BinTec AG

Planmäßige Katastrophe

Die BinTec Communications AG meldet Umsatzerlöse für die ersten sechs Monate des laufenden Geschäftsjahres in Höhe von 16,1 Mio. Euro. Das ist eine Steigerung um 30% gegenüber dem ersten Halbjahr 1999. Das Periodenergebnis gemäß DVFA/SG nach Steuern und Firmenwertabschreibungen kommt auf minus 1,631 Mio. Euro.

Erfreulich sei der Auslandsumsatz verlaufen; dieser erreicht nun 23,5 Prozent des Gesamtumsatzes. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres hatte er noch bei 8,3 Prozent gelegen. Sehr vielversprechend würden sich auch die Geschäftsaussichten im asiatischen Markt entwickeln.

BinTec sieht sich mit der Entwicklung von Umsatz und Ergebnis voll im Plan liegen. das Unternehmen ist nach eigener Auffassung europäischer Marktführer im Bereich Business Connectivity Solutions. Neue Aufträge von Großkunden wie DeTeLine und La Poste, sowie strategische Kooperationen z.B. mit Computer 2000 hätten zu diesem Erfolg geführt.

Alles nach Plan, aber: Die Verknappung wichtiger Bauteile hätte den Einkauf verteuert und die Entwicklung wie Markteinführung von Produkten mit höherer Marge verlangsamt. Künftig sollen durch direktere Wege im Vertrieb und Marketing Schwächen schneller erkannt und drohenden Umsatz- und Ergebnisausfällen frühzeitig entgegenwirkt werden.

Anscheinend ist ein Verantwortlicher für die planmäßige Entwicklung gefunden worden: Claus Wortmann, bisheriger Vorstandssprecher des Unternehmens, scheidet auf eigenen Wunsch und im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat zum 28. August 2000 aus dem Unternehmen aus. Wie es in einer getrennten ad hoc Meldung heißt, wolle er sich einer anderen beruflichen Tätigkeit zuwenden. Seine Funktion wird von Walter Erl wahrgenommen. Der neue CEO wird auch für die Ressorts Vertrieb/Marketing, Customer Services und Personal verantwortlich zeichnen.

Die BinTec Communications AG hatte im Geschäftsjahr 1999 den Gesamtumsatz um 69 Prozent von 18,1 auf 30,6 Mio. Euro steigern können. Der Gewinn vor Steuern legte um 172 Prozent auf 2,8 Mio. Euro zu. Der Gewinn je Aktie vor Firmenwertabschreibungen betrug 0,17 Euro.

Nach einer Mitteilung des Unternehmens aus April diesen Jahres -also vor der mittlerweile wieder abgeblasenen Elmeg-Übernahme- wollte BinTec auch im laufenden Geschäftsjahr wieder schneller als der Markt wachsen und strebte ein Umsatzwachstum um 70 Prozent auf etwa 52 Mio. Euro an. In 2001 sollte der Umsatz um noch einmal 42 Prozent auf mindestens 74 Mio. Euro steigen. Hierbei wären weitere Akquisitionen noch nicht berücksichtigt. Das Unternehmen erwartete damals für das Jahr 2000 einen Gewinn vor Steuern und Firmenwertabschreibungen von 4,1 Mio. Euro (plus 50 Prozent). Im Jahr 2001 wurde mit einer Steigerung um 120 Prozent auf 9,0 Mio. Euro gerechnet. Damit sollte der Gewinn je Aktie vor Firmenwertabschreibungen in 2000 auf 0,25 Euro und in 2001 auf 0,60 Euro zulegen.

Für das Jahr 2000 passt BinTec seine Umsatzprognose nach der heutigen Meldung nun dramatisch nach unten an, nämlich auf 34 Mio. Euro. Das sind gerade mal 10 Prozent mehr als 1999. Das Ergebnis nach DVFA/SG nach Steuern und Firmenwertabschreibungen soll tief im roten Bereich bei minus 5 Mio. Euro ankommen. Im Jahr 2001 aber wird alles besser - viel besser. Die Umsatzerlöse werden dann mit 64 Mio. Euro bei leicht positivem Ergebnis erwartet. Bis dahin ist es lang...

Die heutige Meldung ist inhaltlich eine Katastrophe. Nicht nur das - sie ist darüberhinaus ein weiteres Negativbeispiel am Neuen Markt in Sachen Investor Relations. Die angeblich guten Nachrichten nehmen breiten Raum ein, das andere wird in ein paar Zeilen heruntergespielt. Kein Zeichen von Stärke!

Die Anleger wenden sich massiv von der Aktie ab. Das Papier verliert aktuell mehr als 16 Prozent auf 17,30 Euro. Das ATL der Aktie liegt bei 17,28 Euro. Es gibt gegenwärtig keinen Grund, warum diese Marke den weiteren Kursverfall aufhalten sollte, auch nicht aus charttechnischer Sicht.