Wie wahrscheinlich ist ein baldiges Euro-Endzeitszenario? - Seite 2
Über politische Pyrrhus-Siege sollte sich Europa nicht freuen
Nach den glimpflich ausgehenden Wahlen haben die Eurozone und die EU jedoch keinen Grund, sich zurückzulehnen. Denn die nächste Wahl könnte ein Europa-feindliches Ergebnis zeigen. Will Europa also vor jeder anstehenden Wahl Angst vor weiterer Zersetzung haben? Wann ist die Politik bereit, statt Laubsägearbeiten zu betreiben, dicke Bretter zu bohren? „Political correct“ zu sein und sich hinter Werten zu verstecken, um möglichst niemanden aufzuschrecken, ist keine Lösung, sondern der Grund, warum Europa im jetzigen Zustand ist. Man redet von Werten, befolgt sie aber nicht. Wann steht Brüssel öffentlich dazu, dass Griechenland die Eurozone aus eigenen Kräften nicht aushalten kann und insofern ein Euro-Verbleib den Preis einer weitgehenden Schuldenstreichung und weiteren Finanzalimentierung erfordert? Wann will man den Menschen eine wirtschaftliche Perspektive zum Beispiel über Infrastrukturinvestitionen bieten, die Europa aus der Industriewüste befreit, Arbeitsplätze schafft und das Vertrauen in das europäische Gemeinschaftswerk erhöht? Wann saniert Deutschland seine Standortfaktoren und gräbt über dann sinkende deutsche Exportüberschüsse anderen Ländern dem hartnäckigen Cliché das Wasser ab, Deutschland würde weltwirtschaftlich zu Lasten anderer dominieren? Man sollte dieses Argument – auch wenn es nicht stimmt – in seiner Wirkung auf Wähler in Europa nicht unterschätzen. Und wann werden endlich die Banken in Südeuropa von Grund auf saniert, damit sie ihrer volkswirtschaftlichen Aufgabe der Kreditvergabe wieder gerecht werden können? Es gibt keinen vernünftigen Aufschwung ohne ordentliche Kreditvergabe. Was muss insgesamt nach Brexit und den Herausforderungen eines Präsidenten Trump denn noch passieren, damit Europa aufwacht und begreift, dass das Europäische Gemeinschaftswerk zur Disposition steht? Wann wird es krisensicher gemacht?
Euro-Konjunktur mit zwei Geschwindigkeiten
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Da ist es erfreulich, dass sich die Konjunkturstimmung in Europa insgesamt zu Jahresbeginn laut ifo Institut stabilisiert hat. Setzt man die Einschätzung der Geschäftslage und -erwartungen in der Eurozone für das I. Quartal 2017 zueinander in Beziehung, befindet sich die Euro-Wirtschaft vor allem angesichts aufgehellter Erwartungen zumindest stimmungsseitig sogar in der konjunkturellen Zyklusphase „Boom“. Offensichtlich gehen die befragten europäischen Unternehmen davon aus, dass sie auch von den Trumponomics in den USA profitieren werden.