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     3619  0 Kommentare Bullischer Überschlag

    Die Bullenherde ist losgetrabt und versucht, auch im schlechten Börsenmonat September Haltung zu bewahren. So ganz einfach ist das nicht, aber man bemüht sich. Dumm nur, dass die Kreditkrise, die einmal eine Immobilienkrise war, nicht so schnell vergessen werden kann. Wir haben nicht nur einfach ein erhöhtes Risiko, es besteht die große Unsicherheit, überhaupt abschätzen zu können, wo welches in welcher Höhe lauert.

    Nach wie vor gibt es deutliche Friktionen in den Geldmärkten, die Über-Nacht-Schwankungen der effektiven Fed Funds Rate reflektieren dies mit Pendelbewegungen, die schon einmal zwischen 2 und 6 Prozent liegen. Ein weiteres Indiz für die Gefahren, die Entscheidung der Bush-Regierung, notleidenden Hausbesitzern zu helfen, kurz nachdem der Fonds-Manager Bill Gross von Pimco nach dem Staat gerufen hatte (siehe Artikel vom 24. August an dieser Stelle).

    Allenthalben wird jetzt nach Hinweisen gesucht, dass die Gütermärkte „infiziert“ werden könnten. Ein neuer Prüfstein rollt heute heran, die amerikanischem Arbeitsmarktdaten, die vor Handelsbeginn veröffentlicht werden. Offiziell wird noch mit 110.000 neuen Stellen gerechnet, die im August geschaffen worden sein sollen nach 92.000 im Juli.

    Die Omen lassen jedoch eine Enttäuschung erwarten. So nennt der Challenger-Bericht für August fast 80.000 Entlassungsankündigungen, nachdem es im Juli mit knapp 43.000 noch ein 12-Monats-Tief gegeben hatte. Fast die Hälfte der angekündigten Entlassungen kommen, wen wundert es, aus dem Finanzsektor. Der ADP-Report zeigt für August 38.000 neue Stellen im privaten nonfarm Bereich, im Vorfeld waren 83.000 neue Jobs erwartet worden. Der von ADP genannte Zuwachs ist der geringste in vergangenen vier Jahren.

    Nachdem die EZB gestern entgegen ihren früheren Bekräftigungen den Leitzins nicht erhöht hat, werden Hoffnungen bestärkt, die Fed könnte auf ihrer Sitzung am 18. September die Zinsen um 0,25 Prozent senken. Die effektive Fed Funds Rate gibt ein paar Anhaltspunkte hierfür. Sie notierte kürzlich bis zu 0,5 Prozent unter der Zielrate von 5,25 Prozent.

    EZB und Fed arbeiten daran, den Zinsspread zu reduzieren. Hatte man bisher wohl eher daran gedacht, ihn von unten her anzugleichen (Leitzins im Euro-Raum wird angehoben), dürfte das jetzt eher von oben her passieren. Das hätte zugleich den Vorteil, dass das Risiko eines Dollar-Kollapses eingedämmt wird: Die Akteure haben nun Zeit, die Erwartung fallender US-Leitzinsen einzupreisen. Wenn das dann tatsächlich geschieht, ist es Schnee von gestern, der Dollar dürfte gegen Euro dann kaum noch nachhaltig verlieren. Wie gesagt, FOMC-Termin ist am 18. September.
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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Bullischer Überschlag Die Bullenherde ist losgetrabt und versucht, auch im schlechten Börsenmonat September Haltung zu bewahren. So ganz einfach ist das nicht, aber man bemüht sich. Dumm nur, dass die Kreditkrise, die einmal eine Immobilienkrise war, nicht so schnell …