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     2006  0 Kommentare Die Lebenslüge der Euro-Union - Seite 3



    Ob die anderen PIIGS-Länder denselben Weg gehen sollten, hängt von den konkreten Umständen ab. In Portugal und Griechenland sind die Sparquoten gleichermaßen niedrig, wodurch konstant hohe Kapitalzuflüsse nötig sind, um den Konsum zu finanzieren. Spanien und Irland sind beide besonders vom Bauboom betroffen, was eine starke Ausweitung von Finanzaktivitäten mit sich gebracht hat.

    Bei Portugal und Griechenland geht es eher um Insolvenz, bei Spanien und Irland vor allem um Illiquidität. Italien unterscheidet sich von beiden Gruppen, weil die Sparquote hier sogar noch höher ist als in Spanien und Irland und die Außen-Ungleichgewichte geringer.

    Griechenland und Portugal mit weiteren Krediten unter die Arme zu greifen, dürfte damit wirtschaftlich nicht sinnvoll sein (siehe Chart!). Ob es beim Rest der „PIIGS“ Sinn macht, hängt hauptsächlich von der Frage ab, wie schnell diese Länder es schaffen, ihre Wirtschaft umzubauen und wettbewerbsfähig zu machen. Angesichts des nicht gerade rosigen weltwirtschaftlichen Umfeldes ein schwieriges Unterfangen.

    Entkleiden wir das PIIGS-Problem von allem europäischen Brimborium, so bleibt übrig: Unter dem Mantel der Rettung des Euro wird der Bankenrettung zweiter Akt eingefädelt. Und da ist es doch viel angenehmer, dass Griechenland in der Euro-Zone verbleibt. Denn dann zahlen die Steuerzahler gleich die Zeche. Würde das Land zur eigenen Währung zurückkehren, wäre ein markanter Abschlag auf die Altschulden unvermeidlich, und da würden die Banken verlieren. Keine Frage, dass sie auch in diesem Falle wieder „Rettet uns!“ rufen. Genau davor hat die Politik Angst, weil sie nicht weiß, wie der Steuerzahler dann reagiert. Da macht man es lieber hinten herum, verbrämt alles mit der Rettung der Euro-Zone und hofft, der Steuerzahler merkt die Bankenrettung nicht.

    Moral hazard – wer Fehler macht, wird gerettet. Mit welchem Argument soll man demnächst Portugal verwehren, was man Griechenland zugesteht?

    Mutiert die Euro-Zone von einer Währungs- zu einer Transferunion, so wäre das ein Fass ohne Boden, die Geldwertstabilität wäre gefährdet. Starbatty warnt: Die Inflationsrate dürfte stark steigen auf über 5 %.

    Starbatty klagt mit anderen gegen diese Entwicklung und beruft sich dabei auf das Maastricht-Urteil des Verfassungsgerichts. Darin ist festgelegt, dass die Währungsunion eine Stabilitätsgemeinschaft werden müsse, ansonsten sei die vertragliche Konstruktion unzulässig. Die "No bail out"-Klausel in Artikel 125 des EU-Vertrages sei ein zentrales Element in dieser Konstruktion, das mit dem EU-Hilfsprogramm für Griechenland unterlaufen werde.

    Erwähnte Charts können über diesen Link eingesehen werden:
    http://www.timepatternanalysis.de/comments/MB20100428.html

    TrackRecord, Analysen und Prognosen unter TimePatternAnalysis.

    Kontakt: info@timepatternanalysis.de
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    Klaus Singer
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    Die Lebenslüge der Euro-Union - Seite 3 Die Rating-Agentur Standard and Poor’s wertet griechische Staatsanleihen auf Junk-Status ab und warnt, Gläubiger könnten 30 bis 50 % ihrer geliehenen Mittel verlieren. Die Quittung für die von dem Tübinger Ökonom Joachim Starbatty so …