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    Crowdinvesting international  1985  0 Kommentare
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    Wie die Crowd die globale Finanzwelt verändert - Teil 1

    Crowdinvesting international - Teil 1: USA und Großbritannien

     

    Crowdinvesting leistet in Deutschland einen wichtigen Beitrag zur Finanzierung von Startups. Plattformen wie Companisto ermöglichen es Gründern, ihre Idee mit ausreichend Kapital an den Start zu bringen, und sie ermöglichen es den Crowdinvestoren, sich an innovativen Geschäftsideen von Anfang an zu beteiligen.

    Doch Crowdinvesting ist längst nicht nur in Deutschland ein Thema. Auch in anderen Teilen der Welt werden Startups und Wachstumsunternehmen verstärkt über die Crowd finanziert. Wir werfen einen Blick über den Tellerrand und auf das internationale Parkett. Dabei zeigen wir, wie sich der Markt in diesen Ländern entwickelt hat, wer die größten Anbieter sind und welche Gesetze sie jeweils beachten müssen. In ersten Teil unseres zweiteiligen Beitrags blicken wir in die USA und nach Großbritannien.

     

    Crowdinvesting in USA

     

    Auch in den USA gibt es natürlich große Crowdinvesting-Plattformen. Allerdings spricht man im englischsprachigen Raum nicht von Crowdinvesting, sondern von Equity-based Crowdfunding – oder kurz Equity Crowdfunding. Die Idee des Crowdfunding hat in den USA zuerst Fuß gefasst. Und dennoch brauchte es bis ins Jahr 2016, bis die Crowd in den USA auch Anteile an Startups und Wachstumsunternehmen erwerben konnte.

    Das lag vor allem an der strikten Regulierung. Bis dahin war es Plattformbetreibern nämlich verboten, Firmenanteile über das Internet zum Kauf an nicht-vermögende Personen anzubieten, ohne sich zuvor als Broker registrieren zu müssen. Ein solche Registrierung war mit viel Bürokratie-Aufwand und immensen Kosten verbunden, die schnell noch höher ausfallen konnten, als eine Prospektpflicht gegenüber der BaFin in Deutschland.

    Das änderte sich erst, als im April 2012 ist in den USA der „Jumpstart our Startups Act“ (JOBS) von der US-Regierung verabschiedet wurde. Durch das Gesetz konnten Crowdfunding-Plattformen erstmals Eigenkapital von Startups anbieten – unter dem wachsamen Auge der US-Börsenaufsicht SEC. In den USA unterliegt ein Crowdinvestment also der Börsenaufsicht und nicht der Finanzaufsichtsbehörde wie der BaFin in Deutschland. Eine Prospektpflicht wie im deutschen Kleinanlegerschutzgesetz ist in den USA nicht vorgesehen.

    Es dauerte allerdings noch einmal bis zum Mai 2016, bis das Gesetz effektiv in Kraft trat. Seitdem sind Online-Plattformen für Crowdinvesting wie die Pilze aus dem Boden geschossen. Es verwundert nicht, dass auch eine der größten Crowdfunding-Seiten nun Equity Crowdfunding anbietet: Indiegogo. Der große Konkurrent Kickstarter hält sich dagegen bisher aus dem Markt der renditeorientierten Schwarmfinanzierung heraus und bleibt beim klassischen Crowdfunding.

    Neben Indiegogo gibt es eine Reihe weiterer Plattformen für Equity Crowdfunding, mit ganz unterschiedlichen Geschäftsmodellen. So wirbt etwa Angel List damit, dass Crowdinvestoren dort zusammen mit professionellen Business Angels in Startups investieren können – und das zu denselben Konditionen. Allerdings haben dort nur zertifizierte Investoren Zugang zu den Angeboten, die Plattform steht also nicht für jedermann offen.

    Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch Crowdfunder, nur dass es dort große Venture-Capital-Gesellschaften wie Y Combinator sind, die als Lead-Investoren vorangehen. Allerdings sind dort auch die Mindestinvestitionssummen (zwischen 10.000 und 50.000 Dollar) extrem hoch. Die Plattform Fundable, die zuvor auch klassisches Crowdfunding angeboten hat, setzt beim Crowdinvesting dagegen auf nicht-öffentliche Finanzierungsrunden.

    Der Anbieter CircleUp aus San Francisco vertraut auf Machine-Learning-Algorithmen, die den Markt nach kleinen und mittelständischen Unternehmen durchforsten. Anschließend werden die Firmen mit den passenden Anlegern zusammengebracht. Die Plattform Early Shares bietet Crowdinvesting für kleine und mittelständische US-Unternehmen an, Equity Shares ist dagegen auf Crowdinvesting für Gewerbe-Immobilien spezialisert.

    Da der Markt für Equity Crowdfunding in den USA bis 2016 auf vermögende Personen beschränkt war, ist es schwierig belastbare Daten für dieses Segment zu erhalten. Tatsache ist, dass die USA eine sehr ausgeprägte VC-Branche haben und eine gewisse Risikoaffinität tief in der amerikanischen Mentalität verankert ist.

    Einen Eindruck über die Größe des Marktes gibt der Branchendienst CrowdExpert.com, der eine Datenbank der 35 größten amerikanischen Seiten für Crowdinvesting führt. Demnach umfasste der Markt für Crowdinvesting in Startups bereits im Jahr 2015 etwa 1,2 Milliarden Dollar. Hinzu kamen nochmal 900 Millionen Dollar Investitionen in Immobilien. Das entspricht einem Gesamtvolumen des US-Crowdinvesting-Marktes von 2,1 Milliarden Dollar.

     

    Crowdinvesting in Großbritannien

     

    Großbritannien ist einer der Vorreiter beim Crowdinvesting, das auch hier Equity Crowdfunding heißt. Equity Crowdfunding erfreut sich in Großbritannien wachsender Beliebtheit und ist der Sektor mit den zweithöchsten Wachstumsraten innerhalb der alternativen Finanzbranche nach Crowdlending. Inzwischen nimmt die Crowd dort eine signifikante Rolle im Bereich Venture Capital ein.

    Während das Martkvolumen für Startup-Finanzierungen über die Crowd im Jahr 2013 noch bei knapp 32 Millionen Euro lag, stand es im Jahr 2015 schon bei mehr als 280 Millionen Euro. Der gesamte britische Markt für Crowdinvesting (inklusive Immobilien-Crowdinvesting) umfasste 2015 ein Volumen rund 389 Millionen Euro, wie aus einer Untersuchung der Cambridge Universität hervorgeht. Allein die Crowd-Finanzierungen für Startups und Wachstumsunternehmen beliefen sich demnach auf etwa 287 Millionen Euro.

    Ein Lagebericht, der in Zusammenarbeit mit dem Branchendienst CrowdfundingHub, dem Versicherungskonzern AIG und zahlreichen Experten aus der Branche entstanden ist, verdeutlicht den steilen Aufstieg des Equity Crowdfundings in Großbritannien: Während die junge Branche im Jahr 2011 lediglich 0,3 Prozent des gesamten Venture-Capital-Marktes ausmachte, waren es im Jahr 2015 schon 15,3 Prozent – Tendenz steigend.

    Ob dieser Trend auch nach dem Brexit anhält, bleibt abzuwarten. Immerhin schafften es die britischen Crowdinvesting-Plattformen Anfang 2016 noch, zu den aktivsten Wagniskapitalgebern des Landes aufzusteigen. Zu den bekanntesten Plattformen gehören Crowdcube, Seedrs und Syndicate Room. Jede Plattform verfolgt dabei einen eigenen Ansatz.

    Crowdcube ging bereits 2011 an den Start. Die Plattform bietet Anlegern die Möglichkeit in Unternehmen aus der Startup-, Early-Stage- und Growth-Phase ab einem Betrag von 10 Pfund zu investieren. Crowdcube verfügt über eine FCA-Lizenz zum Vertrieb von Eigenkapitalbeteiligungen. Mit einer Crowd von 300.000 Investoren, 430 Finanzierungsrunden und etwa 217 Millionen Euro eingesammeltem Kapital ist Crowdcube nicht nur Marktführer in Großbritannien, sondern auch in Europa.

    Der große Konkurrent von Crowdcube heißt Seedrs. Seedrs war die erste Plattform, die eine Lizenz der britischen Finanzaufsichtsbehörde FCA („Financial Conduct Authority“) für den Vertrieb von Eigenkapitalbeteiligungen erhalten hat. Zudem war Seedrs führend darin, den britischen Markt für Privatinvestoren zu öffnen, indem die Plattform als erstes eine Mindestinvestitionssumme 10 Pfund einführte. Damit übernahm sie in Großbritannien dieselbe Rolle, die Companisto in Deutschland erfüllte.

    Nur wenige Monate nach dem Brexit verkündete Seedrs, nun auch in Berlin ein Büro für die DACH-Region zu eröffnen. Auch wenn Seedrs im Finanzierunsgvolumen hinter Crowdcube lag, schaffte sie es 2015 in einer Rangliste der „Top Technologie Investoren“ in Großbritannien vor den großen Rivalen.

    Die Plattform Syndicate Room hat den Ansatz der Lead-Investoren zuerst am Markt eingeführt und vefolgt ihn auch bis heute. Professionelle Lead-Investoren führen dabei eine erste Due-Diligence-Prüfung durch und handeln die Konditionen aus, zu denen dann alle weiteren Investoren einsteigen können. Syndicate Room hat seit der Gründung im September 2013 bis zum Juli 2016 etwa 70 Millionen Euro für 75 Unternehmen eingesammelt.

    Die Financial Conduct Authority (FCA) – die britische Aufsichtsbehörde, die mit der deutschen BaFin vergleichbar ist – reguliert den Markt für Crowdinvesting in Großbritannien. Ein Crowdinvestment ist in Großbritannien erlaubnispflichtig. Alle Plattformbetreiber müssen über eine entsprechende Lizenz für den Verkauf von Eigenkapital-Beteiligungen verfügen. Zudem müssen erfahrene von unerfahrenen Investoren über einen Screening-Prozess getrennt werden. Davon hängt dann ab, wieviel ein Investor in ein Crowdinvesting investieren darf.

    Hier geht es zum Teil 2 unseres Reports, in dem wir nach Frankreich, Schweden und Estland blicken.

    Im zweiten Teil unseres Beitrags werfen wir einen Blick nach Frankreich, Schweden und Estland. Erfahren Sie mehr zum Thema Crowdfunding, Crowdinvesting und zu unterschiedlichen Anlagestrategien in der Companisto Investoren-Akademie und dem Companisto Blog.

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    Tamo Zwinge
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    Tamo Zwinge leitet seit Juni 2012 als Gründer und Geschäftsführer die Crowdinvesting-Plattform Companisto, auf der Startups eine Schwarmfinanzierung von Mikroinvestoren, den sogenannten Companisten, erhalten können. Er arbeitete zuvor mehrere Jahre als Jurist bei CMS Hasche Sigle, einer der führenden wirtschaftsberatenden Anwaltssozietäten in Deutschland. Dort betreute er große Unternehmen in den Bereichen Gesellschaftsrecht, Unternehmenstransaktionen und Private Clients. Aufgrund dieser Kompetenzen verantwortet Tamo Zwinge im Besonderen die rechtliche Ausgestaltung von Companisto und die stetige Optimierung des Companisto-Modells auf Anschlussfinanzierungen durch Venture Capital-Gesellschaften.
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    Verfasst von Tamo Zwinge
    Crowdinvesting international Wie die Crowd die globale Finanzwelt verändert - Teil 1 Crowdinvesting leistet nicht nur in Deutschland einen wichtigen Beitrag zur Finanzierung von Startups. Auch in anderen Teilen der Welt werden Startups verstärkt über die Crowd finanziert. Wir werfen einen Blick über den Tellerrand auf das internationale Parkett.