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     3114  0 Kommentare Obama, die Sparquote und Keynes - Seite 2



    Da im Kapitalismus durch den Zinseszins-Effekt zwangläufig Kapital angehäuft wird, muss die Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals tendenziell sinken. Solange der Zinsfuß größer als Null ist und das Kapital in einer Wirtschaft wächst, kommt es daher immer wieder zu sich verschärfenden Krisen mit langfristiger Unterbeschäftigung. Durch Zinssenkungen sollte sich einer solchen Entwicklung eigentlich schnell und effektiv gegensteuern lassen, wenn da nicht die „unlenkbare und unfügsame Psychologie der Geschäftswelt“ wäre, wie Keynes schreibt.

    Keynes verneint die Knappheit des Kapitals in entwickelten Volkswirtschaften, womit Zinsen aus diesem Grund nicht zu begründen seien, ganz im Unterschied zur Landpacht. Er sieht im Zins eine als Belohnung für die Aufgabe der Liquidität hauptsächlich psychologisch bedingte Größe. Er unterschied folglich nicht zwischen monetären und nicht-monetären Faktoren und sah auch keinen engen Zusammenhang zwischen Sparen und Investitionen. In einem idealen Markt-getriebenen Finanzsystem würde vermehrtes Sparen über sinkende Zinsen zusätzliche Investitionen finanzieren. Sein „Spar-Paradox“ besagt demgegenüber, dass zusätzliches Sparen in einem Abschwung durch negativen Effekt auf die volkswirtschaftliche Nachfrage diesen nur verschärft. Das durch vermehrtes Sparen erhöhte Kapitalangebot schafft aus sich heraus keine Investitionsanreize.

    Das aus der Produktion abgezogene und das durch Sparen vermehrte Kapital läuft durch Hortung langsamer um und wird vermehrt zur Spekulation eingesetzt, so lange die Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals unter dem „Zinsfuß“ liegt. Keynes glaubte, „die Rentierseite des Kapitalismus (sei) ... eine vorübergehende Phase.“ So lange aber könne man dem Zustand der Vollbeschäftigung nur durch zusätzliche staatliche Nachfrage nahe kommen.

    Die Finanzkrise wurde ausgelöst durch die Implosion des Immobilien-Kartenhauses, also durch einen aus Sicht der Produktion exogenen Schock. Das ließ die Geldnachfrage explodieren und zog durch Kreditverknappung Kapital aus der Produktion ab. Wir haben es also nicht mit sinkenden Gewinnerwartungen zu tun, der klassischen Krisen-Ursache, wie Keynes sie beschrieben hat. Ja, eigentlich müsste sich die aktuelle Lage auf dem Markt für Kapitalgüter nach Keynes sogar eher von selbst verbessern. Wenn da nicht das Spar-Paradox wäre.
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    Klaus Singer
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