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     3102  0 Kommentare Ölpreise, Junk-Bonds, Aktien und Inflation - Seite 2

    Es ist einerseits die schiere Größe der Blase bei Unternehmensanleihen, die Sorgen macht. Es andererseits ihre Struktur – der Anteil der High-Yield-Bonds ist zwischen 2008 und heute von 6,1% auf 23,8% angestiegen. Und es ist ihre Verwendung. Durch die Liquiditätsschwemme der Notenbanken künstlich gedrückte Zinsen sorgen stets dafür, dass Projekte finanziert werden, deren Ertrag unter normalen Bedingen mehr als fraglich ist. Zu einem nicht unbedeutenden Anteil wurden damit Aktienrückkäufe finanziert, um die Bewertung je Aktie künstlich zu steigern, was aber im operativen Sinne völlig unproduktiv ist. Im Sinne einer langfristigen Unternehmensentwicklung wird hier Geld aus dem Fenster geschmissen. Die Fremdfinanzierung von Aktienrückkäufen ist die fraglichste Art der Kreditverwendung überhaupt. Aber „Shareholder-Value“-Maximierung und billiges Geld machen es möglich.

    Üblicherweise beträgt die Lebensdauer von „taktischen“ Kreditblasen fünf bis sechs Jahre (ein großer Kreditzyklus überspannt 28 bis 30 Jahre). Gut möglich, dass der Anlass zum Platzen aus dem Energiesektor kommt. Bei aktuellen Ölpreisen sind mehr als 50% der Fracking-Projekte unwirtschaftlich. Energie-Anleihen stehen mit ihren nahezu 16% des Marktes für High-Yield-Unternehmensanleihen für ein Volumen von fast 210 Mrd. Dollar.

    Üblicherweise reicht in einer solch angespannten Situation ein kleiner Anlass, um eine Kettenreaktion auszulösen.

    Werfen wir einen Blick auf den Kurs-Verlauf bei US-Junk-Bonds, so zeigen sich interessante Parallelen. Vor dem Platzen der Tech-Blase bildete sich hier im Juli 1998 ein Topp aus, das nächste Topp gab es im Mai 2007, kurz vor Beginn der 2008er Rezession und dem Lehman-Zusammenbruch. Nun scheint sich wieder ein Topp gebildet zu haben, und zwar im Juni 2014, zusammenfallend mit dem Beginn des Absturzes bei den Ölpreisen.

    Dieselbe Aussage liefert der Verlauf des Renditespreads. Er hatte im Juni bei 3,35% ein Tief in der Nach-Finanzkrisen-Ära ausgebildet, aktuell notiert er bei 5,25%. Historisch lassen sich kritische Schwellen bei 5% („Vorwarnstufe“) und gut 7% ausmachen. Diese wurde zuletzt im Sommer 2011 im Zuge der US-Schuldenkrise und Eskalation der Eurokrise kurzzeitig überschritten.

    Damit ist die Aussage aus dem Junk-Bond-Markt klar: Die Risikoneigung der Investoren, genauer, der Kreditgeber, lässt deutlich nach. Und das ist immer ein Warnzeichen, dass sich diese „Risk-off“-Haltung in andere Asset-Bereiche fortpflanzt.

    Selbstverständlich steckt in der aktuellen Preisbewegung beim Öl auch ein Stück spekulative Selbstverstärkung. Aber dass die Rohstoffpreise auf breiter Front abbröckeln, und das eben nicht erst seit der Jahresmitte, ist ein negatives Zeichen für die Entwicklung der Weltkonjunktur. Nehmen Sie die Verläufe des Baltic-Dry-Index und des Harpex-Index hinzu. Beide laufen seit 2012 seitwärts, der die Container-Frachtraten für Halbfertig-, bzw. Fertigprodukte anzeigende Harpex besonders ausgeprägt in einer Spanne zwischen 350 und 450.

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    Klaus Singer
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    Ölpreise, Junk-Bonds, Aktien und Inflation - Seite 2 Die Ölpreise brechen Support für Support. Jetzt notiert WTI Öl unter 60 Dollar, genau bei 57,7. Öl Brent kostet noch 61,80 Dollar. Zur Jahresmitte, als der Absturz begann, notierten die beiden Sorten bei 106, bzw. 115 Dollar. Die Optimisten …