Kontron AG (NemaxBasket) - Übernahme oder Klotz am Bein?

Die Kontron Embedded Computers AG, Eching, wird die Mehrheit an der amerikanischen FieldWorks Inc. übernehmen. Die verbindliche Vereinbarung der beiden Unternehmen sieht vor, dass Kontron zunächst 2,5 Mio. US-Dollar in das Unternehmen investiert.

Anschließend sollen im Rahmen einer Option bis zum 15. August 2000 insgesamt 12 Mio. Aktien erworben werden. Die Hauptversammlung von FieldWorks muss dieser Transaktion noch zustimmen, nach deren Abschluss Kontron eine Mehrheit von 52 Prozent an dem Unternehmen halten würde. Um dies darzustellen, muss eine Kapitalerhöhung vorgenommen werden, in derem Verlauf sich die Anzahl der Aktien um mehr als den Faktor 2,5 erhöht.

Kontron wertet den Schritt so, dass diese Akquisition die eigene Präsenz am amerikanischen Markt nachhaltig stärkt. Im Geschäftsbereich der mobilen embedded Computer würde man sogar weltweit zur Nummer Eins avancieren. Der Vorstand geht davon aus, dass aufgrund dieser im vierten Quartal zu konsolidierenden Übernahme ein zusätzlicher Umsatz von etwa 15 Mio. DM generiert wird. Damit erhöht Kontron die Umsatzprognose für das Geschäftsjahr 2000 auf 195 Mio. DM, nachdem man erst kürzlich aufgrund die eigenen Erwartungen von 162 auf 180 Mio. DM hoch gesetzt hatte.

FieldWorks Inc., Minnesota, ist seit 1995 an der Nasdaq unter dem Kürzel FWRX notiert. Am 1. Mai diesen Jahres verschwand die Aktie aus dem National Market und wird seitdem im SmallCap Segment gelistet. Das Unternehmen entwickelt und fertigt insbesondere für die Bereiche Transport, öffentlicher Verkehr und Industrieanwendungen mobile embedded Computer und "Systemlösungen". Kontron bezeichnet FieldWorks als einen der führenden Entwickler und Hersteller auf diesem Gebiet.

Das Unternehmen hat im Geschäftsjahr 1999 (Dez) einen Umsatz von 25,3 Mio. US-Dollar erzielt und dabei einen Verlust in Höhe von 5,4 Mio. US-Dollar erwirtschaftet. Das entsprach einem Verlust von 0,61 US-Dollar, der auf jede der insgesamt 8.894.000 Aktien entfiel. Die Ergebnisprognose für FieldWorks sieht für das laufende Geschäftsjahr ein EPS von 0,12 US-Dollar vor, was einem Gewinn von etwa 1 Mio. US-Dollar entspräche. Im ersten Quartal war ein negatives EPS von minus 28 US-Cents oder nahezu 2,5 Mio. US-Dollar insgesamt angefallen. Am 11. Mai hatte man bekannt gegeben, 20 von etwa 100 Stellen abbauen zu wollen.

FWRX hat langfristige Verbindlichkeiten in Höhe von 2,4 Mio. US-Dollar bei 3,1 Mio. US-Dollar Gesamtverschuldung.

FieldWorks ist bei einem aktuellen Kurs von 1-1/16 US-Dollar an der Börse mit 9,45 Mio. US-Dollar bewertet. Die 52-Wochen Kursbandbreite stellt sich auf 0,62 zu 3,50 US-Dollar.

Die fundamentalen Daten des zu übernehmenden Unternehmens stellen sich nicht gerade in einem strahlendem Licht dar.

Letztlich ist auch nicht klar - jedenfalls nicht nach der heutigen ad hoc Meldung- welchen Betrag Kontron noch auf den Tisch legen muss, um letztendlich 52 Prozent des Aktienkapitals zu erwerben.

Beobachter äußern sich denn auch zwiespältig. Einerseits könnte die Übernahme ein Schnäppchen sein, solange die gesamten Aufwendungen von Kontron einen Betrag von spekulativ hochgerechneten 6 Mio. US-Dollar nicht übersteigen. Immerhin kauft man sich damit in einen Jahresumsatz von mind. 25 Mio. US-Dollar hinein. Positiv wird auch verzeichnet, dass die Produktpalette von Kontron verbreitert wird. Genau dies wird von anderen Stimmen wiederum als Schwachpunkt im Sinne einer unnötigen Verzettelung gesehen. Außerdem wird auf die Gefahr hingewiesen, dass weitere Aufwendungen zur Stabilisierung von FieldWorks entstehen könnten.

Die Kontron-Aktie notiert gegenwärtig bei 86,10 Euro - 3,7 Prozent im Plus.