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    Smart Investor Weekly 23/2011  4222  0 Kommentare Über Gefahren – an den Märkten und darüber hinaus

    Vor einer Woche hatten wir an dieser Stelle eine aussichtsreiche charttechnische Konstellation (Inselumkehr bzw. Island Reversal) anhand des DAX beschrieben. Was passierte, war jedoch genau das Gegenteil.

    Dem Markt ging die Puste aus und der DAX sackte ebenfalls mit einer Kurslücke (Gap) ab Donnerstag nach unten weg. Damit erzeugte er wiederum eine Art Insel, aber nun eine obere, was negativ zu werten wäre. Was sagt uns das? Erstens, dass an der Börse nichts sicher ist, insbesondere wenn etwas lehrbuchhaft erscheint. Zweitens müssen wir davon ausgehen, dass die derzeit laufende Korrektur noch einige Zeit dauern könnte (bevor der Aufwärtstrend wieder aufgenommen wird) und unter Umständen auch weitere Fehlsignale produziert werden. So trauen wir nun auch der zuletzt ausgebildeten oberen Insel zu, dass ihre Aussage fehlerhaft sein wird.



    Hinzu kommen derzeit übrigens auch noch im übergeordneten Bild bei einigen Indizes obere Wendeformationen, welche wir am Beispiel des DAX in Form einer Kopf-Schulter-Konstellation erkennen können. Also Gefahr im Verzug? Nicht unbedingt, denn in den meisten Fällen wurden diese Formationen bislang noch nicht ausgelöst. Beim DAX kam es vorgestern zu einem kurzen Durchbruch, der aber innerhalb des Tages wieder rückgängig gemacht wurde (kleine Lunte nach unten). Kurzum: Sobald die Nackenlinie (derzeit bei rund 7.100 Punkten) eindeutig nach unten gebrochen wird und dort auch ein Schlusskurs zustande kommt (unter ca. 7.000 DAX-Punkten), muss man tatsächlich von einer deutlich tiefer führenden Korrektur ausgehen. Ungeachtet dessen halten wir weiter an unserem CuB-Szenario fest.

    Musterdepot
    So etwas haben auch wir bei einem unserer Musterdepotwerte in acht Jahren noch nie erlebt: Dass ein Kurs über Nacht mehr als 60% fällt und sich ein Großteil des Börsenwertes damit quasi in Luft auflöst. Bei der Aktie von Sino-Forest (WKN: 899 033) müssen wir ein solches Kursdebakel nun tatenlos mitansehen. Tatenlos deshalb, weil das Papier am vergangenen Freitag bzw. Donnerstag im deutschen respektive amerikanischen Handel bereits mit einem derart spektakulären Abschlag eröffnete und sich in der Folgezeit davon auch nicht nennenswert erholte. Was war geschehen? Am Tag zuvor wurden erstmals Betrugsvorwürfe gegen den chinesischen Holzproduzenten laut. Das Research-Haus Muddy Waters, das sich interessanterweise im Besitz eines amerikanischen Short-Sellers befindet, beschuldigt Sino-Forest den Wert seiner chinesischen Ländereien und Plantagen in seiner Bilanz um stolze 900 Mio. USD zu hoch ausgewiesen zu haben – wissentlich und mit voller Absicht. Damit wäre die Geschichte mehr als eine Bilanzunregelmäßigkeit. Es wäre vorsätzlicher Betrug. Immer wieder mussten sich chinesische Unternehmen, die in den USA gelistet sind, in den vergangenen Monaten mit solchen oder recht ähnlichen Vorwürfen auseinandersetzen. Auch wenn die Meldungen von interessierter Seite veröffentlicht wurden – meist stecken Short-Seller hinter den Enthüllungen –, so verbarg sich in ihnen nicht selten ein wahrer Kern. Zuletzt stand mit China Forestry Holdings zudem ein in Hong Kong notierter Konkurrent Sino-Forests im Fadenkreuz der Short-Seller. Viele der seinerzeit verantwortlichen Manager befinden sich inzwischen in Untersuchungshaft. Einige sind sogar flüchtig. Es lässt sich aus heutiger Sicht und aus der Ferne nur schwer abschätzen, inwieweit die Anschuldigungen in Bezug auf Sino-Forest tatsächlich zutreffen. Würde dem Unternehmen Vorsatz nachgewiesen, so wären wir im Rahmen unseres Musterdepots das erste Mal einem echten Betrug aufgesessen. Da würde es am Ende nur ein schwacher Trost sein, wenn prominente Investoren wie der Hedgefonds-Manager John Paulson ebenfalls den potenziellen Bilanztricksereien aufgesessen wären. Wir legen ein Verkaufslimit bei 5,80 EUR (akt.: 3,90 EUR).
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    Verfasst von 2Ralf Flierl
    Smart Investor Weekly 23/2011 Über Gefahren – an den Märkten und darüber hinaus Vor einer Woche hatten wir an dieser Stelle eine aussichtsreiche charttechnische Konstellation (Inselumkehr bzw. Island Reversal) anhand des DAX beschrieben. Was passierte, war jedoch genau das Gegenteil. Dem Markt ging die Puste aus und der DAX …