Finanzmärkte
Katalonien forciert die Abspaltung
Das Regionalparlament in Barcelona hat entschieden: In 18 Monaten soll es einen eigenen katalanischen Staat geben. Damit könnte sich die nordöstliche Region bereits im Jahr 2017 von Spanien lösen. Dabei befürworten längst nicht alle Bewohner der autonomen Region die Unabhängigkeit, obwohl sich diverse Prominente wie Pep Guardiola, Trainer des FC Bayern München, öffentlich dafür aussprechen.
In Umfragen schwankt der Anteil der Separatisten zwischen 35 und 55%. Eine klare Mehrheit tritt allerdings dafür ein, in einem Referendum über die Unabhängigkeit Kataloniens abstimmen zu dürfen. Dies verweigert die Zentralregierung in Madrid mit Verweis auf die Unteilbarkeit Spaniens.
Mit der Abspaltung des nordöstlichsten Landesteils würde das Königreich eine besonders hochindustrialisierte und wirtschaftsstarke Region verlieren. So werden die Autos der VW-Marke Seat hauptsächlich in Barcelona und Martorell produziert; zudem sind in Katalonien wichtige Firmen aus den Branchen Pharmazeutika, Textilien und Schaumwein angesiedelt. Mit Abertis, Banco de Sabadell, Caixabank, Gas Natural und Grifols haben immerhin 5 der 35 Konzerne aus dem spanischen Leitindex IBEX 35 ihren Sitz in Katalonien.
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Trotz der wirtschaftlichen Stärke ist die Region überschuldet. Katalonische Festverzinsliche werden von Ratingagenturen als Ramschanleihen eingestuft. Nach einer Sezession dürfte sich die Bonität tendenziell eher verschlechtern. Andererseits wäre die Region die hohen Transferzahlungen in andere spanische Landesteile größtenteils los. Den Euro als Zahlungsmittel könnte Katalonien vermutlich behalten, hätte aber wohl kaum mehr Einfluss auf die Währungspolitik und wahrscheinlich auch keinen Zugang zu EU-Subventionen und EZB-Krediten. Die Folgen einer Abspaltung wären für die Wirtschaft und die Aktienmärkte also schwer kalkulierbar und kurzfristig wohl eher negativ.