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    ROUNDUP  381  0 Kommentare Flatexdegiro-Chef tritt nach harscher Kritik ab - Aktie im Sinkflug

    Für Sie zusammengefasst
    • Flatexdegiro braucht neuen Chef
    • Niehage tritt ab nach Kritik
    • Aktie verliert an Wert, Suche nach Nachfolger läuft

    FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Online-Broker Flatexdegiro braucht nach den Turbulenzen der vergangenen Jahre einen neuen Chef. Vorstandschef Frank Niehage tritt zum 30. April ab - rund einen Monat, nachdem Großaktionär Bernd Förtsch öffentlich mit der Arbeit des Managers abgerechnet hatte. Flatexdegiro begründete den Abgang am Montag mit "unterschiedlichen Auffassungen zur strategischen Entwicklung" sowie dem Wohl des Unternehmens. Die Suche nach einem Nachfolger läuft. Vorläufig sollen zwei Vorstandskollegen die Gesellschaft führen. An der Börse kamen die Nachrichten nur kurzzeitig gut an.

    Nach einem Kurssprung um rund drei Prozent ging es für die Flatexdegiro-Aktie deutlich abwärts. Um die Mittagszeit lag das Papier mit mehr als fünf Prozent im Minus bei 9,69 Euro und war damit größter Verlierer im Kleinwerte-Index SDax . Im bisherigen Jahresverlauf hat das Papier rund 13 Prozent eingebüßt. Seit seinem Rekordhoch von knapp 30 Euro aus dem Jahr 2021 beläuft sich der Kursverlust sogar auf rund zwei Drittel.

    Der Aufsichtsrat lobte Niehage in der Mitteilung "für seine überaus erfolgreiche Arbeit in den vergangenen zehn Jahren". Unter seiner Führung sei Flatexdegiro zu Europas größtem Online-Broker aufgestiegen - mit 2,8 Millionen Kundenaccounts und einem verwalteten Kundenvermögen von 58 Milliarden Euro. Für 2024 erwarte Flatexdegiro bei Umsatz und Konzernergebnis erneut Rekordwerte.

    Der Aufsichtsrat sucht nach eigenen Angaben bereits nach einem Nachfolger für Niehage. Ziel sei, die Suche "kurzfristig abzuschließen", hieß es weiter. Bis zum Antritt des Nachfolgers sollen Finanzvorstand Benos Janos und Technikvorstand Stephan Simmang den Online-Broker als Co-Chefs führen.

    Niehage stand seit Längerem in der Kritik. War der Handel von Kleinanlegern auf den Plattformen von Flatexdegiro während der Corona-Pandemie in ungekannte Höhen geklettert, brach das Geschäftsvolumen mit dem Anstieg von Inflation und Zinsen sowie dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine ein. Zudem stellte die Finanzaufsicht Bafin im Jahr 2022 in einer Sonderprüfung bei dem Broker eine Reihe von Mängeln fest - und erhöhte die Kapitalanforderungen der Gesellschaft.

    Im März rechnete Großaktionär Förtsch in einem Interview mit der Unternehmensführung ab. Der Verfall des Aktienkurses und der geringe Börsenwert von rund einer Milliarde Euro sei Folge einer "operativen, strategischen und auch aufsichtsratstechnischen Fehlentwicklung", sagte er der "Wirtschaftswoche". Zudem kündigte er an, auf der Hauptversammlung am 4. Juni Konsequenzen zu ziehen - für Niehage ebenso wie für Aufsichtsratschef Martin Korbmacher. Mit Niehages Abgang hat sich ein Teil davon erübrigt.

    Förtsch bemängelte in dem Interview fehlende Innovationen bei Flatexdegiro, ein Verständnis für den Markt und "Produkte, die für Kunden super attraktiv sind". So seien die früher einfachen Gebührenstrukturen von Flatex inzwischen ähnlich undurchsichtig wie bei Wettbewerbern. Den Boom von Kryptowährungen wie dem Bitcoin habe das Unternehmen verschlafen. Die Wettbewerber Swissquote und Trade Republic seien an der Börse rund viermal so viel wert wie Flatexdegiro.

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    Besonders stieß Förtsch die Kommunikation des Unternehmens auf. Er empfinde sie "seit Jahren als Desaster". Der "Höhepunkt dieser Fehlentwicklung" sei die Meldung zu der Bafin-Untersuchung gewesen, die an einem Samstagabend im Dezember 2022 verschickt wurde.

    Solche Kommunikationsfehler häuften sich bei dem Unternehmen, sagte Förtsch. So machte Flatexdegiro den damaligen Finanzvorstand Muhamad Chahrour Anfang 2023 zum stellvertretenden Vorstandschef. Doch der kündigte nur ein halbes Jahr später seinen Rücktritt an. Darüber habe er sich doch sehr gewundert, sagte Förtsch.

    Förtsch ist nicht nur Großaktionär von Flatexdegiro, sondern hat den Vorläufer des Unternehmens vor 25 Jahren selbst gegründet. Direkt und indirekt hält er immer noch knapp 20 Prozent aller Aktien der Gesellschaft./stw/mne/jha/




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