Wenn -Gut- nicht gut genug ist - schwächeres Gewinnwachstum birgt Probleme
Auf mittlerweile 6,1 % ist die Wachstumsrate der Gewinne angestiegen, nachdem inzwischen 90 % der Unternehmen aus dem S&P 500 ihre Zahlen veröffentlicht haben. Als ich vor einer Woche über die Berichtssaison schrieb, stand das Wachstum noch bei 5,8%. Die ursprünglichen Erwartungen von +2,85% werden also immer weiter übertroffen.
Effekt von positiven Bilanzzahlen lässt weiter nach
Nach einer Untersuchung von FactSet werden positive Überraschungen beim Gewinn aber nur noch unterdurchschnittlich honoriert, während auf der anderen Seite enttäuschende Gewinnzahlen überdurchschnittlich abgestraft werden.
Um die Ursache für diese Entwicklung zu finden, muss man nicht lange suchen. Denn die Trends an den Aktienmärkten haben schon einen weiten Weg hinter sich und so wurden ein großer Teil der Erwartungen bereits eingepreist. Gleiches trifft auch auf das aktuell insgesamt höhere Gewinnplus bei den Unternehmen aus dem S&P 500 zu. Schließlich sind die Kurse auch während der laufenden Berichtssaison bis vor kurzem noch weiter gestiegen.
Bäume wachsen nicht in den Himmel
Leider wachsen Bäume aber nun mal nicht in den Himmel. Entsprechend zeigt sich inzwischen auch schon eine abnehmende Dynamik beim Gewinnwachstum. Nachdem die Gewinne der S&P 500-Unternehmen im 1. Quartal 2017 noch um +14 % gestiegen sind, waren es im 2. Quartal noch etwas mehr als +10 %. Nun sind es im 3. Quartal noch die besagten 6,1%.
Ein vergleichbares Bild zeichnet sich auch in Europa ab. So gab es laut der Deutschen Bank bei den Unternehmen im europaweiten Stoxx-600-Index im 1. Quartal 2017 beim Gewinn je Aktie noch einen kräftigen Gewinnsprung von rund 26 %. Anschließend schwächte sich das Wachstum im 2. Quartal auf 18% ab. Im 3. Quartal sank das Gewinnwachstum auf nur noch 7,6 % (wobei hier bislang erst knapp 80 % der Unternehmen berichtet haben). Gleichzeitig schafften es nur noch 51 % der Unternehmen, die Erwartungen zu übertreffen. Dies sei der schwächste entsprechende Wert seit fast zwei Jahren, so die Deutsche Bank.
Das Problem des schwächeren Gewinnwachstums
Sollte diese Tendenz weiter anhalten, könnte das für den Aufwärtstrend an den Aktienmärkten ein Problem werden. Wie will man ohne ebenfalls stark steigende Gewinne die stark steigenden Aktienkurse noch begründen? Der S&P 500 ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von aktuell 18,0 schon jetzt ambitioniert bewertet – manch einer könnte sie auch als „teuer“ bezeichnen. Wenn die Dynamik des Gewinnwachstums weiter abnimmt, dürfte sich demnach auch der Aufwärtstrend zumindest verlangsamen.