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    Alarmglocken  161484  3 Kommentare Autoleasing: Es kommen amerikanische Verhältnisse nach Europa

    Autofahrer mögen Leasing, weil sie teure Autos fahren können und sich flexibel für ein neues Fahrzeug entscheiden können. Die Kehrseite der Medaille trifft nicht die Autofahrer, sondern Banken und den Gebrauchtwagenmarkt.

    Die US-amerikanische Automobilbranche ist bereits mit Leasingverträgen überschwemmt - zumeist mit niedrigen monatlichen Raten für mehrere Jahre, einer Anschlusszahlung und der Rückgabe des Fahrzeugs. Rein rechnerisch kommen die US-Verbraucher auf ähnliche Raten, wie bei einem herkömmlichen Darlehensvertrag. 

    In Europa wird eine ähnliche Tendenz beobachtet, wodurch die Käufer von verbrieften Leasingverträgen einem ähnlichen Risiko ausgesetzt werden, wie es seit Jahrzehnten in den USA aufgebaut wurde ("Bloomberg"). Aaron Baker, Kreditanalytiker bei Banco Bilbao Vizcaya Argentaria SA, sagte: "Wenn es zu einem dramatischen Einsturz der Fahrzeugwerte käme, dann werden die Kreditnehmer ihre Fahrzeuge zurückgeben und die Anleihengläubiger müssen die Verluste tragen". Eine solche Entwicklung könnte die Banken und den Gebrauchtwagenmarkt stark belasten.

    Die gestiegene Bereitschaft der Verbraucher in Europa für Leasingverträge, führt folglich dazu, dass immer mehr Restwagenwerte verbrieft werden. Ein erhöhtes Risiko von fehlgeschätzten Restwerten könnte die Finanz- und Automobilbranche stark belasten. So hat VW seine britischen Leasingforderungen an Investoren verkauft. Bei der Hälfte der Verträge wurden die Restwerte zu Beginn festgelegt. Wenn diese Restwerte zu hoch angesetzt wurden, dann entsteht ein erhöhtes Abwertungsrisiko. Bei BMW sieht es ähnlich aus, denn die Marke hat ihre Leasingforderungen am französischen Markt verkauft und hier besteht bei 60 Prozent der Verträge ein Abwertungsrisiko. 

    Schaut man nocheinmal über den Atlantik, dann kann konstatiert werden, dass in den USA bereits seit den 1990er Jahren Leasingforderungen verbrieft wurden und Europa in diesem Segment jetzt massiv aufholt.

    In Großbritannien werden aktuell mehr als 85 Prozent aller verkaufter Neuwagen finanziert, während 2009 nur die Häfte der Fahrzeuge finanziert wurden. Das Besondere dieser sogenannten individuellen Finanzierungsvereinbarung ist, dass die Verträge ähnlich dem Leasing sind und am Ende der Vertragslaufzeit werden die Autos wieder zurückgegeben. Moody's rechnet deshalb mit einem steigenden Druck auf die Preise im Gebrauchtwagensegment und warnt zugleich, dass es keine Garantie dafür gibt, dass die zukünftigen Restwerte mit den heutigen Erwartungen übereinstimmen. Anthony Parry, von Moody's, sagt voraus, dass ein weiterer Anstieg der Leasingverträge dazu führen wird, dass die Restwerte sinken.

    Scheinbar gibt es in der Finanzbrache schon ein erhöhtes Risikobewusstsein. Calvin Davies von NN Investments Partners sagte, dass er bei Restwert-Deals sehr selektiv vorgeht und europäische Transaktionen mit hohen Sicherheiten bevorzugt. Laut JPMorgen fiel im Juni die durchschnittliche Renditeprämie für Auto-Verbriefungen auf ein 10-Jahres-Tief von 15 Basispunkten, für europäische Wertpapiere, die durch Hypotheken und Kreditkartenschulden unterstützt werden, lag die Renditeprämie bei 46 Basispunkten. 

    Während bei der klassischen Autofinanzierung die Käufer von forderungsbesicherten Wertpapieren, sogenannten Asset-Backed-Security, das Risiko übernahmen, dass der Kreditnehmer ausfällt, tragen sie jetzt ein doppeltes Risiko: Der Leasingnehmer könnte ausfallen und die Forderung könnten weniger Wert sein als ursprünglich angenommen.




    wallstreetONLINE Redaktion
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