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     2006  0 Kommentare Die Lebenslüge der Euro-Union - Seite 2



    So auch Griechenland. Natürlich haben die Regierungen dieses Landes Zahlen gefälscht, um in die Euro-Zone zu kommen. Und danach haben sie so weitergemacht. Die Regierungen der übrigen „PIIGS“-Länder haben vielleicht nicht gelogen und betrogen, aber sie stehen heute nicht viel besser da als Griechenland. Deutsche Banken haben gegen sie Forderungen im Volumen von 704 Mrd. Dollar angehäuft, die Forderungen aller Banken zusammen belaufen sich 3951 Mrd. Dollar. Griechenland nimmt sich da sogar noch bescheiden aus: Bei deutschen Banken steht das Land mit 45 Mrd. Dollar in der Kreide, insgesamt sind es 236 Mrd. Dollar (siehe Chart!).

    Bei all dem hat der griechische Regierungschef immer noch nichts verstanden. Wie sonst hätte er bei der Bekanntgabe des offiziellen Hilfeersuchens an die EU und den IWF sagen können, die Märkte und Spekulanten hätten ihn zu diesem Schritt gedrängt. Nein, die (in der Tat) unzumutbaren Refinanzierungskonditionen haben ihre Ursache nicht im „Markt“ oder in der „Spekulation“, sondern im eigenen Land. Und darüber hinaus, siehe oben, in der europäischen Politik.

    Griechenland muss bis 2015 einschließlich Schulden im Gesamtwert von über 160 Mrd. Euro bedienen. Dem Land wird dabei eine Therapie verordnet, die, wie Starbatty schreibt, die der Politik des deutschen Reichskanzlers Brüning in den frühen 1930er Jahren gleicht: Damals wurden in einer schweren Rezession Ausgaben gekürzt, Steuern erhöht, Gehälter eingefroren oder gekürzt, um das deutsche Renommee auf den internationalen Kapitalmärkten aufzupolieren. Diese Deflations-Politik führte aber nur von der Rezession in die Depression. (Und in den Faschismus...).

    Um die Schuldeneskalation zu bremsen und im Jahr 2050 wieder eine tragbare Schuldenquote von 60 % zu erreichen, müsste Griechenland nach Berechnungen von Barclays Capital sein gegenwärtiges Haushaltsdefizit (ohne Zinszahlungen) von 8,4 % des BIP bis 2014 in einen Überschuss von 6,4 % wandeln. Und das funktioniert auch nur dann, wenn Griechenland in diesem Jahr 45 und in den kommenden beiden Jahren nochmals 45 Mrd. Euro sehr langfristige Kredithilfe erhält. Wie soll das gehen? So werden die Griechen in den Ruin geschickt, sagt Starbatty.

    Wenn das Land statt dessen über die Rückkehr zur eigenen Währung abwertet, wird es preislich wieder konkurrenzfähig und kann über den Export Mittel erwirtschaften, um Kredite zurückzuzahlen. Für die Altschulden (die in Euro werden noch aufgewertet) müsse es einen Abschlag, sowie Moratorien für den Schuldendienst geben, fordert Starbatty.
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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Die Lebenslüge der Euro-Union - Seite 2 Die Rating-Agentur Standard and Poor’s wertet griechische Staatsanleihen auf Junk-Status ab und warnt, Gläubiger könnten 30 bis 50 % ihrer geliehenen Mittel verlieren. Die Quittung für die von dem Tübinger Ökonom Joachim Starbatty so …