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     3694  0 Kommentare Deflation - Inflation - oder beides gleichzeitig? - Seite 2



    Die Entwicklung in Japan ist für den Westen, der in einer ähnlichen Krise steckt, durchaus ein mahnendes Beispiel. Die Frage ist aber, ob noch mehr Maßnahmen das Land am Ende wirklich aus der Rezession gebracht hätten. Das viele billige Geld aus Japan hat nämlich seinerzeit durchaus viel bewegt – nur leider nicht in Japan selbst.

    Vieles davon wurde stattdessen in den Tigerstaaten investiert, wo riesige Industriezentren wie Pilze aus dem Boden schossen. Taiwan und Südkorea machten den Sprung zu hoch entwickelten Technologienationen; Malaysia und Thailand bauten plötzlich enorme Fertigungskapazitäten auf (In der Asien-Krise 1997/1998 wiederum mussten die Tigerstaaten gerade für diese hohe Auslandsverschuldung büßen. Diese konnte mittlerweile aber sichtlich zurückgefahren werden). Daneben dürfte auch viel Geld der japanischen Anleger an die westlichen Aktien- und Anleihenmärkte geflossen sein, und dort unter anderem für den Börsenboom der 90er Jahre gesorgt haben.

    Wir müssen also davon ausgehen, dass der japanischen Volkswirtschaft durch die Nullzinspolitik mehr als genug Geld zur Verfügung stand. Japans Unternehmer und Anleger hatten aber keine Lust mehr, dies in Japan zu investieren, und zwar weder in die Wirtschaft, noch in japanische Aktien und Immobilien. Stattdessen wurde das Geld dorthin gebracht, wo es ansehnliche Renditen versprach. Auf diese Weise profitierten ganz andere Länder und Anlageklassen als vorgesehen von der japanischen Geldflut. Und es entstanden durchaus zu verschiedenen Gelegenheiten auch neue Asset-Blasen  - allerdings an ganz anderen Orten als befürchtet.

    Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sich auch jetzt im Westen die niedrigen Zinsen und Stimulationsprogramme ganz anders auswirken werden als erwartet. Zwar ist Geld im Überfluss da. Doch wer kann sagen, ob irgendwer in den kommenden Jahren die Neigung verspürt, es in amerikanische Immobilien zu investieren. Oder ob die Banken geneigt sind, wieder reichlich riskante Kredite an Unternehmen zu vergeben. Und auch die Anleger können ihr Geld letztlich investieren, wo immer sie wollen. Ob es am Ende wieder der heimischen Wirtschaft zugute kommt, ist mehr als fraglich.

    Die Frage, ob wir demnächst Inflation oder Deflation bekommen werden, stellt sich also möglicherweise gar nicht. Die Wahrheit liegt womöglich auch nicht „irgendwo dazwischen“, wie viele Beobachter derzeit vermuten. Viel plausibler erscheint uns momentan das „Sowohl-als-Auch-Szenario“. 

    In diesem Szenario wird die Welt zwar von billigem Geld überschwemmt. Dieses Geld bringt aber nicht die komplette Weltwirtschaft zum Blühen, sondern wird von den Akteuren nur noch in bestimmte Asset-Klassen kanalisiert. Für manche Investments sind sie optimistisch; andere Länder, Branchen und Vermögenswerte werden konsequent gemieden. Dies macht es möglich, dass das breite Wirtschaftsleben weiter vor sich hindümpelt, während gleichzeitig an bestimmten Stellen schon wieder massive Blasen entstehen, ohne dass dies ein Widerspruch wäre. 

    Als Anleger braucht man in einem solchen Szenario nicht gleich resignieren. Man sollte aber künftig aufmerksam nach möglichen Übertreibungen Ausschau halten, um nicht wieder viel Geld in platzenden Blasen zu verlieren. Insbesondere im Rohstoffsektor zeichnen sich schon jetzt wieder Entwicklungen ab, die uns früher oder später um die Ohren fliegen könnten. Und auch die momentane Gold-Begeisterung ist möglicherweise fundamental nicht gerechtfertigt, sondern zeugt vielmehr von Unmengen von Liquidität, die keine passenden Anlageobjekte finden.

    Noch wichtiger ist es wahrscheinlich, auf die Werthaltigkeit seiner Investments zu achten. Dies mag banal klingen, wurde aber von vielen Anlegern in den letzten Jahren sträflich vernachlässigt. In Zeiten, die gleichzeitig von Stagnation und Asset-Blasen geprägt sind, sollte man vor allem dort investieren, wo noch echtes Wachstum stattfindet, wo handfeste Gewinne generiert werden, wo die Bewertungen noch stimmen und wo die Perspektiven tatsächlich mit Händen zu greifen sind. All diese Eigenschaften, die ein Investment dringend braucht, sind in Krisenzeiten nicht mehr leicht aufzuspüren. Und wir glauben ganz ehrlich: Sowohl jetzt als auch in den kommenden Jahren werden Sie solche Investments fast nur noch in Asien finden.

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    Gerhard Heinrich
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    Gerhard Heinrich ist freier Finanzredakteur. Er schreibt unter anderem für den Börsenbrief EMERGING MARKETS TRADER (www.emerging-markets-trader.de).
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    Verfasst von 2Gerhard Heinrich
    Deflation - Inflation - oder beides gleichzeitig? - Seite 2 Um der Verwerfungen der Finanzkrise Herr zu werden, haben die Notenbanken fast aller Industrieländer den Geldhahn bis zum Anschlag aufgedreht. Nach wie vor ist aber umstritten, ob und wie sich dieses drastische Vorgehen auswirken wird. Dabei ist …