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"EZB sondiert die Tiefe der Anleihemärkte " - Seite 2
Die Sorgenkinder der Zukunft
Während die Nachrichtenlage in Deutschland von dem Zustrom an Flüchtlingen dominiert wird, läuft selbst manch aufmerksamer Beobachter Gefahr, andere, wichtige Themen und die Frage nach deren
Finanzierung zu übersehen. So dürften etwa die Krankenkassen 2016 einen Fehlbetrag von 3 Mrd. Euro ausweisen, nachdem sich bereits für das laufende Jahr eine Unterdeckung abzeichnet. Wer die
Kosten der notwendigen ärztlichen Versorgung von Flüchtlingen übernimmt, steht hierbei auf einem anderen Blatt Papier und könnte die finanzielle Lage der Versicherer noch weiter
verschlimmern.
Doch die Krankenkassen werden nicht das einzige Sorgenkind der Zukunft sein. So leiden die Lebensversicherer massiv unter der „Nullzins-Politik“ der Europäischen Zentralbank (EZB) und den
Folgen am Kapitalmarkt. Rendite ohne Risiko ist auch für die Kapitalsammelstellen nicht zu verwirklichen, und somit wird in immer kleineren Zeitabständen der „Garantiezins“ thematisiert.
Inzwischen hat sich sogar die Bundesregierung für eine Abschaffung ausgesprochen und dies in einem Referentenentwurf festgeschrieben. Somit soll in 2016 für alle größeren Versicherer bei
Neuabschlüssen der sogenannte Höchstrechnungszins nicht mehr gelten. Dies ist die logische Konsequenz der niedrigen Zinsen und der fehlenden Inflation. Dass im September von öffentlicher Stelle
keine Preissteigerung mehr gemessen wurde, war allerdings größtenteils der Entwicklung des Ölpreises geschuldet.
Versicherer stecken also weiterhin in der Zwickmühle und leiden trotz einer Mini-Inflation unter einem enormen Kostendruck. Ähnlich stellt sich die Lage aber auch für Banken und Sparkassen dar.
Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon wird nicht müde, auf die schweren Zeiten und die großen Veränderungen für seine Branche hinzuweisen. Rückgänge beim operativen Ergebnis sind
vorprogrammiert, und infolge der sehr geringen Zinsmargen sowie der hohen Risiken bei der Kreditvergabe steigt die Gefahr von Schieflagen für vereinzelte Kreditinstitute.
Es besteht zwar noch kein Grund, in Panik zu verfallen, aber allen Marktteilnehmern sollte klar sein, dass die Probleme bei diversen „Schwergewichten“ nicht einfach zu ignorieren sind. Ein
Umdenken ist notwendig, um für die kommenden Aufgaben gerüstet zu sein.
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