Deutschland braucht einen Neuen Markt 2.0 - Seite 2
Exit-Risiko für Investoren verhindert Innovationen
Risikokapitalgeber sind in ihrem Geschäft mit zwei Hauptrisiken konfrontiert. Zum einen das unternehmensimmanente Risiko, ob sich das Unternehmen wunschgemäß entwickelt. Mit diesem Risiko können
Venture Capital-Geber gut umgehen. Das ist ihr Beruf, das haben sie gelernt. Mit dem zweiten Hauptrisiko sieht es dagegen ganz anders aus: Dem Exit-Risiko. Ob und wann eine Beteiligung verkauft
werden kann, ist kaum kalkulierbar. Ein funktionierender IPO-Markt hingegen würde hier Abhilfe schaffen, da er einen standardisierten Exit für Risikokapitalgeber eröffnet. Damit könnte das
unkalkulierbare Exit-Risiko auf ein Mindestmaß reduziert werden. Da es in Deutschland keinen funktionierenden IPO-Markt gibt, bleiben deutsche Unternehmen in der Wachstumsphase für VC-Kapital vor
allem eines: unattraktiv. Die Klage über unzureichendes VC-Kapital ist bekannt und leider auch berechtigt. Fazit: Durch den Verzicht auf einen IPO-Markt in Deutschland berauben wir uns eines
wesentlichen Instruments zur wirtschaftlichen Innovationsförderung. Das ist sträflich, denn Innovationen machen nicht nur Spaß, sondern haben essentielle Bedeutung für den Standort
Deutschland!
Voraussetzungen für den Neuen Markt 2.0
Lesen Sie auch
Aktuell setzt sich die Mittelstandsbeauftragte der Bundesregierung, Iris Gleicke (SPD), dankenswerter Weise für die Einführung des neuen Börsensegments Markt 2.0 ein. Allerdings: Ein neuer Name allein wird die Ängste der Investoren vor einem erneuten Desaster nicht zerstreuen. Das neue Segment muss mit einem klaren Regelwerk zum Anlegerschutz an den Start gehen. Die Wirtschaftswoche bringt es eindringlich auf den Punkt: „Je schlechter so ein neues Segment vorbereitet wäre und je laxer seine Regeln wären, umso größer das Risiko, dass hier nur eine Aktien-Vermarktungsmaschine entsteht, die Gründern, Finanziers und Großaktionären vor allem eines bietet: Den schnellen Ausstieg aus Unternehmen - zu Lasten der Anleger. Frankfurt hat nur einen Schuss frei. Floppt der erste Börsengang, wird das ganze Segment vor die Wand fahren.“ Damit Good Practice und Corporate Governance nicht versagen, muss der schnelle Ausstieg von Management und Altgesellschaftern zwingend verhindert werden.