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    Crowdinvesting international  1693  0 Kommentare
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    Wie die Crowd die Finanzwelt verändert - Teil 2

    Crowdinvesting international - Teil 2: Frankreich, Schweden, Estland

     

    Crowdinvesting leistet in Deutschland einen wichtigen Beitrag zur Finanzierung von Startups. Plattformen wie Companisto ermöglichen es Gründern, ihre Idee mit ausreichend Kapital an den Start zu bringen, und sie ermöglichen es den Crowdinvestoren, sich an innovativen Geschäftsideen von Anfang an zu beteiligen.

    Doch Crowdinvesting ist längst nicht nur in Deutschland ein Thema. Auch in anderen Teilen der Welt werden Startups und Wachstumsunternehmen verstärkt über die Crowd finanziert. Im ersten Teil unseres zweiteiligen Beitrags haben wir uns den Markt in den USA und Großbritannien angeschaut. Im zweiten Teil unseres Beitrags blicken wir nun nach Frankreich, Schweden und Estland.

     

    Crowdinvesting in Frankreich

     

    Crowdinvesting spielt in Frankreich einer immer wichtigere Rolle. Das Land nimmt im europäischen Vergleich nach Großbritannien den zweiten Platz ein. Eine Untersuchung des Alternativen Finanzmarkts der Cambridge Universität in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young zeigt den rapiden Antsieg des Crowdinvesting-Markts in Frankreich seit seiner Einführung. Während im Jahr 2008 nur zwei Plattformen im Bereich Crowdfunding existierten, waren es Anfang 2015 schon 70, davon 14 Crowdinvesting-Plattformen.

    Auch das Marktvolumen für Crowdinvesting ist im letzten Jahr mit knapp 40 Prozent stark gewachsen. Wurden 2014 noch etwa 19 Millionen Euro über Crowdinvestments eingesammelt, waren es 2015 schon über 50 Millionen Euro und 2016 sogar 69 Millionen Euro. Auch der französische Immobilien-Crowdinvesting-Markt verzeichnete einen Boom und wuchs von 2015 auf 2016 um satte 60 Prozent auf mehr als 50 Millionen Euro.

    Zu den bekanntesten Plattformen zählen WiSeed, Anaxago und Smart Angels. WiSeed, das in Frankreich im Jahr 2008 an den Start ging, bietet eine breite Palette von Crowdinvesting-Projekten an: Startups, Immobilien, Social-Businesses, Erneuerbare-Energie- und Agroforstwirtschafts-Projekte. Die Plattform aus dem südfranzösischen Toulouse hat bereits 100 Immobilien-Projekte mithilfe der Crowdinvestoren finanziert.

    Anaxago ist die größte französische Plattform für Crowdinvesting und hat seinen Firmensitz in Paris. Die Plattform bietet jedem Startup die Möglichkeit, Seed- und Early-Stage-Investments zwischen 200.000 Euro und 2,5 Millionen Euro durchzuführen. Crowdinvestoren können sich auf Anaxago ab 1.000 Euro an einem Startup aus den Bereichen Biotech, Healthcare, Digital, Foodtech, EdTech und FinTech beteiligen.

    Insgesamt wurden so 132 Unternehmen mithilfe der Crowdinvestoren finanziert. Mehr als 65 Millionen Euro Investitionssumme wurde eingesammelt und rund 74.000 Crowdinvestoren sind auf Anaxago registriert. Damit ist Anaxago Marktführer in Frankreich und nimmt dort die Rolle ein, die Companisto in Deutschland inne hat. Seit Anfang 2017 bietet die Plattform unter dem Ableger Anaxago Immobilier auch ein Crowdinvestment für Immobilien an.

    Smart Angels bietet ausschließlich Beteiligungen für junge, französische Unternehmen an. Die Mindestinvestitionssumme liegt bei 1.000 Euro. Der Fokus in der Auswahl der Startups liegt dabei sehr stark auf Technologie. Als besonderen Ansatz bietet die Crowdinvesting-Plattform eine Partnerschaft mit der Allianz-Versicherung. So investiert der Investmentfonds der Allianz zu denselben Konditionen wie die Privatinvestoren, die Allianz-Kunden sind, und kauft ihnen im Krankheitsfall ihre Unternehmensbeteiligungen ab.

    Frankreich ist Vorreiter bei der Regulierung des Crowdfunding- und Crowdinvesting-Marktes. Im Oktober 2014 führte die Regierung den Status „Conseiller en Investissement Participatif“ (CIP) für Plattformbetreiber ein. Ein entsprechendes Gesetz regelt den Vertrieb von Eigenkapitalbeteiligungen und Unternehmensanleihen über das Internet unter Aufsicht der Finanzbehörde ACPR („Autorité de Contrôle Prudentiel et de Résolution“) – dem französischen Pendant zur deutschen BaFin – und der Börsenaufsicht AMF („Autorité des Marchés Financiers“).

    Crowdinvesting ist in Frankreich erlaubnispflichtig. Plattformbetreiber können sich bei der Registrierungsbehörde ORIAS („Organisme pour le registre unique des intermédiaires en assurance, banque et finance“) mit dem CIP-Status registrieren lassen. Der Status ist mit gewissen Rechten und Pflichten verbunden, beinhaltet aber auch Ausnahmen von Veröffentlichungspflichten, die für die meisten Crowdinvesting-Plattformen finanziell schwer zu stemmen wären.

    Die Plattformbetreiber für Crowdinvesting dürfen selbst keine Investorengelder verwalten und dürfen auch nicht selbst in Projekte investieren, die sie auf ihrer Seite präsentieren. Außerdem sind sie dazu verpflichtet, genau wie Companisto in Deutschland auch, die Crowdinvestoren über das Risiko dieser Geldanlage aufzuklären. Eine gesonderte Aufklärung wie beim Herunterladen des Vermögensanlageninformationsblatts (VIB) auf Companisto oder ein Social-Media-Werbeverbot gibt es in Frankreich nicht. Allerdings darf das Startup selbst nicht öffentlich für seine Finanzierungsrunden werben.

    Zudem müssen sie die Startups dazu verpflichten, in regelmäßigen Abständen Finanzpläne und Jahresabschlüsse zu veröffentlichen. Wie sie dies bewerkstelligen, hat der Gesetzgeber aber zum Großteil den Plattformen und Verbänden überlassen. Dafür wurde im Gesetz verankert, dass die Plattformen jederzeit auf Anfrage des Investors alle verfügbaren Informationen über ein Investment-Projekt zur Verfügung stellen müssen.

    Für CIP-Plattformen unterliegt ein Crowdinvestment bis 1 Million Euro keiner Prospektpflicht. Damit ist die Grenze für französische Anbieter deutlich niedriger als sie beispielsweise von der BaFin in Deutschland angewendet wird. Die maximale Laufzeit der Beteiligungen liegt bei 7 Jahren. Während deutsche Startups gesetzlich an Nachrangdarlehen gebunden sind, dürfen französische Startups Eigenkapital in Form von außerbörslichen Aktien ausgeben. Allerdings dürfen ihre Investments nicht in anderen EU-Ländern anbieten. Gleichzeitig sollen französische Plattformen durch das Gesetz vor ausländischer Konkurrenz abgeschirmt werden.

     

    Crowdinvesting in Schweden

     

    Schweden hat sich in den letzten Jahren zu Europas Startup-Hotspot gemausert. Das Land hat nach Großbritannien die zweitmeisten „Unicorns“ hervorgebracht – also Startups mit einer Bewertung über einer Milliarde Euro. Die bekanntesten Startups aus Schweden sind Skype, dass 2011 für 8,5 Milliarden Euro an Microsoft verkauft wurde, sowie Spotify, das zuletzt ebenfalls eine Bewertung von 8,5 Milliarden Euro aufrufen konnte.

    Auch der Spotify-Konkurrent SoundCloud machte seine ersten Gehversuche im schwedischen Stockholm, bevor das Unternehmen seinen Sitz nach Berlin verlagerte. Die schwedische Hauptstadt konnte Berlin im letzten Jahr sogar aus den Top-Drei der Startup-Hauptstädte Europas verdrängen, wie aus einem Venture-Capital-Report von Ernst & Young hervorgeht.

    Dank eines Spotify-Megadeals wurden in Stockholm insgesamt 1,2 Milliarden Euro in Startups investiert. In Berlin waren es im selben Zeitraum nur 1,07 Milliarden Euro. Kein Wunder, dass auch Crowdinvesting längst Fuß in Schweden gefasst hat. Der Crowdinvesting-Markt umfasst dort ein Volumen von rund 3,7 Millionen Euro, wie aus einer Untersuchung der Cambridge Universität hervorgeht.

    Zu den bekanntesten Plattformen zählen FundedByMe und Tessin, wobei letztere sich auf Immobilien-Investments spezialisiert hat. Zudem haben sich auch ausländische Plattformbetreiber in Schweden etabliert, wie etwa die finnische Plattform Invesdor, der britische Anbieter CrowdCube oder die amerikansiche Seite Indiegogo.

    FundedByMe ist Schwedens Marktführer bei Crowdfinanzierungen. Doch anders als Companisto bietet die FundedByMe sowohl klassisches Crowdfunding, als auch Crowdinvesting und Crowdlending an. Nach eigenen Angaben hat FundedByMe mehr als 33 Millionen Euro an Kapital für 462 Unternehmen eingesammelt. Dabei kann die Plattform auf eine Basis von über 78.000 registrierten Investoren bauen.

    Die finnische Plattform Invesdor ist der größte Konkurrent vom schwedischen FundedByMe, das seinerseits in Finnland aktiv ist. Invesdor wurde 2012 in Helsinki gegründet und bietet Crowdinvesting in Finnland, Schweden, Dänemark und Großbritannien an. In 78 Finanzierungsrunden wurden rund 29 Millionen Euro in Startups investiert. Invesdor war die erste Crowdfunding-Plattform, die nach der europäischen MiFiD-Richtlinie lizensiert wurde.

    Der Crowdfunding-Markt in Schweden ist noch immer unreguliert. Es existiert keine klare Definition des Begriffs Crowdfunding und kein spezifisches Gesetz wie in Deutschland, Frankreich oder Großbritannien. Demnach besteht auch keine Prospektpflicht wie sie etwa die deutsche BaFin ab einer Summe von 2,5 Millionen Euro verlangt. In einem Bericht der schwedischen Aufsichtsbehörde Finansinspektionen, dem schwedischen Pendant zur BaFin, hieß es, dass „in bestimmten Umständen nicht einmal klar ist, welche Regierungsbehörde für die Aufsicht von Crowdfunding in Schweden zuständig ist“.

     

    Crowdinvesting in Estland

     

    Estland ist europäischer Vorreiter in Sachen Digitalisierung. Das kleine baltische Land – mit 1,3 Millionen Einwohnern hat Estland in etwa die Bevölkerungszahl von München – hat früh begriffen, dass das Internet neue Geschäftsideen ermöglicht. Es hat daher diese Chance ergriffen, den Prozess der Digitalisierung mitzugestalten und für sich gewinnbringend zu nutzen.

    So sind dort etwa fast alle Behörden online, so dass die Bürger sich den mühsamen Weg zum Amt sparen können. Außerdem bietet Estland als weltweit erstes Land einen elektronischen Ausweis an, sie sogenannte e-Residency. Jeder, der ein Online-Business in Estland registriert, kann die e-Residency beantragen. Dadurch soll die digitale Wirtschaft Estlands einen Wachstumsschub erhalten.

    Auch in punkto Crowdinvesting ist Estland engagiert. Das baltische Land profitiert dabei zur kulturellen Nähe zu Schweden. Der größte Anbieter von klassischem Crowdfunding ist etwa die Swedbank, die laut dem Branchendienst CrowdfundingHub bis dato etwa 1,1 Millionen Euro über spendenbasiertes Crowdfunding eingesammelt hat.

    Neben Swedbank gibt es in diesem Bereich noch die estnische Plattform Hooandja, die 2012 an den Start ging und rund 43.000 Mitglieder aus 180 Ländern verzeichnet. Mit Fundwise startete 2015 auch die erste Plattform für Crowdinvesting in Estland. Die Gründer der Seite hatten zuvor Erfahrungen mit Crowdfunding bei Hooandja gesammelt und wollten nun auch den Bereich Crowdinvesting in Estland etablieren.

    Fundwise verfügt nach eigenen Angaben über knapp 7.300 registrierte Crowdinvestoren, die bisher rund 550.000 Euro Kapital für innovative Unternehmen bereitgestellt haben. Fundwise kooperiert zudem mit der estnischen Regierung und bietet die e-Residency als sichere Möglichkeit einer digitalen Authentisierung an.

    Eine der wohl innovativsten Crowdinvesting-Plattformen Europas ist Funderbeam. Die Plattform wurde 2013 ins Leben gerufen. Bisher wurden über 2,3 Millionen Euro Kapital über die Seite eingesammelt. Doch Funderbeam ist nicht nur Anbieter von Crowdinvesting, sondern bereitet auch Daten des weltweiten Startups-Marktes auf. Es zeigt Investoren Profile von über 146.000 Startups auf der ganzen Welt an. Zugleich sind auf der Seite die Profile von mehr als 24.000 Investoren einsehbar.

    Funderbeam-CEO Kaidi Ruusalepp, die zuvor Vorstand der regionalen Börse Nasdaq OMX Talinn war, bezeichnet Funderbeam als „Finanzierungs- und Handelsplattform für Wachstumsunternehmen“. Denn der Plattformbetreiber bietet nicht nur Crowdinvesting an, sondern hat auch einen Zweitmarkt für Startup-Beteiligungen etabliert. Dort können Investoren Crowdinvesting-Beteiligungen wie an der Börse handeln.

    Dabei setzt Funderbeam auf die Blockchain-Technologie, die auf kryptografischer Verschlüsselung basiert. Das soll den Vorgang der Transaktionen sowohl transparent als auch besonders sicher machen. Funderbeam hat den Anspruch eine weltweite Plattform aufzubauen. Das Unternehmen hat seinen Sitz daher in London und unterliegt der Aufsicht der FCA, dem britsichen Äquivalent zur deutschen BaFin.

    Im Bereich Crowdinvesting für Immobilien ist Crowdestate das Maß aller Dinge in Estland. Das Unternehmen mit Sitz in Talinn verfügt über eine Basis von knapp 15.000 Investoren und konnte rund 17 Millionen Euro für 36 Immobilien-Projekte einsammeln. Der Anbieter EstateGuru aus Talinn besetzt dagegen eine andere Nische: Schwarmfinanzierung für Immobilienkredite. Rund 6.600 Investoren haben so bereits über 20 Millionen Euro für Bauprojekte in Estland verliehen.

    Der Markt für Crowdfunding und Crowdinvesting ist in Estland noch unreguliert. Die Angebote sind erlaubnispflichtig und unterliegen der estnischen Finanzaufsichtsbehörde „Finantsinspektioon“. Die Behörde fungiert auch unter dem englischen Namen „Estonian Financial Supervision Authority“ (EFSA) und ist vergleichbar mit der deutschen BaFin.

    Plattformbetreiber, die übertragbare Unternehmensanteile anbieten, müssen sich bei der EFSA lizenzieren lassen. Bei den meisten gehandelten Firmenanteilen in Estland handelt es sich jedoch nicht um übertragbare Anteile im Sinne des Gesetzes, so dass viele Plattformbetreiber keine Lizenz vorweisen müssen. Diese Anteile sind vergleichbar mit den deutschen Nachrangdarlehen.

    In Estland besteht eine Prospektpflicht für alle Crowdinvesting-Angebote, wie sie in Deutschland von der BaFin erst ab einem Volumen von 2,5 Millionen Euro verlangt wird. Jedes öffentliche Crowdinvesting-Angebot muss einen durch die EFSA geprüften Prospekt aufweisen. Um diese strikte Prospektpflicht zu umgehen und einen breiteren Markt zu erreichen, gehen die großen estnischen Crowdinvesting-Plattformen daher nach London und unterstehen dort der britischen Gesetzgebung.

    Hier geht es zum Teil 1 unseres Reports, in dem wir nach Frankreich, Schweden und Estland blicken.

    Im zweiten Teil unseres Beitrags werfen wir einen Blick nach Frankreich, Schweden und Estland. Erfahren Sie mehr zum Thema Crowdfunding, Crowdinvesting und zu unterschiedlichen Anlagestrategien in der Companisto Investoren-Akademie und dem Companisto Blog.

    Tamo Zwinge
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    Tamo Zwinge leitet seit Juni 2012 als Gründer und Geschäftsführer die Crowdinvesting-Plattform Companisto, auf der Startups eine Schwarmfinanzierung von Mikroinvestoren, den sogenannten Companisten, erhalten können. Er arbeitete zuvor mehrere Jahre als Jurist bei CMS Hasche Sigle, einer der führenden wirtschaftsberatenden Anwaltssozietäten in Deutschland. Dort betreute er große Unternehmen in den Bereichen Gesellschaftsrecht, Unternehmenstransaktionen und Private Clients. Aufgrund dieser Kompetenzen verantwortet Tamo Zwinge im Besonderen die rechtliche Ausgestaltung von Companisto und die stetige Optimierung des Companisto-Modells auf Anschlussfinanzierungen durch Venture Capital-Gesellschaften.
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    Verfasst von Tamo Zwinge
    Crowdinvesting international Wie die Crowd die Finanzwelt verändert - Teil 2 Crowdinvesting leistet nicht nur in Deutschland einen wichtigen Beitrag zur Finanzierung von Startups. Auch in anderen Teilen der Welt werden Startups verstärkt über die Crowd finanziert. Wir werfen einen Blick über den Tellerrand auf das internationale Parkett.