checkAd

     1564  0 Kommentare Eurozone – Italien und Banken belasten - Seite 2

    Die politischen Verhältnisse dürften die Rezession in Italien verlängern, weil die Unsicherheit Investitionen bremst. Der italienische PMI für September steht mit 50,8 zwar noch über der Schwelle zur Kontraktion, markiert aber ein zwei-Monats-Tief.

    Italien ist gefangen in untragbar hoher Verschuldung und stagnierender Produktivität. Daran wird auch eine neue Regierung so bald nichts ändern können. Das Budget-Defizit hat sich im September auf 15,5 Mrd. Euro ausgeweitet nach 11,4 Mrd. Euro im September 2012. Für die ersten neun Monate kumuliert es sich auf 75,5, womit das Ziel von maximal 3% des BIP für dieses Jahr gerissen werden dürfte. Damit wären sofort weitere Sparmaßnahmen fällig, insbesondere dann, wenn die Mehrwertsteuererhöhung verschoben wird, deren Erträge in die bisherigen Pläne eingerechnet waren.

    In der Eurozone ist die Zuwachsrate von Ausleihungen der Banken an den nicht-Finanz-Sektor 2009 in den negativen Bereich vorgestossen, zwischenzeitlich gab es dann eine leichte Verbesserung, im zurückliegenden Jahr ging sie wieder zurück. Auch im aktuellen Jahr ist die Bilanz negativ: Im August lagen die Kredite an den privaten Sektor nach vorläufigen Zahlen 2% unter dem Niveau des Vorjahres.

    Betrachtet man die Ausleihungen an die öffentlichen Haushalte und an andere Monetäre Finanz-Institute (MFI), so fällt auf, dass die Zuwächse seit Ende 2010 abnehmen. Sie erreichten Ende 2011 ihr Tief bei –5,5%, danach stiegen sie bis Oktober 2012 wieder an. Die Zeitpunkte fallen zusammen mit dem ersten LTRO in Dezember 2011 und dem OMT-Programm im September 2012. Das zeigt sehr schön die (“unheimliche”) Wirkung dieser LTROs. Im Spätjahr 2012 begannen die Zinsen in der Eurozone auf breiter Front zu sinken, das machte die diesbezüglichen Carry-Trades dann weniger attraktiv. Bei den Krediten an MFIs war die LTRO-Wirkung gerade umgekehrt. Ab April gingen diese stark zurück, der zweite LTRO fand Ende Februar 2012 statt. Insgesamt bewegen sich die Kredite nicht weit unter der Spitze aus Juni 2012 (18669 Mrd. Euro), im Oktober 2008 lagen sie nur knapp darunter. Aktuell liegen sie gut 6% tiefer als im Vorjahr (siehe Chart!).

    Der Verlauf der Bank-Kredite insbesondere an den privaten Sektor lässt erwarten, dass die Wirtschaftschaft der Eurozone bestenfalls um die Nulllinie des Wachstums herumzackert. Der Chart zeigt immerhin, dass eine zögerliche Entflechtung der Beziehung Banken-Staaten stattfindet, die BuBa-Präsident Weidmann kürzlich noch einmal thematisiert hatte. Mehr als ein Anfang ist das nicht und wenn die Privilegierung der Staatsanleihen bleibt, wird sich daran auch nicht viel ändern.

    Insofern darf man auf die Ergebnisse der Bankentests der EZB gespannt sein, die in Kürze stattfinden sollen. Vermutlich wird es sich die EZB nicht leisten, solche Farcen abzuliefern wie die EBA (European Banking Authority) mit ihren Tests. Somit dürfte sich ein Bedarf von Hunderten von Milliarden Euro (wenn es reicht…) zur Rekapitalisierung der Banken ergeben. (Siehe zum Zustand des europäischen Bankensystems: “EU – höchstes Bankenrisiko“!)

    Die Politik steckt wieder einmal fest und bleibt die Antwort schuldig – was dann?

    Auch das dürfte eine Motivation für EZB-Draghi gewesen sein, die Möglichkeit eines weiteren LTRO in Aussicht zu stellen. Er wird dadurch erneut Zeit kaufen wollen. Hilft es wieder genauso wie im vergangenen Jahr?

    Zusammenfassung: Die Depression in der Eurozone geht weiter, die Ausleihungen der Banken gehen hinsichtlich privatem Sektor zurück. Italien wird zur größten Belastungsprobe. Wenn die Situation hier kippt, gibt es keine solide Wachstumsgrundlage, die das abfedern könnte. Dann müsste die EZB vermutlich ihr bisher schlafendes OMT-Programm anwerfen.

    Erwähnte Charts, weiterführende Verweise und Quellenangaben können hier eingesehen werden: http://www.timepatternanalysis.de/Blog/2013/10/02/eurozone-italien-und-banken-belasten/

    ETF-Portfolio, Derivate-TrackRecord, Analysen und Prognosen unter TimePatternAnalysis

    Kontakt: info@timepatternanalysis.de

    Seite 2 von 2



    Klaus Singer
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Das Buch von Robert Rethfeld und Klaus Singer: Weltsichten - Weitsichten. Ein Ausblick in die Zukunft der Weltwirtschaft.
    Mehr anzeigen
    Verfasst von Klaus Singer
    Eurozone – Italien und Banken belasten - Seite 2 Markit schließt aus dem Verlauf des PMI für die Eurozone: „Die Eurozone-Industrie hat mittlerweile ihre langwierige Rezessionsphase hinter sich gelassen.“ Selbst die Peripherieländer meldeten eine gestiegene Güternachfrage, heißt es weiter. …