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    Halvers Woche  557  0 Kommentare "Der Markt unter der Lupe" - Seite 2

    Die Macht geldpolitischer Worte

    Indem er die Sparpolitik in Euroland kritisiert, begibt er sich selbst in die Rolle der letzten, konjunkturellen Rettungsinstanz. Das hierzu im Raum stehende Instrument sind Anleihenaufkäufe von Staatspapieren, aber auch von mit z.B. Immobilien besicherten privatwirtschaftlichen Anleihen.

    In punkto Staatsanleihenaufkäufe reichen offensichtlich schon tendenziöse Worte Draghis aus, um eine Rallye über das gesamte Spektrum der Staatsanleihen der Eurozone zu initiieren. Ob Draghi dann tatsächlich noch agieren muss, wird sich zeigen. Seine Absicht ist aber klar: Die Anleiherenditen sollen so niedrig sein, dass sich die nationalen Finanzminister ohne hohe Zinskosten kräftig neuverschulden können, um der privatwirtschaftlichen Schwäche entgegenzuwirken. Bei einer derart künstlichen Konjunkturbefruchtung bei im Trend in der Eurozone weiter fallenden Staatsanleiherenditen ergibt sich ein Absurdum: Mit steigender Staatsverschuldung wird die Eurozone insgesamt dennoch immer besser in der Lage sein, das Maastricht-Kriterium von drei Prozent jährlichem Haushaltsdefizit zur Wirtschaftsleistung einzuhalten. Wir leben in verrückten Zeiten.

    Wenn Geldpolitik Konjunkturpolitik betreiben muss

    Die staatliche Konjunkturstimulierung der volkswirtschaftlichen Nachfrageseite mit geldpolitischer Rückendeckung hat allerdings ihren Preis. Sinken die Zinsen am Staatsanleihenmarkt weiter, führt dies zu einer weiteren Verflachung der Zinsstrukturkurven der Euro-Staaten. Nähern sich die Renditen länger laufender Staatsanleihen immer mehr den Notenbankzinsen an, verschlechtert dies das Investitionsklima. Für Banken ist es immer weniger interessant, Fristentransformation - bei der EZB Geld zinsgünstig aufnehmen und in Form von Krediten höherrentierlich ausleihen - zu betreiben. Die Begünstigung der Staatswirtschaft führt so zu einer Verdrängung, einem Crowding Out, der privaten Finanzierungen.

    Bereits seit Jahresanfang ist in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien eine rasche Verflachung der Zinsstrukturkurven zu beobachten, die sich bei tatsächlichen Aufkäufen von Staatsanleihen noch verschärfen würde. Um diesem Effekt entgegenzuwirken, könnte sich die EZB selbst auf dem aktuell tiefen Niveau zu erneuten Leitzinssenkungen auf Null gezwungen sehen.

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    Halvers Woche "Der Markt unter der Lupe" - Seite 2 Halver 29. August 2014. MÜNCHEN (Baader Bank). Die eurozonale Konjunktur verharrt in Moll-Stimmung. Selbst die bisherige Konjunktur-Lokomotive Deutschland hat an Zugkraft verloren. So trübte sich der ifo Geschäftsklimaindex zum vierten Mal …

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