ETF Securities Research – Rohstoffe
Energiekrieg: OPEC auf verlorenem Posten
Kurswechsel nach Misserfolg
2015 dokumentierten wir in mehreren Researchartikeln den Preiskrieg, mit dem die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) zum Schlag gegen die wachsenden Marktanteile der kostenintensiven Förderländer ausholte. In diesem Artikel wollen wir einige dieser Themen rekapitulieren und aktualisieren.
Da die OPEC den kostenintensiven Förderländern die gewonnenen Marktanteile neidete und die Verschiebung des Status quo als Störung empfand, ließ sie sich 2014 auf einen Preiskrieg ein. Obwohl das Kartell die Preise in den Keller treiben konnte, scheiterte es kläglich daran, die wirtschaftliche Situation seiner Mitglieder zu verbessern. Die Volkswirtschaften Venezuelas und Nigerias befinden sich aufgrund der niedrigeren Rohölpreise in Schockstarre. Venezuela hat eine Inflation, die in die Tausende Prozent geht. Unruhen in den Straßen des Landes sind keine Seltenheit. Den Kursen seiner Anleihen nach zu urteilen, steht das Land kurz vor der Zahlungsunfähigkeit. In Nigeria nutzen Terroristen den beklagenswerten Zustand der Staatsfinanzen aus. Der nigerianische Naira wertete seit 2014 um beinahe 50 Prozent ab.
Saudi-Arabien führte die OPEC in die Schlacht, um in beispiellosem Tempo Öl zu fördern. In der Folge brachen die Rohölpreise von über 100 USD/Barrel 2014 auf unter 30 USD/Barrel zwei Jahre später ein. Nachdem es dem „arabischen Frühling“ 2010 mit einem großzügigen Ausgabenprogramm knapp entkommen ist, kann Saudi-Arabien nun offensichtlich nicht mehr tatenlos zusehen, wie seine Einnahmen ins Bodenlose fallen. Nach der Inanspruchnahme der Anleihemärkte und der Straffung der Finanzpolitik befindet sich das Land immer noch in finanziellen Schwierigkeiten. Für einen ausgeglichenen Staatshaushalt benötigt es 78 USD pro Barrel Rohöl, was deutlich über den aktuellen Ölpreisen liegt (2014 waren es 106 USD/Barrel). Die saudische Regierung will daher einen Teil ihrer staatlichen Ölgesellschaft Saudi Aramco verkaufen und die Erlöse in einen Investitionsfonds stecken. Für eine befriedigende Bewertung braucht sie aber einen höheren Ölpreis.
Als Saudi-Arabien seinen Fehler mit Verspätung bemerkte, brachte es die OPEC dazu, die Rohölförderung zum Jahreswechsel 2017 zu senken. Seine Entschlossenheit hierzu war so groß, dass es unter zehn Nicht-OPEC-Ländern eine Einigung zustande brachte, der zufolge diese sich an seiner Seite an der Förderkürzung beteiligten. Die Vereinbarung, die ursprünglich nur vorsah, die Produktion vom Oktober 2016 für sechs Monate um 1,8 Mio. Barrel zu senken, wurde gerade erst um neun Monate bis März 2018 verlängert.