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    ETF Securities Research – Rohstoffe  1945  0 Kommentare Energiekrieg: OPEC auf verlorenem Posten

    Kurswechsel nach Misserfolg

    2015 dokumentierten wir in mehreren Researchartikeln den Preiskrieg, mit dem die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) zum Schlag gegen die wachsenden Markt­anteile der kostenintensiven Förderländer ausholte. In diesem Artikel wollen wir einige dieser Themen rekapitulieren und aktualisieren.

    Da die OPEC den kostenintensiven Förderländern die gewonnenen Marktanteile neidete und die Verschiebung des Status quo als Störung empfand, ließ sie sich 2014 auf einen Preiskrieg ein. Obwohl das Kartell die Preise in den Keller treiben konnte, scheiterte es kläglich daran, die wirtschaftliche Situation seiner Mitglieder zu verbessern. Die Volkswirt­schaften Venezuelas und Nigerias befinden sich aufgrund der niedrigeren Rohölpreise in Schockstarre. Venezuela hat eine Inflation, die in die Tausende Prozent geht. Unruhen in den Straßen des Landes sind keine Seltenheit. Den Kursen seiner Anleihen nach zu urteilen, steht das Land kurz vor der Zahlungsunfähigkeit. In Nigeria nutzen Terroristen den beklagenswerten Zustand der Staatsfinanzen aus. Der nigeria­nische Naira wertete seit 2014 um beinahe 50 Prozent ab.

    Saudi-Arabien führte die OPEC in die Schlacht, um in beispiellosem Tempo Öl zu fördern. In der Folge brachen die Rohölpreise von über 100 USD/Barrel 2014 auf unter 30 USD/Barrel zwei Jahre später ein. Nachdem es dem „arabischen Frühling“ 2010 mit einem großzügigen Ausgaben­programm knapp entkommen ist, kann Saudi-Arabien nun offensichtlich nicht mehr tatenlos zusehen, wie seine Einnahmen ins Bodenlose fallen. Nach der Inanspruch­nahme der Anleihemärkte und der Straffung der Finanzpolitik befindet sich das Land immer noch in finanziellen Schwierig­keiten. Für einen ausgeglichenen Staatshaushalt benötigt es 78 USD pro Barrel Rohöl, was deutlich über den aktuellen Ölpreisen liegt (2014 waren es 106 USD/Barrel). Die saudische Regierung will daher einen Teil ihrer staatlichen Ölgesellschaft Saudi Aramco verkaufen und die Erlöse in einen Investitions­fonds stecken. Für eine befriedigende Bewertung braucht sie aber einen höheren Ölpreis.

    Als Saudi-Arabien seinen Fehler mit Verspätung bemerkte, brachte es die OPEC dazu, die Rohölförderung zum Jahres­wechsel 2017 zu senken. Seine Entschlossenheit hierzu war so groß, dass es unter zehn Nicht-OPEC-Ländern eine Einigung zustande brachte, der zufolge diese sich an seiner Seite an der Förderkürzung beteiligten. Die Vereinbarung, die ursprünglich nur vorsah, die Produktion vom Oktober 2016 für sechs Monate um 1,8 Mio. Barrel zu senken, wurde gerade erst um neun Monate bis März 2018 verlängert.


    ETF Securities
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    ETF Securities ist einer der weltweit führenden, unabhängigen Anbieter von börsennotierten Rohstoffprodukten (ETPs) und bietet eine umfangreiche Palette an börsennotierten Aktien-, Rohstoff- und Währungsprodukten an. Das Unternehmen hat im Jahr 2003 das erste börsennotierte, physisch hinterlegte Gold-Produkt emittiert. Mittlerweile bietet ETF Securities über 300 ETPs in den Assetklassen Rohstoffe, Währungen und Aktien an, die an den wichtigsten Börsen weltweit notiert sind.
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    Verfasst von ETF Securities
    ETF Securities Research – Rohstoffe Energiekrieg: OPEC auf verlorenem Posten • Die Versuche der OPEC, die kostenintensive Rohölförderung anderer Länder aus dem Markt zu drängen, scheinen zu scheitern. • Die anfänglich positive Resonanz, die die OPEC bei ihrer taktischen Kehrtwende 2016 für die Förderkürzung erhielt, lässt rasch nach, da die Möglichkeiten des Kartells, „alles Erforderliche zu tun“, skeptisch gesehen werden. • Die Produzenten von US-Schieferöl und anderen unkonventionellen Formen von Rohöl haben gelernt, in einem Umfeld niedrigerer Ölpreise rentabel zu arbeiten. Wir gehen davon aus, dass sich die Expansion der US-Ölforderung fortsetzt, obwohl die Preise nicht einmal mehr halb so hoch wie 2014 sind.