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Westimmo-Kauf treibt Gewinn der Aareal Bank kräftig an
WIESBADEN (dpa-AFX) - Der Kauf der früheren WestLB-Tochter Westimmo hat dem Gewerbeimmobilien-Finanzierer Aareal Bank im zweiten Quartal zu einem Rekordgewinn verholfen. Das Betriebsergebnis stieg von 65 Millionen Euro vor einem Jahr auf 233 Millionen Euro, wie das Institut am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Bereinigt um einen einmaligen Zugangsgewinn aus der Westimmo-Übernahme stieg der Betriebsgewinn um gut 21 Prozent auf 79 Millionen Euro.
Die Zahlen lagen zwar im Rahmen der Erwartungen von Analysten. Dennoch verloren die Aareal-Aktien am Vormittag gut ein Prozent an Wert und gehörten damit zu den schwächsten Werten im MDax .
In den Monaten April bis Juni profitierte das Institut auch von einem gestiegenen Zinsüberschuss und dem lukrativen Verkauf eines Bürohauses in Frankfurt. So machte die Bank ihre gestiegenen Kosten wett. Der Aufwand kletterte unter anderem wegen der Westimmo-Übernahme und der Integration des im vergangenen Jahr übernommenen Konkurrenten Corealcredit. Zudem erhöhte die Bank die Rücklagen für die 2015 erstmals erhobene europäische Bankenabgabe um 7 Millionen auf 16 Millionen Euro.
Unter dem Strich verdiente das Institut im zweiten Quartal 200 Millionen Euro nach 34 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Grund für den Anstieg ist der günstige Westimmo-Kaufpreis. Aareal zahlte für die Immobilienbank 336 Millionen Euro. Der Preis lag damit 154 Millionen Euro niedriger als das bilanzielle Eigenkapital der früheren WestLB-Tochter. Diesen Betrag konnte sich die Aareal Bank nun wie angekündigt als steuerfreien Gewinn gutschreiben.
Bei seiner Prognose für 2015 blieb der Vorstand vorsichtig. Demnach soll das operative Ergebnis bei 400 bis 430 Millionen Euro landen. Das wäre etwas weniger als der Rekordwert von 436 Millionen Euro aus dem vergangenen Jahr. Dabei stellt sich die Bank darauf ein, dass der Zinsüberschuss künftig stärker unter dem zunehmend härteren Wettbewerb leidet.
Bislang konnte die Bank den Margendruck im Neugeschäft auch durch die Übernahmen ausgleichen. Zudem profitierte das Institut von hohen vorzeitigen Kreditrückzahlungen. Diese bringen kurzfristig Sondererträge, langfristig fallen die Zahlungen aber aus. Im Gesamtjahr rechnet der Vorstand mit einem Neugeschäft von sechs bis sieben Milliarden Euro, 2014 waren es noch 10,7 Milliarden Euro.
"Der Wettbewerb bleibt hoch, solange die Zinsen niedrig sind und es so viel Liquidität gibt", sagte Vorstandschef Wolf Schumacher in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Die gewerbliche Immobilienwelt sei bei Investoren derzeit "sehr en vogue". Das Transaktionsvolumen habe wieder das Niveau von vor der Finanzkrise erreicht. Für die Aareal Bank bringt dies den Vorteil, dass die Risikovorsorge gering bleibt. Trotz des durch Westimmo gestiegenen Kreditportfolios soll sie 2015 weiter bei 100 bis 150 Millionen Euro liegen.
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Derweil ist die Integration der Westimmo den Angaben zufolge planmäßig angelaufen. Bis Ende des Jahres sollen die technischen Systeme angepasst sein. Zudem sollen dann sich überlappende Auslandsstandorte geschlossen sein. Zumindest in den nächsten drei Jahren wird die Zentrale der Westimmo in Mainz bleiben, dazu hatte sich Aareal verpflichtet. Allerdings will das Institut Funktionen vom dem zweiten wichtigen Westimmo-Standort in Münster in die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt verlegen./enl/stw/stb