Traditionsunternehmen kaufen?
Brille: FIELMANN - Aktie: FIELMANN - Seite 2
Fielmann könnte insgesamt deutlich stärker wachsen und aggressiver expandieren. Am Markt liegt es nicht. „Unsere größte Herausforderung ist qualifiziertes Personal. Sie bekommen ja auch kaum einen Handwerker. Ähnlich geht’s uns beim Personal. Für Hörgeräte ist die Herausforderung übrigens noch viel größer.“ Von daher plant Fielmann pro Jahr mit der Eröffnung von ca. 10 Niederlassungen, nachdem es Ende 2017 insgesamt 723 Niederlassungen waren. Zudem sollen bestehende Niederlassungen erweitert werden. Um dem Personalmangel entgegenzusteuern, wird Fielmann massiv in die Digitalisierung investieren. Ziel ist, den Verkauf zu optimieren und effizienter zu werden. „Unsere Prozesse müssen schlanker werden, damit unsere Mitarbeiter effizienter arbeiten können“.
Fielmann hat für das Brillengeschäft bisher kein Online-Angebot. „Wir sind weiterhin der Auffassung, dass der Verkauf von Brillen online sehr schwer ist. Einige Online-Anbieter bauen nunmehr stationäre Geschäfte auf. So falsch können wir mit unserer Auffassung nicht liegen. Natürlich haben wir den Online-Markt im Blick und verfolgen das. Wir forschen in diese Richtung sehr viel. Ich weiß nicht, was in 5 bis 10 Jahren ist. Aber bei entsprechenden Fortschritten in der Technologie, könnte es irgendwann soweit sein, dass Fielmann online Brillen verkauft. Bei Kontaktlinsen sind wir bereits online.“ Kontaktlinsen sind auch ein Wachstumsmarkt. In Deutschland tragen übrigens nur 5 % Kontaktlinsen; in anderen Ländern ist die Zahl signifikant höher. Allerdings muss der Kunde bei Kontaktlinsen im Vergleich zur Brille mehr investieren.
Fielmann konzentriert sich weiterhin auf organisches Wachstum. „Wir schauen uns immer wieder um, ob wir etwas kaufen. In Italien haben wir überlegt, ob wir uns eine Kette kaufen und dann schneller am Markt sind. Wir haben uns aber dagegen entschieden. Beim Kauf haben wir das Thema, dass wir einmal die Kette bezahlen und dann die Kosten für das Rebranding tragen müssen. Alternativ müssten wir eine Zweitmarke aufbauen. Das wollen wir bisher nicht“, erklärt Zeiss. Da Fielmann bisher sehr erfolgreich agiert, ist ein Wechsel in der Strategie nicht zwingend notwendig. In den letzten 15 Jahren hat es gut ohne Akquisitionen funktioniert. Und am Kauf von teuren Online-Brillen-Firmen von Private-Equity Gesellschaften hat Fielmann schon überhaupt kein Interesse.
Die Aktie von Fielmann ist weiterhin kein Schnäppchen. Dafür aber qualitativ sehr gut. Aufsichtsratschef Mark Binz, ein bekannter Rechtsanwalt aus Stuttgart, ist von der Aktie jedenfalls überzeugt. Er hat im März immerhin für über 200 000 Euro Aktien von Fielmann gekauft. Wir meinen: Weiter kaufen.