ETF Securities Research – Rohstoffe
Energiekrieg: OPEC auf verlorenem Posten - Seite 2
Der Markt zeigte sich allerdings von der jüngsten Verlängerung nicht beeindruckt. Da man von der OPEC mehr erwartet hatte, zumal sie vorher verlauten ließ, man werde „alles Erforderliche tun“, gaben die Rohölpreise nach.
Vor allem fiel auf, dass im Rahmen der Einigung nicht auf die Möglichkeit einer erneuten Verlängerung hingewiesen wurde. Dies legt die Vermutung nahe, dass es nicht leicht war, die neunmonatige Verlängerung zustande zu bringen, und dass tiefere Einschnitte, wie sie Saudi-Arabien befürwortet hatte, nicht in Betracht gezogen wurden.
Einhaltung der Vereinbarung
Wir merkten in unserem Artikel „Wenig Ehre unter den Mitgliedern des OPEC-Kartells“ an, dass sich die Mitglieder weitgehend an die Vereinbarung hielten. Da aber mehrere Länder ausgenommen seien, senke das Kartell die Förderung nicht annähernd um die 1,2 Mio. Barrel, zu denen es sich verpflichtet hatte.
Saudi-Arabien, das einen Großteil der Kürzung schultert, entzog dem Markt im ersten Monat nach der Vereinbarung eine Menge Rohöl, ließ die Förderung aber seither wieder ansteigen. Auch wenn es die Eckpunkte des Deals unverändert einhält, zeigt die steigende Produktion, wie schwierig es ist, gegen saisonale Trends anzukämpfen.
Da die politischen Gräben in der OPEC breiter werden, fragen wir uns, in welchem Umfang die OPEC-Mitglieder ihren Pflichten nachkommen werden. In der vergangenen Woche kappten Saudi-Arabien und einige Staaten des Golfkooperationsrats ihre diplomatischen Beziehungen zu Katar. Saudi-Arabien schloss die Grenze zu Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Ägypten unterbrachen die Schiffs- und Flugverbindungen. In Anbetracht dessen ist es möglich, dass Katar aus den Reihen des saudi-geführten OPEC-Kartells ausschert und mehr Rohöl als zugeteilt fördert. Auch wenn Katar klein ist und im vergangenen Monat gerade einmal 0,6 Mio. Barrel zu den von der OPEC geförderten 31,7 Mio. Barrel beitrug, könnte seine mangelnde Vertragstreue andere zur Aufgabe ihrer Förderziele bewegen.
Transparente Berichte, aus denen die Fördermengen der teilnehmenden Nicht-OPEC-Länder hervorgehen, gibt es immer noch nicht. Russland behauptet zwar, dass es seine Förderung vereinbarungsgemäß um 0,3 Mio. Barrel gesenkt hat, doch zeigt der OPEC-Bericht aus dem letzten Monat, dass es nur 0,2 Mio. Barrel waren[1].
Ölbranche in den USA robust
Während die OPEC den Markt zu überzeugen versucht, dass sie zum Abbau der globalen Rohölvorräte genug tut, steigt die Förderung in den USA, Kanada und Brasilien weiter an.