Singulus Technologies

Urgestein in abermaliger Erneuerungskur

Der Maschinenbauer aus Kahl am Main war eines der ersten Unternehmen am Neuen Markt, heute ist Singulus – mal wieder – in den TecDax-30 aufgerückt. Nicht zum ersten Mal. Erst die Kurserholung der zurück liegenden Monate hat dem Hersteller von Anlagen für optische Speichermedien die erforderliche Marktkapitalisierung beschert. Und das, obwohl Singulus nun schon das dritte Jahr in Folge rückläufige Umsätze verzeichnete – eine Wachstumsstory sieht anders aus. Weshalb ist das Urgestein dann aber trotzdem interessant? – weil Investoren im Zuge einer Turnaround-Story natürlich den größten Hebel genießen (würden). Leicht wird das aber nicht.

Starke Optik

Singulus ist ein Produzent schlüsselfertiger Anlagen zur Herstellung optischer Speichermedien. Nach eigenen Angaben bieten die Kahler als Einzige alle Fertigungsschritte (Mastering, Replikationslinien) bei Produktionsanlagen für CDs, DVDs und BluRay Discs an. Mit Hilfe eines so genannten Metallizers werden extrem dünne gleichmäßige Metallschichten aus Aluminium, Silber und Silizium durch Vakuumtechnologie auf ein Substrat aufgebracht. Singulus unterscheidet nach den Teilbereichen Optical Discs, Solar und Coating.

...aber erschreckende 2009er Zahlen

Die kürzlich veröffentlichten Geschäftszahlen für das abgelaufene Jahr müssen erst einmal verdaut werden. Enorme Abschreibungen (Impairments) und Restrukturierungsaufwendungen prägen das Bild eines Jahres, das Singulus als Übergangsjahr verstanden sehen möchte: Die Neuausrichtung brachte einen Stellenabbau um ein Drittel, den Verkauf des Halbleitergeschäfts (APE) sowie die Übernahme der restlichen Stangl-Anteile mit sich. Ein signifikanter Anstieg der Stangl-Auftrags¬eingänge wird nun ab der zweiten Jahreshälfte 2010 erwartet. Mit einem Marktanteil von ca. 15 % im Bereich der Nasschemie und einem patentgestützten Marktanteil von 60 % bei einzelnen Prozessschritten in der Produktion von CIS/CIGS-Dünnschichtsolarzellen dürfte der Zukauf von den erwarteten Kapazitätserweiterungen in der Solarindustrie profitieren. Singulus verspricht sich eine Erlösverdopplung auf knapp 50 Mio. Euro bei dieser Akquise.

Hoffnung auf Erholung

Das meiste in den 2009er Geschäftszahlen ist einmaliger Natur – hoffentlich jedenfalls. So wurden Forderungen und das APE-Geschäft (das inzwischen an Süss Microtec abgestoßen wurde) abgewertet. Zusätzlich aber berücksichtigte Singulus latente Steuern im Jahresabschluss nicht mehr, verfügt aber über rund 65 Mio. Euro an Verlustvorträgen. Am oberen Ende dagegen brach der Umsatz von 212 auf 117 Mio. Euro weg. Nach Steuern und Zinsen stand ein riesiges Minus von knapp 79 Mio. Euro zu Buche, nach 49 Mio. Euro im Vorjahr. Den Break-Even-Umsatz, bei dem Singulus auf operativer Ebene profitabel sein könnte, sieht man bei ungefähr 135 Mio. Euro.