sind, mit täglich mehr als 2 Mrd. Dollar Zufluss für die bilanzielle Gegenposition zu sorgen, also das Leistungsbilanzdefizit „zu finanzieren“. Die Tatsache, dass ausländische Investoren im April nur für netto 47,4 Mrd. Dollar amerikanische Wertpapiere erworben haben, verstärkt in der jüngeren Vergangenheit in den Hintergrund gedrängte Bedenken. Die Märkte hatten hier deutlich mehr an Zuflüssen erwartet.

    Die Ölpreise eilen von Rekord zu Rekord. Das tangiert die Aktien-Bullen gegenwärtig wenig. Möglicherweise nährt gerade die dynamische Bewegung nach dem Ausbruch des Öl-Future über 56 Dollar die Hoffnung, dass es sich um eine rein spekulative, kurzfristig orientierte Veranstaltung handelt, die keine fundamentalen Bremsspuren hinterlässt. Dabei sind die Euro-Länder die besonders Benachteiligten. Einerseits haben sie mit speziellen strukturellen Problemen zu kämpfen, andererseits irritiert das Brüsseler Politbürokratentheater und zum dritten lässt der schwache Euro die Preissteigerungen besonders hart durchschlagen.
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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
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