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     1660  0 Kommentare China erhöht den Leitzins - ein Warnsignal?

    Die Szenarien innerhalb der Weltwirtschaft könnten unterschiedlicher nicht sein:

    Auf der einen Seite stehen die USA, wo weiterhin Massenarbeitslosigkeit herrscht und die Konjunktur schon wieder ernsthafte Lähmungserscheinungen zeigt. Zwar entwickeln sich die US-Börsen robust, aber der Verdacht liegt nahe, dass die Marktteilnehmer fast ausschließlich auf die Geldpolitik der Notenbank setzen. Schließlich lässt die FED inzwischen keine sich bietende Gelegenheit mehr aus, um immer wieder zu beteuern, dass sie selbstverständlich jederzeit dazu bereit sei, die Schleusen noch weiter zu öffnen und die Märkte mit Liquidität zu fluten. 

    Auf der anderen Seite stehen Länder wie China, die längst wieder zur alten Wachstumsstärke zurückgekehrt sind. China meldete heute für das dritte Quartal ein Wirtschaftswachstum von 9,6 Prozent. Dies ist vor allem deshalb beachtlich, weil die Wirtschaftsleistung im Vorjahres-Vergleichsquartal auch schon recht ansehnlich war. Zwar ist das Reich der Mitte hohe Wachstumsraten gewohnt, doch Peking muss jetzt zweifelsohne die Konjunkturprogramme aus Zeiten der Finanzkrise zurückfahren und die Geldpolitik drosseln. Deshalb hat Chinas Notenbank am Dienstag – erstmals seit 2007 – den Leitzins angehoben, und zwar um 0,25 auf 5,56 Prozent.

    Dieser Schritt hat die Börsianer weltweit sichtlich verschreckt. Vielerorts sah man wieder einmal das „Ende des chinesischen Wirtschafts-Booms“ gekommen, und die Börsen gingen auf Talfahrt. Manche Analysten sahen sogar die Gefahr, dass mit Chinas Konjunktur jetzt die eigentliche Säule der weltwirtschaftlichen Erholung wegbrechen werde. In Asien selbst hielten sich die Kursverluste allerdings in Grenzen. Größtenteils gerieten nur solche Assets unter Druck, die bisher ohnehin lediglich von der Hoffnung auf eine allumfassende Liquiditätsblase beflügelt wurden. Abschläge gab es vor allem bei den Rohstoffen; auch Gold gab ab; daneben gingen noch die chinesischen Immobilienaktien nach unten. In China selbst allerdings erreichte der Shanghai Composite Index gestern sogar ein neues 6-Monats-Hoch. 

    Auch wenn dies viele Börsianer zurzeit anders sehen: Ein nachhaltig steigender Aktienmarkt kann nie allein auf einer lockeren Geldpolitik beruhen. Eine Liquiditätsschwemme mag vorübergehend dafür sorgen, dass Anleihenkurse und Rohstoffnotierungen explodieren, und dass genügend Geld für Aktieninvestments vorhanden ist. Sie allein bewirkt aber nicht, dass die Leute wieder Häuser kaufen können oder dass die Unternehmen Arbeitskräfte einstellen. Dies hat schon das Beispiel Japans in den 90er Jahren gezeigt, und es wird sich im Westen demnächst erneut bestätigen. 

    Steigende Aktienkurse sind nur dann gerechtfertigt, wenn sie mit echtem volkswirtschaftlichem Wachstum unterfüttert sind. Und echtes Wachstum bedingt eine nachvollziehbare Geldpolitik – und bei Bedarf Leitzinserhöhungen – um nachhaltig bleiben zu können. Dergestalt nachhaltiges Wachstum findet sich aktuell fast nur auf dem asiatischen Kontinent. Deshalb fühlen wir uns an den Börsen in Fernost momentan auch weitaus besser aufgehoben. 

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    Gerhard Heinrich
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    Gerhard Heinrich ist freier Finanzredakteur. Er schreibt unter anderem für den Börsenbrief EMERGING MARKETS TRADER (www.emerging-markets-trader.de).
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    Verfasst von 2Gerhard Heinrich
    China erhöht den Leitzins - ein Warnsignal? Die Szenarien innerhalb der Weltwirtschaft könnten unterschiedlicher nicht sein: Auf der einen Seite stehen die USA, wo weiterhin Massenarbeitslosigkeit herrscht und die Konjunktur schon wieder ernsthafte Lähmungserscheinungen zeigt. Zwar …