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     1776  0 Kommentare Bullen stark genug? - Seite 3



    Schaut man sich das Verhältnis der Wachstumsraten von Erzeuger- und Verbraucherpreisen an, so lässt das ohnehin nur den Schluss zu, dass die Lage an der Preisfront seit Mitte 2000 mehr „ungesund“ als „gesund“ sind (siehe Chart!).

    Ich denke, El-Erian hat recht. Sollte der Ölpreis jetzt dauerhaft über 120 Dollar (Brent) vorstoßen, besteht tatsächlich die Gefahr, dass das Bisschen Aufschwung erstickt. Für diesen Fall hat die Fed zwar schon angekündigt mit „QE3“ bis „QEx“ bereit zu stehen, aber ob das dann den gleichen Effekt wie „QE2“ haben wird, steht erst einmal dahin.

    Sollte sich die Unruhen im arabischen Raum noch ausweiten oder auch nur längere Zeit anhalten, kommt natürlich ein Effekt hinzu: Diese Länder fallen dann als Nachfrager für westliche Industrieerzeugnisse aus, was dort wiederum Wachstum kostet.

    Makro-Zuversicht und Phantasie einer Inflation in der Frühphase – diese oben so genannten notwendigen positiven Rahmen-Bedingung für die Aktienmärkte könnten also durch die geopolitischen Ereignisse sehr wohl negativ tangiert werden. Bei der Inflationsthematik ist entscheidend, dass die Schere zwischen den Zuwachsraten von PPI und CPI nicht zu weit aufgeht, weil sie die Unternehmensgewinne insgesamt schmälert. Und die gehören zu den hauptsächlichen Triebkräften der Aktienkurse.

    Andererseits liegt das Aktien-KGV nach Abschluss der Quartalssaison für den S&P 500 bei rund 17 (siehe Chart!). Das liegt zwar im oberen Drittel des Bereichs, der zwischen den 1920er und den frühen 1990er Jahren gültig war. Betrachtet man aber die Zeit seit 1995, so liegt 17 an der Untergrenze des Wertebereichs. Ich will mich hier nicht darüber auslassen, wie die Gewinne an Wall-Street buchhalterisch zustande kommen, auch nicht darüber, ob „Lug und Betrug“ heute größer sind als früher. Wichtig sind mir in dieser Betrachtung lediglich die Relationen, so wie die Akteure an den Finanzmärkten das sehen. Und da kommt man nicht um den Schluss herum, dass die Unternehmen aus dieser Sicht jedenfalls nicht hoch bewertet sind. Das sollte mithin zumindest stützend auf die Kurse wirken.

    Was die hinreichende Bedingung für eine bullische Bewegung an den Märkten angeht, die Liquiditätsausstattung, so zeigt die Entwicklung der Reserven im US-Bankensystem, dass diese seit November, dem Startpunkt von „QE2“ wieder ansteigt (siehe Chart!). Der Anteil der Überschussreserven liegt seit Herbst 2008 bei über 90 %, auch aktuell. Die Fed hat dürfte mittlerweile ein gutes Drittel des QE2-Volumens von 600 Mrd. Dollar für Bond-Käufe ausgegeben haben. Realiter wird sie noch deutlich mehr neu investiert haben, weil sie ja durch Fälligkeit von Anleihen rückfließende Mittel neu investiert.
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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Bullen stark genug? - Seite 3 Die Aktienindices in den entwickelten Industrieländern werden seit September 2010 angetrieben durch die „alles-wird-gut“-Zuversicht, dass die wirtschaftliche Erholung über eine „Korrektur der Korrektur“ hinausgeht. Nach dem offenen …