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    +++ Update +++  3378  0 Kommentare Der Tag, an dem Puerto Rico pleite ging

    Die USA haben ihr ganz eigenes Griechenland. Es trägt den Namen Puerto Rico und dürfte aller Voraussicht nach am Montagabend offiziell zahlungsunfähig sein.

    +++ Update: Die Regierung in San Juan hat inzwischen bestätigt, lediglich 628.000 der fälligen 58 Millionen US-Dollar gezahlt zu haben. Moody's wertete das als Zahlungsausfall und geht davon aus, dass noch weitere folgen werden. Damit ist Puerto Rico nun offiziell pleite. +++

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    Eben noch war Puerto Rico das Paradebeispiel einer gelungen Rettungspolitik. Zumindest nach Ansicht von Barry Eichengreen. Während Europa die griechische Schuldenkrise einfach nicht in den Griff bekomme, hätten die USA in Sachen Puerto Rico, dem „Griechenland Amerikas“, alles unter Kontrolle, so der US-Ökonom (siehe: Seht her, Amerika macht alles besser – Eichengreen packt die Oberlehrer-Keule aus). Doch am Wochenende eskalierte die Situation und Puerto Rico droht plötzlich noch am Montag die Zahlungsunfähigkeit.

    „Wir haben das Geld nicht“

    Eigentlich wäre am Samstag eine Anleihe der Public Finance Corporation (PFC) in Höhe von 58 Millionen US-Dollar fällig gewesen. Aber schon im Vorfeld kündigte Puerto Rico an, die Anleihe nicht zu bedienen. „Wir haben das Geld nicht“, gestand Victor Suárez, Stabschef des Gouverneurs, am Freitag. „Die PFC-Zahlung wird an diesem Wochenende nicht geleistet.“

    Ganz so überraschend ist dies aber nicht. Puerto Rico sitzt auf einem Schuldenberg von rund 72 Milliarden US-Dollar, was etwa 70 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes entspricht. Ende Juni forderte Gouverneur Alejandro García Padilla angesichts dieser massiven Schuldenlast einen Zahlungsaufschub bzw. eine Umschuldung. Das Geld reiche noch bis maximal Novemver, so Padilla.

    Ein verzweifelter Hilferuf an Washington?

    Peter Hayes von BlackRock wertete den Zahlungsausfall daher in der „Financial Times“ als „Weckruf für die Investoren“, wie ernst es um das Land stehe. Er hält einen Schuldenschnitt in Höhe von 30 bis 40 Milliarden US-Dollar für unvermeidbar, andernfalls drohe Puerto Rico unter der Schuldenlast zusammenzubrechen.

    Das „Handelsblatt“ sieht in der nicht bedienten Anleihe ebenfalls einen Weckruf. Allerdings nicht für die Investoren, sondern vielmehr an die Adresse Washingtons. Puerto Rico gehört zwar formal zur USA, gilt aber nicht als Bundesstaat, sondern als selbstverwaltetes Außengebiet. Trotzdem werden aufgrund der formalen Zugehörigkeit Puerto Ricos alle wirtschaftspolitischen Entscheidung letztlich in Washington getroffen. Dem Inselstaat selbst sind dagegen die Hände gebunden. Es fehlten die politischen Instrumentarien, um auf die Krise zu reagieren, konstatiert das Blatt. Allerdings behandle Washington Puerto Rico „wie einen verhaltensauffälligen Halbbruder (…), dessen Handynummer man blockiert hat.“ Insofern sei der Zahlungsstopp eine „Verzweiflungstat“, um endlich in Washington Gehör zu finden. Der aus Puerto Rico stammende Ökonom Sergio Marxuach sieht das ganz genauso: „Unsere Regierung legt es offenbar darauf an, die Märkte zu beunruhigen und Ansteckungseffekte heraufzubeschwören, um in Washington Aufmerksamkeit zu erhalten.“

    Pleite oder nicht pleite, das ist die Frage

    Eine Taktik, die offenbar aufgeht. Zumindest das mit der Beunruhigung der Märkte. Tatsächlich ist in den vergangenen Tagen ein Streit entbrannt, wie man auf die Nicht-Zahlung reagieren sollte. Die Regierung in San Juan beharrt darauf, dass das Land nicht als zahlungsunfähig eingestuft werden dürfte, da man laut Bedingungen der Anleihe gar nicht zur Zahlung verpflichtet sei. Nach ihrer Lesart sei die Anleihe lediglich mit einer moralischen Verpflichtung ausgestattet, nicht aber mit einer rechtlichen. Darüber hinaus seien Investoren im Vorfeld über die verbundenen Risiken aufgeklärt worden, heißt es in der „FT“.

    Ratingagenturen wollen diese Argumentation aber nicht gelten lassen. Für sie handelt es sich sehr wohl um einen Zahlungsausfall, der eine offizielle Zahlungsunfähigkeit zur Folge haben muss. Emily Raimes von der Ratingagentur Moody’s sagte gegenüber der „Financial Times“, man werde eine nicht geleistete Zahlung als Pleite werten. Ähnlich äußerte sich Standard & Poor’s. Damit könnte Puerto Rico schon am Montagabend nach Handelsschluss offiziell pleite sein.




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    +++ Update +++ Der Tag, an dem Puerto Rico pleite ging Die USA haben ihr ganz eigenes Griechenland. Es trägt den Namen Puerto Rico und dürfte aller Voraussicht nach am Montagabend offiziell zahlungsunfähig sein. +++ Update: Moody's bestätigt Zahlungsausfall, Puerto Rico ist damit faktisch pleite +++

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