4 Rekorde – und 5 Gründe, warum die US-Börsen völlig über… sind
Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
es sind nur noch zwei Wochen bis zum Jahresende. Da richten sich die Blicke der meisten Anleger natürlich schon auf das kommende Jahr. Die entscheidende Frage dabei ist: Wie lange wird die Rally an den (US-)Aktienmärkten noch weitergehen? Die Antwort darauf wird davon abhängen, wie S&P 500, Dow und Co. ihre Über-Probleme lösen. Denn die US-Börsen sind derzeit in vieler Hinsicht „über“.
Die Über-Probleme der US-Märkte
Erstens ist die Rally inzwischen überdehnt. Der aktuelle Bullenmarkt läuft seit dem Tief im März 2009. Im Dow Jones ist dabei sogar das klassische Kriterium dafür formal erfüllt. Danach wird ein Bullenmarkt erst durch einen mindestens 20%igen Kurseinbruch beendet. Den bisher größten Einbruch seit 2009 sahen wir 2011. Dieser endete im Dow Jones bei 19,2 %.
Im S&P 500 betrug der Kursrückgang zwar 21,6 %, aber da die Kurse danach sofort wieder nach oben drehten und neue Hochs erreichten, blieb die Aufwärtstendenz intakt. Erst 2015/16 kam es zu dem nächsten stärkeren Einbruch, der aber bei beiden Indizes bei -15 bzw. -16 Prozent endete. Auch danach ging die Rally mit neuen Hochs weiter.
Seitdem gab es an den US-Börsen praktisch keinen „Crash“ mehr, der merklich über 5 % hinausging. Einen kurzen Rücksetzer in dieser Größenordnung löste zwar die Brexit-Entscheidung im Juni 2016 aus und im NASDAQ 100 gab es im Juli dieses Jahres noch eine kurzfristige Turbulenz, bei der diese Marke überschritten wurde. Aber Dow Jones und S&P 500 sind damit seit dem 27.06.2016 oder 371 Handelstagen ohne 5%-Rücksetzer. Das sind für beide Indizes neue Rekordwerte in ihrer Kurshistorie.
Neue Börsen-Strategie: einfach „Hochkaufen“
Damit zeigt sich das zweite Problem der US-Indizes: Die Anleger sind inzwischen überoptimistisch. Jeder kleine Rücksetzer wird als Kaufgelegenheit gesehen und damit wieder „hochgekauft“. So bleiben größere Korrekturen aus und die Kursausschläge werden immer geringer.
Und weil das nun seit gut 18 Monaten so prächtig funktioniert, herrscht inzwischen – drittens – übertriebene Sorglosigkeit. Das zeigt sich an der immer geringeren Volatilität (siehe folgender Chart):
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(Quelle: MarketMaker)
Seit Mai dieses Jahres fällt die Volatilität an den US-Optionsmärkten immer wieder unter die 10%-Marke – also seit mittlerweile acht Monaten. Auch diese Serie ist historisch einmalig – die bisher längste Serie mit Monatstiefs unter 10 % dauerte von November 2007 bis Februar 2008, also vier Monate. Ende November markierte sie sogar einen neuen historischen Tiefstwert (siehe gelbe Ellipse), als sie kurzzeitig knapp unter das bisherige Tief vom Dezember 2007 fiel.