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     1776  0 Kommentare Bullen stark genug? - Seite 2



    Nachdem die „Märkte“ bei Tunesien und auch noch bei Ägypten davon ausgingen, dass das Geschehen lokal und ohne nennenswerte Auswirkung auf die Weltwirtschaft bleibt, sieht es spätestens mit Libyen anders aus. Das Land ist ein wichtiger Ölexporteur. Saudi-Arabien hat zwar seine Bereitschaft signalisiert, etwaige Ausfälle von Öllieferungen aus Libyen auszugleichen.

    Die Befürchtung wächst aber, dass auch in Saudi-Arabien, dem größten Ölexporteur, Unruhen ausbrechen könnten. Nicht zufällig hat der saudische König in dieser Woche nach seiner Rückkehr aus den USA, wo er angeblich aus medizinischen Gründen weilte, Reformen und Finanzspritzen im Umfang von bis zu 30 Mrd. Euro in Wohnungsbau, Bildung und Sozialwesen angekündigt.

    Nicht weiter verwunderlich, dass die Ölpreise in dieser Woche stark angestiegen sind. Öl Brent touchierte gestern intraday den Pegel von 120 Dollar. Die Differenz zum Preis der Sorte WTI hat sich weiter ausgedehnt, sie kostet mittlerweile wieder unter 100 Dollar.

    Mohamed El-Erian, PIMCO, warnt vor den Folgen eines explodierenden Ölpreises, der ein neuer Schock für die Wirtschaft werden könnte. Höhere Ölpreise erhöhen die Produktionskosten und ziehen Kaufkraft vom übrigen privaten Konsum ab. Die momentan sowieso nicht eben überschäumende Erwartung hinsichtlich Konsumfreude ist schön zu sehen im Schwäche zeigenden Kursverlauf des ETF „Stoxx600Retail“ (siehe Chart!).

    Die westlichen Staaten hätten kaum Möglichkeiten, diesen Schock abzufedern. Die Wirkung der Konjunkturprogramme läuft aus, zugleich fehlen staatschuldenbedingt die Mittel, neue zu finanzieren. Wegen der höheren Rohstoffpreise steigt die Inflationsgefahr und da die kaufkräftige Nachfrage der Verbraucher immer noch gedrückt ist, fehlt die Preismacht der Unternehmen – ihre Gewinne kommen unter Druck.

    An welch kritischem Punkt wir angelangt sind, wird deutlich, wenn man sich auf Produzentenebene das Verhältnis zwischen den Preisindices für Rohmaterial und Fertigerzeugnisse ansieht (siehe Chart! – braune Linie). Das liegt aktuell bei 1,3, ein Wert der in den vergangenen mehr als 40 Jahren nur ausnahmsweise erreicht wurde, und zwar 1973/1974 in Verbindung mit dem damaligen Ölpreisschock und Ende 2005. Anfang 2008 stieg dieses Verhältnis stark über diese Schwelle und kippte Mitte des Jahres ab, als Öl Brent bei 145 Dollar sein Topp bildete. Nebenbei bemerkt zeigt das auch, dass die Finanzkrise die Realwirtschaft zu einem Zeitpunkt erwischte, als diese durch explodierende Rohstoffpreise selbst in Bedrängnis kam.
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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
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