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     2210  0 Kommentare EZB will nicht so wie Krugman will - Seite 2



    Aus diesem Grund hat Krugman recht – Inflation ist gegenwärtig sicher nicht das Hauptproblem. Das zeigt sich auch im größeren Zusammenhang der Entwicklung seit 2000: Die Geldmenge M3 hat sich im Einflussbereich der EZB in diesem Zeitraum mehr als verdoppelt, das BIP ist um gut den Faktor 1,2 gestiegen. Nahezu die gleichen Verhältnisse gelten in den USA für die Entwicklung der Geldmenge MZM und des BIP. Der US-Konsumpreisindex CPI legte im gleichen Zeitraum um ein Drittel zu, der Produzentenpreisindex PPI stieg um mehr als 40%, während der deutsche VPI (Verbraucherpreis-Index) um gut 20% zulegte.

    Die stark ausgeweitete Geldmenge ist nur zu einem kleinen Teil in der Realwirtschaft angekommen. Zu einem größeren Teil hat sie die Preise von Assets des Finanzsektors angetrieben. Das weist auch der relativ stärkere Anstieg des PPI im Vergleich zum CPI aus. Nach 2000 werden Rohstoffe verstärkt als Spekulationsobjekte eingesetzt. Eine realwirtschaftlich „gesunde“ Entwicklung ist das nicht (siehe Chart!).

    Es gibt unterschiedliche Meinungen dazu, bis zu welchem Volumen an Bond-Käufen durch die EZB das Preisniveau nicht, bzw. kaum tangiert wird. Die Zahlen reichen von den 560 Mrd. Euro, die das DIW nennt, bis zu den zwei bis drei Bill. Euro, die Buiter und Pill ausgerechnet haben (siehe im Blog: Griechenland – Italien – Frankreich? Oder wird jetzt alles gut?).

    Die EZB hat in dieser Woche beschlossen, die wöchentliche Obergrenze für ihr Bondmüll-Ankaufprogramm auf 20 Mrd. Euro festzusetzen. Bisher hat sie gut 190 Mrd. Euro in ihrem SMP (Securities Markets Programme, auf deutsch „Sonder-Müll-Programm“) eingesetzt.

    Warum agiert Draghi nicht wie soll oder wie Krugman und andere gehofft hatten? Draghi steht zusammen mit Bundesbank-Chef Weidmann mittlerweile ziemlich alleine da in der angeblichen Ablehnung der Rolle der EZB als „Kreditgeber der letzten Instanz“. Ich denke, der Italiener wird früher oder später umfallen. Die Frage ist nur, warum jetzt nicht.

    Ein Grund dürfte sein, dass man einen weiteren Schwächeanfall des Euro befürchtet. Der käme der deutschen Exportwirtschaft äußerst ungelegen. Günstigere Zeitpunkte für einen Meinungswechsel wird es künftig noch genügend geben – z.B. dann, wenn erst einmal das US-Schuldenthema wieder höher gekocht wird. Dass dann eigentlich rechtliche Umstände dagegen stehen – wen interessiert das schon. Die Verträge von Maastricht und Lissabon waren immer schon dazu gut, im Schrank zu stehen und gebrochen zu werden.
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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    EZB will nicht so wie Krugman will - Seite 2 Am Mittwoch der kommenden Woche, einen Tag vor „Thanksgiving“, muss das sogenannte Super-Komitee des US-Kongresses Sparvorschläge vorlegen, die US-Staatsverschuldung auf Sicht von zehn Jahren um mindestens 1,2 Bill. Dollar zu reduzieren. Das …