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     5794  1 Kommentar Enteignung – weil es mit der Inflation nicht klappt? - Seite 2

    - Sparen und zurückzahlen
    - Aus dem Problem herauswachsen
    - Die Schulden abschreiben
    - Entwertung durch Inflation

    Einschätzung von White: sparen und zurückzahlen ist politisch nicht verkraftbar, schon gar nicht, wenn es mehrere Länder gleichzeitig versuchen. Höheres Wirtschaftswachstum setzt Reformen voraus, die in schlechten Zeiten schwer durchzusetzen sind. Schuldenschnitte wären denkbar, sind aber unpopulär. Verbleibt nur die Inflation als vermeintlich schmerzfreie Lösung.

    Heute, sieben Jahre später kann man nur sagen, dass White Recht hatte mit seiner Einschätzung: die Krisenländer haben mehr, nicht weniger Schulden (Staaten und Private zusammen). Reformen gab es zwar, aber ohne den gewünschten Effekt beim Wirtschaftswachstum, zu schwer wirken die Gegenwinde aus Überschuldung und Demografie. Schuldenschnitte gab es nur in Griechenland und auch dort wurden sie nur sehr halbherzig umgesetzt. Inflation wurde probiert – bislang ohne Erfolg.

    Wäre Inflation leicht zu erreichen, hätten wir sie schon längst. Zu groß sind aber die deflationären Kräfte aus Überschuldung, Demografie, schwacher Produktivitätsentwicklung, neuen Technologien und fehlender Bereinigung von Überkapazitäten und Zombieunternehmen. Letzteres auch Folge der Politik billigen Geldes.

    Dass es nicht zur Inflation kommt, ist aus Sicht der politisch Verantwortlichen und der Schuldner mehr als misslich. Solange der Schuldenüberhang bestehen bleibt, wird die Wirtschaft nicht zu nachhaltig höheren Wachstumsraten zurückkehren – trotz der guten Konjunktur zurzeit. Damit wächst aber die Gefahr politischer Unfälle, wie beispielsweise die Wahl einer eurokritischen Regierung in Italien.

    Also doch offen

    Bleibt keine andere Wahl, als das Schuldenproblem offen anzugehen. Am vernünftigsten wäre es natürlich, die faulen privaten und staatlichen Schulden durch Schuldenschnitte zu reduzieren. Die Schuldner würden nur einen Teil der Verpflichtungen erfüllen, die Gläubiger entsprechend verlieren. Das wäre die fairste Vorgehensweise, tragen doch auch die Gläubiger eine Mitschuld, wenn sie unsoliden Staaten, Banken oder Unternehmen Kredit gewähren. Praktisch wäre eine schwere Rezession die Folge, da die Banken alleine in der Eurozone mindestens 1000 Milliarden verlieren würden.


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    Daniel Stelter
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    Dr. Daniel Stelter ist Makroökonom und Gründer des Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Von 1990 bis 2013 war Stelter Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group (BCG), wo er von 2003 bis 2011 weltweit das Geschäft der BCG Praxisgruppe Corporate Development (Strategie und Corporate Finance) verantwortete.

    Er ist Autor mehrerer Bücher. Sein aktuelles Buch „Das Märchen vom reichen Land - Wie die Politik uns ruiniert“ war auf der SPIEGEL Bestsellerliste. Twitter: @thinkBTO
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    Verfasst von Daniel Stelter
    Enteignung – weil es mit der Inflation nicht klappt? - Seite 2 Schulden können nicht ewig schneller wachsen als die Wirtschaft. Um sie loszuwerden, setzen Politik und Notenbanken auf Inflation. Und wenn die nicht kommt auf Enteignung.

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